Wir stellen die Gutzkow Gesamtausgabe zur Zeit auf neue technische Beine. Es kann an einzelnen Stellen noch zu kleinen Problemen kommen.

[Nachdruck unter den Augen des Bundestages.]#

Metadaten#

Herausgeber
  1. Christine Haug
  2. Ute Schneider
Fassung
1.0
Letzte Bearbeitung
07.2020

Text#

72 [Nachdruck unter den Augen des Bundestages.]#

* Nachdruck unter den Augen des Bundestages. Das Nachdruckssystem der Frankfurter Oberpostamtszeitung und ihrer Beilage ist schon oft gerügt worden. Um einen Beweis zu geben, wie gerecht die Rügen sind, müßte man diesem offiziellen Organ der Thurn und Taxisschen Postbehörde Schritt für Schritt folgen, um in jeder Nummer nachzuweisen, wieviel darin geraubtes, andern Blättern entzogenes, widerrechtlich nachgedrucktes Gut sich befindet. Wir sind im Besitz einer werthvollen Einsendung, die sich die Mühe gegeben hat, alle im Laufe des Jahres 1841 von Herrn Berly (soll Schuster heißen) nachgedruckten Artikel zusammenzustellen. Der Raum verbietet uns, diese interessante Statistik, einen Beitrag zur Literatur des Nachdrucks, hier abzudrucken. Wir begnügen uns mit folgendem kleinen Bruchstück, das wir noch in einen Theil des neuen Jahres hinübergeführt haben:

Das Frankfurter Conversationsblatt enthält in:

№ 355 Nachdruck 3 Spalten aus dem Stuttgarter Gerichtssaal.

№ 356 " 3½    ""Brans Miscellen. 

"1    ""dem Landboten 

"¾    ""der Allgemeinen Zeitung. 

"1    ""Magazin f. d. Litr. d. Auslands.

№ 357"4    ""Brans Miscellen. 

"1½    ""dem Gesellschafter. 

"1    ""„Elsaß,“ „Rheinland,“ „National-Zeitung.“

№ 358"2    ""Brans Miscellen. 

"1¼    ""dem Gesellschafter. 

"¾    ""der Modenzeitung. 

"⅓    ""dem Nürnberger Correspondenten. 

"½    ""dem Rheinland.

№ 359"3½    ""Brans Miscellen. 

"2    ""dem Globe (nach einer anderswoher nachgedruckten Übersetzung.) 

"⅓    ""der Wiener Zeitschrift. 

"½    ""dem Pfenningsmagazin und dem Unterhaltungsblatt.

№ 360"2    ""dem Humoristen. 

"2    ""dem Globe (siehe vorhin). 

"2    ""Schachts Geographie. 

"1    ""der Allgemeinen Leipziger Zeitung. 

"1    ""dem Mainzer U. B. und dem Berliner Athenäum.

№ 1 1842 Nachdruck 2½ Sp."aus der Hamburger Börsenhalle. 

"4    ""dem Humoristen und der Rhein- und Mosel-Zeitung.

№ 2"3    ""R. Hirschs Gedichten.

 "2    ""der Hamburger Börsenhalle. 

"1    ""dem Morgenblatt und Danziger Dampfboot.

№ 3"4    ""der Börsenhalle. 

"1½    ""den politischen Blättern.

№ 4"1⅓    ""den Originalien. 

"1    ""der Börsenhalle. 

"1⅓    ""dem Morgenblatte und Ost und West.

№ 5"1⅓    ""der Börsenhalle. 

"1    ""der Allgemeinen Zeitung. 

"2    ""der Theaterchronik und Kölner Blättern.

Fast alle diese (nur in eilf Nummern) bestohlenen Journale haben Mühe, sich mit den Anforderungen der Zeit auf gleicher Höhe zu halten. Sie bezahlen theure Correspondenzen, sie bezahlen eben diese Artikel, welche ein im Sold der Frankfurter Oberpostbehörde stehender Nachdrucker schleunigst an sich rafft und seinen Lesern in einer Auflage von 1500 Exemplaren für einen spottwohlfeilen Preis überläßt. Die deutschen Buchhändler und Schriftsteller müssen sich es sauer werden lassen, damit die Frankfurter Postbehörde ein Journal hat, das ihr kein Geld kostet. Wir werden dieses Schmachregister deutscher Preßzustände von Zeit zu Zeit fortsetzen.

104 * Nachdruck unter den Augen des Bundestages. Das Frankfurter Conversationsblatt fährt in seinem unerhörten Raubsystem fort. Wir blieben in unserm Nachweis seiner gestohlenen Artikel kürzlich bei № 5 stehen, und fahren nun fort:

№ 6 enthält sämmtliche 8 Spalten Nachdruck aus der Zeitung für die elegante Welt, Rheinland, dem Mannheimer Journal und ungenannter Quellen.

№ 7 „ 7 Sp. Nachdruck aus der Zeitung für die elegante Welt, Mag. für die Literatur d. A. und ungenannten Blättern.

