Wir stellen die Gutzkow Gesamtausgabe zur Zeit auf neue technische Beine. Es kann an einzelnen Stellen noch zu kleinen Problemen kommen.

Naturgeschichte der deutschen Kameele#

Metadaten#

Herausgeber
  1. Martina Lauster
Fassung
1.0
Letzte Bearbeitung
12.2008

Text#

193 Naturgeschichte der deutschen Kameele.#

(Vorgetragen im Frankfurter Museum.)#

Ich weiß nicht, ob es der Geologie ebenso geht, wie der Sage nach einem Professor in Berlin. Dieser gelehrte Herr wollt’ einmal das Glück gehabt haben, in der Mark Brandenburg eine alte Römische Vase zu finden; und als man den Gegenstand genauer in Untersuchung zog, fand sich’s, daß die Vase nichts gewesen war, als aus dem siebenjährigen Kriege der Stiefel eines Postillons oder etwas dem Ähnliches. Ich weiß nicht, wie es sich mit den Entdeckungen verhält, welche die Naturforscher auf deutschen Gebirgen, ja auch in der Ebene, an Fossilien und Resten einer ausgestorbenen Thierwelt wollen gemacht haben. Sollte dieses glückliche, friedliche Deutschland einst in der That von Löwen und Mammuths bevölkert gewesen sein? Sollte man einst wirklich Gefahr gelaufen haben, auf dem Taunus oder der Schwäbischen Alb Wallfischen zu begegnen? Warlich, diese Nachrichten klingen, als wenn sich ein deutsches Blatt aus Heidelberg schreiben läßt, man hätte im Neckar Seehunde gefangen! Aber lassen wir die Urwelt auf sich beruhen; das ist erwiesen, eine Thiergattung ist nicht nur nicht ausgestorben, sondern gedeiht noch immer vortrefflich in Deutschland; das sind die Kameele.

Glückliche Zeit, wo wir an dem rauschenden Neckar die Weihe der Wissenschaft empfingen, keine Oper in Mannheim versäumten und uns an des alten Zachariä schnöden Witzen ergötzten! Wie duftig träumerisch liegt sie hinter uns! Wir besinnen uns noch auf Alles, was uns damals die Welt schien. Und in dem Strome dieser Welt bildeten sich unsere Charaktere; wir lernten die Pfälzer im Allgemeinen und die Menschen insbesondere kennen; ja wir fingen sogar schon an, von dem Charakter unserer Freunde Federn zu lesen. Aber welcher Maaßstab! Nur Jugend, nur heitere fröhliche Gesichter, Sonnenschein, Muth in seinen Ansichten und hoher Werth auf seine eigne Person! Sie waren nicht Alle so. Wenn wir auf der Terasse des Schloßbergs saßen, und hinaus blickten in die Rheinebene, und die Thürme von Speyer und Worms zählten; so trat wohl Mancher auf, und sagte: Ach, das soll schön sein? Kommt nur und werft einen Blick auf die Lüneburger Haide oder auf Hinterpommern, oder verfolgt die sanften Windungen der Spree! Da werdet ihr euer Wunder haben! Dann erhoben wir uns und fuhren auf ihn los: Du Kameel! Und siehe, das Thier blähte sich und dehnte sich aus, und wurde immer größer und buckliger, und streckte seinen Hals weithin in die Luft, und Schwielen legten sich ihm an die Brust, und seine Hufe spalteten sich, und der Kopf wurde oben immer flacher - und unten immer länger, bis zu einem Barte, der ihm ziegenhaft am Kinne wackelte. Und es war ein Bild der Wüste, das wir sahen. Aber es war nicht das einzige. Von diesen muhamedanischen Kameelen zogen ganze Karavanen durch Heidelberg, und wollten immer Recht haben, und ärgerten sich empfindlich, daß man die Dinge nicht von afrikanischer Seite ansah. Später zogen sie dann aus nach allen Regionen, und setzten sich in den Trab der Staatskarriere. Indem 194 sie an der Krippe der Budjets fraßen, erstreckte sich ihr langer Hals in Alles, in den Staat, in die Kirche, in die schöne Literatur; kurz, Kameele ringsum!

Ich erlaube mir, diesen naturhistorischen Gegenstand gründlich zu erschöpfen, einige Behauptungen Büffon’s stillschweigend zu berichtigen, und diese Race überhaupt in drei Gattungen einzutheilen, in die öffentlichen, die moralischen und die gesellschaftlichen Kameele.

