Wir stellen die Gutzkow Gesamtausgabe zur Zeit auf neue technische Beine. Es kann an einzelnen Stellen noch zu kleinen Problemen kommen.

Statistik des Absatzes deutscher Zeitschriften und Zeitungen.#

Metadaten#

Herausgeber
  1. Christine Haug
  2. Ute Schneider
Fassung
1.0
Letzte Bearbeitung
07.2013

Text#

21 Statistik des Absatzes deutscher Zeitschriften und Zeitungen.#

Der Buchhändler J. J. Weber in Leipzig hat in seiner von Hitzig geleiteten Preßzeitung ein Organ gestiftet, für welches ihm die Freunde wissenschaftlicher Preß-Rechtsbegründung um so dankbarer seyn müssen, als es in der Natur einer solchen Zeitschrift liegt, nur einen gewählten Kreis Betheiligter zu interessiren. Neben der Preßzeitung läßt derselbe Verleger jährlich in geschmackvollster Ausstattung ein bibliopolisches und bibliographisches Jahrbuch erscheinen, von welchem so eben der sechste Jahrgang*) ausgegeben wird. Den diesmaligen Inhalt bilden gesammelte gesetzliche Verfügungen über die deutsche Presse, ein vollständig geordnetes Buchhändlerverzeichniß, ein Bücherkatalog und ein Verzeichniß sämmtlicher deutscher Zeitschriften, wissenschaftlicher und politischer, allgemeiner und lokaler.

An diesem Zeitungskataloge sind die Angaben der Auflage sehr interessant. Interessant in doppelter Hinsicht. Die Besitzer und Herausgeber der Zeitschriften haben selbst bestimmt, wie stark ihr Absatz ist. Wo diese Angaben der Wahrheit entsprechen, wer möchte für die Belehrung nicht dankbar seyn? Entsprechen sie aber auch der Wahrheit? Ich glaube nur zum kleineren Theil. Man muß eine etwas tiefer gehende Kenntniß der deutschen Preßzustände haben, (und Ref. glaubt diese zu besitzen) um aus diesen Selbstschätzungen herauszuerkennen, was ehrliche Wahrheit, was renommistische Erfindung ist. Freilich sagen diese ehrlichen Leute, wir geben ja nur unsere Auflage, nicht unsern Absatz an. Aber welche Zeitschrift druckt Jahr ein Jahr aus Makulatur? Wer wird Papier und Druck verschwenden, ohne Hoffnung auf Absatz? Man sieht in diesem Verzeichniß Blätter mit 1000 Exemplaren Auflage prunken, die notorisch nicht 200 absetzen. Dieser Mangel an Ehrlichkeit ist nicht schön. Er verwirrt die Kenntniß des deutschen Preßwesens.

Bei (politischen) Zeitungen gehen wir sicherer. Der Zeitungsstempel ist eine Controle, die uns über den wirklichen Absatz einer Zeitung sogleich aufklären kann. Die Regierung würde eine übertriebene Angabe sogleich dadurch strafen, daß sie für das Plus derselben die Stempelvergütung forderte. Und doch sieht man in dem Verzeichniß auch einige gestempelte Zeitungen, die sich nicht scheuen, ihre Auflage um zwei Drittheile zu hoch anzugeben!

Von der nachfolgenden Zusammenstellung sind alle die Zeitungen und wissenschaftlichen Blätter ausgeschlossen, von denen 1) im bibliopolischen Jahrbuch überhaupt keine Absatzanzeige gemacht wurde und 2) alle die, deren Angaben uns entschieden unrichtig erschienen sind. Wir würden uns viele Feindschaft zuziehen, wollten wir diejenigen Blätter, deren Angaben offenbar nur renommiren, hier namentlich aufführen. Außerdem ließen wir die Blätter von weniger allgemeinem Interesse und Rufe fort.

22 I. Wissenschaftlich-artistische Zeitschriften.#

Burk’s Christenbote Auflage 2000 Exempl.