№ 8 „ 7 Sp. Nachdruck aus den vorhingenannten Blättern, der Börsenhalle und Andersens Mährchen.

№ 9 „ 7½ Sp. Nachdruck wie vorhin, und aus der Oberdeutschen Zeitung.

№ 10 „ 7½ Sp. Nachdruck wie vorhin, theils aus ungenannten Blättern, theils aus dem Hamburger Magazin.

№ 11 „ 6½ Sp. Nachdruck theils aus denselben Blättern, theils aus der Leipziger Modezeitung und der Stuttgarter Allgemeinen Zeitung.

№ 12 „ 7 Sp. Nachdruck theils aus ungenannten Blättern, theils aus der Eisenbahn, der Allgemeinen Zeitung und dem Nürnberger Correspondenten.

№ 13 „ alle 8 Sp. Nachdruck der Hamburger Börsenhalle, dem Buchhändlerbörsenblatt und ungenannten Zeitschriften.

№ 14 „ sämmtliche 8 Sp. Nachdruck aus der Leipz. Allg. Zeitung, der Oberdeutschen, Solothurner Zeitung und vielen anderen, nicht einmal genannten Blättern.

№ 15 „ 5 ½ Sp. Nachdruck aus dem Gesellschafter und andern Blättern.

№ 16 „ wieder sämmtliche 8 Sp. Nachdruck aus ungenannten Blättern, und aus K. Mayer’s Buch über Neapel.

№ 17 „ sämmtliche 8 Sp. Nachdruck aus der Hamb. Börsenhalle, der Oberdeutschen und anderern Zeitungen.

№ 18 „ sämmtliche 8 Sp. Nachdruck aus der Börsenhalle, der Oberdeutschen Zeitung und den Feuilletons aller nur möglichen Zeitschriften.

Wir dürfen dieses hier aufgedeckte Diebssystem ohne Commentar lassen; (es spricht zu grell, zu empörend gegen sich selbst!) können aber nicht umhin, zu bemerken, daß dieses Blatt, das so schändlicherweise täglich die deutschen Blätter bestiehlt, nicht etwa von einem armen Nachdrucker im Würtembergischen, von einem Macklot, einem armen Buchdrucker in Reutlingen herausgegeben wird, sondern von der Thurn und Taxis’schen Zeitungsexpedition! Die deutschen Schriftsteller müssen sich Vielem preisgeben, aber unsere natürlichsten, unsere heiligsten Rechte, die der Bundestag selbst sanctionirt hat, wollen wir nicht mit Füßen treten lassen. Der Telegraph wird nicht ruhen und rasten in dieser Opposition. Ehre jenen Blättern, die sich uns bereits angeschlossen haben, jenem Frankfurter Nachdruckwesen und diesem Schuster die Spitze zu bieten.

Apparat#

Bearbeitung: Christine Haug, München; Ute Schneider, Mainz#

1. Textüberlieferung#

1.1. Handschriften#
1.1.1. Übersicht#

Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.

1.2. Drucke#

Dieser Artikel Gutzkows folgt seiner früheren Kritik an der Nachdruckspraxis des „Frankfurter Konversationsblatts“ in einer Miszelle des „Telegraphen“ vom 18. Dezember 1841 (Rasch 3.41.12. 18). Diese verursachte eine Gegenerklärung des Redakteurs Schuster im „Frankfurter Konversationsblatt“ vom 23. Dezember 1841 (Rasch 9/2.41.12.23). Der hier edierte Artikel liefert nun statistisches Material zur Untermauerung von Gutzkows Kritik.

J [Anon.:] Miscellen. In: Telegraph für Deutschland. Hamburg. Nr. 18, [31.] Januar 1842, S. 72, und Nr. 26, [12.] Februar 1842, S. 104. (Rasch 3.42.01.31)

2. Textdarbietung#

2.1. Edierter Text#

J. Der Text folgt in Orthographie und Interpunktion unverändert dem Erstdruck. Textsperrungen werden übernommen. Silbentrennstriche (=) werden durch - wiedergegeben. Die Seitenzählung wird mit Klammern [ ] an den betreffenden Stellen in den Text eingefügt.

Die Liste der Texteingriffe nennt die von den Herausgebern berichtigten Druckfehler sowie die Emendationen. Fehlende oder überzählige Spatien im Erstdruck wurden stillschweigend korrigiert.

Die Seiten-/Zeilenangaben im Apparat beziehen sich auf die Druckausgabe des Beitrags im Band: Schriften zum Buchhandel und zur literarischen Praxis. Hg. von Christine Haug u. Ute Schneider. Münster: Oktober Verlag, 2013. (= Gutzkows Werke und Briefe. Abt. IV: Schriften zur Literatur und zum Theater, Bd. 7.)

Errata#

Zur Buchausgabe (GWB IV, Bd. 7) sind folgende Textkorrekturen zu vermerken:

13,14 elf lies: eilf 

13,20 überlässt lies: überläßt

14,21 möglicher lies: möglichen

14,31 sanctioniert lies: sanctionirt 

Kommentar#

Der wissenschaftliche Apparat wird hier zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.