Man kann zuerst von den öffentlichen nicht unerwähnt lassen, daß sie vorzugsweise verdienen, Dromedare genannt zu werden. Denn sie sind thätig, rührig und tragen mit einem Buckel mehr, als die gewöhnlichen mit zweien. Diese Gattung ist es ja vorzüglich, welche sich um das öffentliche Leben bekümmert, welche Ansprüche macht auf Staatsweisheit, auf tiefe Einsicht in den Kreislauf der Begebenheiten, auf die Beförderung der Wissenschaften, und ihres Gewerbes. Sie sind hier aber kühl und ohne Enthusiasmus. Große Gedanken belästigen sie, oder sind ihnen gänzlich unverständlich. Wo wir mit Rosenkränzen die Stirn umwinden, da erscheinen sie mit der Nachtmütze. Wenn wir vom Geist des Jahrhunderts sprechen und den Hoffnungen der Menschheit, so behaupten sie, daß Alles in der Welt von Glas sei, namentlich die Vorhängekasten ihrer Boutiquen, und daß das so viel Geld koste. Die öffentlichen Kameele handeln von Geburt aus schon mit Quincaillerien. O ja, sie treten auch in die Bürgergarde, aber sie haben immer Abhaltungen. Parthei machen können sie nun gar nicht, weil sie die Eitelkeit besitzen, Alles besser machen zu wollen. Wenn einer ihrer Nachbarn ein freies Wort führt, so kramen sie gleich aus, was der schon alles gemacht hätte! Und der hätte gut reden! Und dessen Schwestersohn sei zwar nicht angestellt, aber sein Schwager sei schon einmal nahe daran gewesen, angestellt zu werden. Ach! wir kennen diese Kameele! sie fühlen die Unheimlichkeit, nach Europa versetzt zu sein, und würden mit Freuden in die große Wüste Sahara zurückkehren, und in Mekka die rechtgläubige Kaaba küssen. In den Wissenschaften nehmen sie sich eben so blödsinnig. Keine neue Entdeckung kömmt ihnen recht. Wenn sich das Genie einen eignen Weg bahnt und alte Irrthümer an den Pranger der Kritik stellt, so lärmen sie in ihren Karavansereien, in den Literaturzeitungen. Sie haben einen eignen Abscheu vor Wärme und Licht, und ärgern sich, daß andere Leute das Wasser nicht so lange kalt im Leibe behalten, wie sie, und wie die Schwaben den rosafarbnen Neckarwein. An seinem Unglauben ist jedes wissenschaftliche Kameel erkennbar. Als neulich der Elephant der Mad. Tourniaire in Zeitungen ausgeboten wurde bei lebendigem Leibe an naturwissenschaftliche Museumsvorsteher und sonstige Liebhaber, da hat gewiß manches Kameel von Professor still bei sich gedacht: ob das wohl auch ein ächter Elephant wäre! Wahrlich, dieser Zweifel charakterisirt vollkommen die erste Klasse, welche wir vorzugsweise Dromedare genannt haben.

Auch von der zweiten Race, von der moralischen, muß ich zugeben, daß sie sich mehr dem amerikanischen Kameele nähert, dem Lama. Denn es ist Mitleid, was man für sie empfindet. Alles, was penible und prüde Grundsätze hat, gehört hierher; z. B. diejenigen, welche glauben, man habe den Kopf nicht zum Denken, sondern zum Hängenlassen. Alle diese Jammergestalten, welche die Natur mit ihren Grillen bevölkern, und die frische Farbe der Welt mit dem Leichentuch abstruser Ansichten verhängen, schaaren sich da zusammen. Diese Kameele lesen Göthe nicht, weil sie glauben, er werde ihre Sitten verderben, und nennen Alles frivol, was nichts ist, als der Gebrauch einer Kraft, welche die Natur uns spendet. Dabei sind sie ohne alle Consequenz, weil sie auch an Andern keinen Charakter im Zusammenhange verstehen und sich immer an den äußern Erscheinungen reicher und voller Naturen stoßen. Diese guten frommen Lamas verketzern selbst und können doch nicht leiden, daß man an andern Leuten kleine Eigenheiten große Fehler nennt. Hier soll die Wahrheit Honig bauen und an der Dornengeißel der Entrüstung sollen Rosinen wachsen. Gewisse Kritiker und Theaterreferenten gehören hierher. Zum Beispiel denke man sich einen Berichterstatter über die Erzeugnisse fremder Musen. Der gute Mann hat selber Gedichte gemacht, und zwar so abscheuliche, daß ihn keine Zeitung ungerupft ließ. Nun sammelt er sich alle die Blätter, worin Gift über ihn gesprützt ist, nicht um sie zu vertilgen; nein! er bewahrt sie auf, und wenn er wieder in den Fall kömmt, Kritiken schreiben zu müssen, so liest er zuvor den ganzen Wust von Verwünschungen durch, um sich nur in die nöthige gallenhafte Aufregung zu versetzen. Solche gutmüthige Seelen gehören zu den moralischen Kameelen. Dies sind diejenigen, von welchen es in der Bibel heißt, daß sie durch ein Nadelöhr gehen.