Hengstenberg’s evang. Kirchenzeitung " (?) 1000 "

Barmer Missionsblatt " 18000 "

Calwer Missionsblatt " 10000 "

Rheinwald’s Repertorium " 500 "

Theologische Studien und Kritiken " 900 "

Archiv für die civilistische Praxis " 2000 "

Göttinger Gelehrte Anzeigen " 450 "

Berliner Jahrbücher " 500 "

Minerva " 600 "

Medizinische Journale von Bedeutung,

fast alle zwischen " 500-750 "

Dingler’s polytechnisches Journal " 1450 "

Dampfboot (Danzig) " 1300 "

Eilpost für Moden " 800 "

Lewald’s Europa " 1600 "

Leipziger Moden-Zeitung " 4500 "

Unser Planet " 500 "

Harry’s Posaune " 450 "

Kasseler Salon " 500 "

Theaterchronik " 500 "

Sächsische Vaterlandsblätter " 500 "

II. Zeitungen.#

Aschaffenburger Zeitung " 1200 "

Augsburger Allgemeine Zeitung " 10200 "               

"  Abendzeitung " 2500 "             

" Postzeitung " 2000 "

Barmer Zeitung " 550 "

Basler Zeitung " 1000 "

Berliner Vossische Zeitung " 7000     "     

" Spenersche     " 9000 "

Allgemeine Schweizerzeitung " 1000 "

Bremer Zeitung " 1500 "

Breslauer Zeitung " 3000 "

Schlesische Zeitung " 2200 "

Carlsruher Zeitung " 2000 "

Cassel’sche Allgemeine Zeitung " 800 "

Rhein- und Mosel-Zeitung " 800 "

Cölnische Zeitung " 8200 "

Rhein. Zeitung

(wohl im Wachsen begriffen) " 1200 "

Großherzoglich Hessische Zeitung " 2600 "

Düsseldorfer Zeitung " 1200 "

Elberfelder Zeitung " 1900 "

Frankfurter Journal " 8000 "             

" Ober-Post-Amts-Zeitung " 3000 "

Hallischer Courier " 2200 "

Hamburger Börsenhalle " 1300 "             

" Nachrichten " 6000 "            

" Neue Zeitung " 1200 "           

" Correspondent " 5000 "

Hanauer Zeitung " 900 "

Dorfzeitung " 6000 "

Itzehoeer Wochenblatt " 6000 "

Kieler Correspondenzblatt " 875 "

Königsberger Zeitung (gewiß im

Steigen begriffen) " 2200 "

Leipziger Zeitung " 5000 "

Leipziger allg. Zeitung (nicht

angegeben, aber wohl gleichfalls) " 5000 "

Magdeburger Zeitung " 3600 "

Mainzer Zeitung " 900 "

Mannheimer Abendzeitung

(hat sich durch Dr. Grün sehr gehoben

und zählt circa) " 1500 "

Mannheimer Journal " 1800 "

Nürnberger Correspondent " 3000 "

Prager Zeitung " 2000 "

Schwäbischer Merkur " 7500 "

Weimarer Zeitung " 1650 "

Wiener Zeitung " 6200 "

Würzburger Zeitung " 1500 "

Züricher Republikaner " 1600 "

N. Züricher Zeitung " 800 "

Apparat#

Bearbeitung: Christine Haug, München; Ute Schneider, Mainz#

1. Textüberlieferung#

1.1. Handschriften#
1.1.1. Übersicht#

Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.

1.2. Drucke#
J [Karl] G[utzkow]: Statistik des Absatzes deutscher Zeitschriften und Zeitungen. In: Telegraph für Deutschland. Hamburg. Nr. 6, [9.] Januar 1843, S. 21–22. (Rasch 3.43.01.09)

2. Textdarbietung#

2.1. Edierter Text#

J. Der Text folgt in Orthographie und Interpunktion unverändert dem Erstdruck. Textsperrungen werden übernommen. Silbentrennstriche (=) werden durch - wiedergegeben. Die Seitenzählung wird mit Klammern [ ] an den betreffenden Stellen in den Text eingefügt. Fehlende oder überzählige Spatien im Erstdruck wurden stillschweigend korrigiert.

Die Seiten-/Zeilenangaben im Apparat beziehen sich auf die Druckausgabe des Beitrags im Band: Schriften zum Buchhandel und zur literarischen Praxis. Hg. von Christine Haug u. Ute Schneider. Münster: Oktober Verlag, 2013. (= Gutzkows Werke und Briefe. Abt. IV: Schriften zur Literatur und zum Theater, Bd. 7.)

Die tabellarische Übersicht der Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften in J (GWB IV, Bd. 7, S. 195-197) setzt bei 196,31: Dorfzeitung mit einer neuen Kolumne ein, deren Kopfzeile die Begriffe Auflage und Exempl. enthält, analog zu 195,11: Burk’s Christenbote.

Kommentierung#

Der wissenschaftliche Apparat wird hier zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.