Nun aber seh’ ich endlich dich, gesellschaftliche Gattung, die du sein solltest ein leichtes, gazellenartiges Geschlecht, und schwerfällig auftrittst mit Bedenklichkeiten, Einwendungen, verdrießlichen Mienen, mit der man keine Parthie arrangiren kann, der es hier zu heiß, dort zu kalt, da nichts links, hier nichts recht ist. Das sind die wahren Umgangskameele, die unausstehlichsten von allen. Besucht man sie, so kommt man nicht zu rechter Zeit; die Gardinen sind gerad’ in der Wäsche, und ihr ewiger Refrain scheint zu sein: Gott, ich bin so beschäftigt, ich will ja heute über vierzehn Tage verreisen! Gleichsam, als wenn sie uns nicht Langeweile machten. Man betrachte nur ein solches Kameel, wenn es ausgehen will, und sich nicht entschließen kann, ob es den Regenschirm mitnehmen soll. Dann wird gesehen nach Himmel und Erde, die Hand zum Fenster hinausgestreckt, wieder ein andrer Rock angezogen, dann ist das Fischbein an einer Ecke des Schirms 195 wieder einmal losgegangen, dann wird der Kalender nachgeschlagen; kurz, es ist nicht zum Aushalten!

Wann wird diese Thiergattung aussterben? Sie ist lästig in der Liebe, in der Freundschaft, in der Ehe, in der Erziehung, in allen Berührungen, wo man heitre Laune, wenn nicht besitzen kann, doch immer sich schaffen soll. Wie unglücklich das Mädchen, in welches sich ein solcher Umstandsprinz verliebt! Sie tanzt ihm zu viel; und sie tanzt doch nur mit ihm. Sie spricht zu freundlich mit den Leuten; und sie thut es doch nur, um zu zeigen, daß er ihr keine böse Laune macht! Ein solches verliebtes Kameel ist eine Plage der Menschheit. Es verspricht seiner Braut die abscheulichsten Dinge: ein eignes Familienbegräbniß, eine Aktie in der Gothaer Lebensversicherungs-Anstalt; kurz, man kann sich denken, was erst kommen wird nach der Hochzeit. Ich kenne das nicht, aber man behauptet, die verheiratheten Kameele wären unerträglich. Sie sollen lebendige Rechnungsmaschinen sein, an den Fingern zählen und den ganzen Tag etwas vor sich hinmurmeln, was kein Mensch versteht. Er liebt Oberrad, sie liebt Niederrad. Er will nach dem Melibokus, sie nach dem Taunus.

Und in der Erziehung ist es auch so. Ich sage nichts von den Lehrern, die oft noch von der Universität her ganz horrende Kameele sind, und bei denen die Langeweile zum Handwerk gehört; aber im Hause selbst, man hört das ja, ist ewige Plage mit der Ausbildung des Geistes und der Erweckung des Nachdenkens. Der Sohn soll einmal in’s Geschäft, und frägt der Vater, was er lernt, so sind’s lateinische Vocabeln. Vergebens, daß die Mutter spricht, es wäre doch abscheulich, wenn der Junge Athen statt Athen sagte, von den römischen Consuln spräche, als wären es Amerikanische Consuln. Das ist Alles nichts, heißt es dann im Kamisol und den schlorrenden Pantoffeln: Regula de Tri, Kopfzerbrechen! Drei mal drei ist zehn! Darauf kommt’s an! Und so auch mit den Töchtern. Der Sinn für die Küche würde schon im Keim erstickt; den ganzen Tag würde Skala gesungen, und noch dazu nach der Zahlmethode 1, 3, 5, 8, und was denn das wäre, neulich hätte das Kind verlangt, der Vater solle sogar auf das neue Journal abonniren. Mit einem Worte, ich glaube, das gesellschaftliche Kameel gezeichnet zu haben, wie es ißt und trinkt, in seiner ganzen afrikanischen Wildheit, wie es nur jemals durch die vaterländische Wüste gallopirt ist.

Und so schließ’ ich diese Monographie, welche ich für einen wesentlichen Beitrag zu Okens Naturgeschichte halte. Ich freue mich, daß man selbst über die Langweiligkeit lachen kann, und sich üble Gewohnheiten ordentlich in ein wissenschaftliches System bringen lassen. Und ist nur dies mein Wunsch, daß keiner von meinem Publikum bei’m Hinausgehen um die neunte Stunde draußen unter den Sternen des Himmels, im blassen Scheine des Mondes und des vielleicht inzwischen gefallenen Schnees seinem Begleiter zuflüstern möge: „Du bist auch so ein Kameel!“ -

Apparat#

Bearbeitung: Martina Lauster, Exeter#

1. Textüberlieferung#

1.1. Handschriften#
1.1.1. Übersicht#

Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.

1.2. Drucke#

Der Text liegt in zwei Druckfassungen vor, im folgenden aufgeführt nach Wolfgang Rasch: Bibliographie Karl Gutzkow (1829 - 1880). 2 Bde. Bielefeld: Aisthesis, 1998.

J. Naturgeschichte der deutschen Kameele. Von Karl Gutzkow. (Vorgetragen im Frankfurter Museum.) In: Phönix. Frühlings-Zeitung für Deutschland. Frankfurt/M. Nr. 49, 26. Februar 1835, S. 193-195. (Rasch 3.35.02.26)
E. Naturgeschichte der deutschen Kameele. In: Soireen. Von Karl Gutzkow. Theil 2, Frankfurt/M.: Sauerländer, 1835. S. 175-190. (Rasch 2.9.2.5)

2. Textdarbietung#

2.1. Edierter Text#
J. Der Text folgt in Orthographie und Interpunktion unverändert dem Erstdruck. Textsperrungen werden übernommen. Silbentrennstriche (=) werden durch - wiedergegeben. Die Seitenzählung wird mit Klammern [ ] an den betreffenden Stellen in den Text eingefügt.
2.2. Varianten#

Für die Buchfassung als Teil der Sammlung Soireen änderte Gutzkow den Text der Journalfassung nur geringfügig. Er reduzierte die Absatzgliederung (5,13-14 und 5,30-31) und stellte dadurch die Gattung des ,gesellschaftlichen Kamels‘ in durchgängigem Text dar, ohne die Übergänge und Pausen des ursprünglichen Vortrags durch Einschnitte sinnfällig zu machen. Eine weitere größere Änderung gegenüber der Journalfassung besteht darin, dass in E die Sage, die am Anfang von J erwähnt wird (1,3), ihre Aufschlüsselung als Heine’sche Erzählung erfährt (→ Erl. zu 1,3).

Abgesehen von wenigen kleinen Änderungen in der Orthographie sind die übrigen Varianten:

1,2 Vorgetragen

Vorgelesen
E

2,31-32 ist es ja vorzüglich

ist es vorzüglich
E

3,1 sind hier aber kühl

sind dabei kühl
E

3,2 belästigen sie, oder sind ihnen

belästigen sie, oder sie sind ihnen
E

3,8-9 von Geburt aus

von Natur aus
E

6,11 Zahlmethode

Zahlenmethode
E

3. Quellen, Folien, Anspielungshorizonte#

Die folgenden Angaben treffen auch auf Gutzkows ebenso vor dem Frankfurter „Museum“ vorgetragene humoristische Gesellschaftskritiken → Ueber Pudel, Jokey’s und Nachtigallen oder über die kleinen Freuden des Lebens und → Ueber die Natur der Kometen zu:

Die zeitgenössische protosoziologische Skizzenliteratur Frankreichs, die naturwissenschaftliche Modelle der Klassifizierung ironisch auf die Analyse sozialer Phänomene anwandte (→ Globalkommentar der Zeitgenossen: 6.1.3.2. Naturwissenschaftliche Paradigmen)

Ludwig Börnes Gesellschaftssatire „Monographie der deutschen Postschnecke“ von 1821, die ebenfalls auf das Modell der Naturgeschichte anspielt

Die öffentliche Wirksamkeit des gewitzten Vortrags, für die Ludwig Börnes ebenfalls vor dem „Frankfurter Museum“ vorgetragene „Denkrede auf Jean Paul“ (1825) als Folie dient

Frankfurt als ,Bürgerstadt‘ und ‚Kulturstadt‘ zugleich (Heimatstadt Börnes und Goethes), an deren Potential zu einer liberalen Hauptstadt Deutschlands Gutzkows Satire appelliert

4. Entstehungs- und Auftrittsgeschichte#

4.1. Dokumente zur Entstehungsgeschichte#

1. Karl Gutzkow: Rückblicke auf mein Leben, GWB VII, Bd. 2, S. 143-145.

Nichts Behaglicheres von einem städtischen Leben kann man sich denken, als das Ensemble eines damals in Frankfurt alles, was zu des Lebens Anmuth, Bequemlichkeit und höherer Würde gehörte, in nächster Nähe beisammen hatte. Da lag das Theater mit mehr als mittelmäßigen, zuweilen trefflichen Leistungen. Unmittelbar daneben die Post, ringsum lagen Gasthöfe, die für die Kunst der Hôtelhaltung als Akademie galten; Kaffeehäuser, gemüthlich eingerichtet, noch nicht durch die Fremden aus den nahegelegenen Bädern verfranzösirt. Ein Lesezimmer ersten Ranges lag auf dem Roßmarkt. Eine Gasse voll Buchhandlungen, die Buchgasse, war im Nu zu erreichen (sie legte den Grund zu Deutschlands Einheit, denn hier begann, was sich später in Leipzig für die Communicationswege des geistigen Verkehrs fortsetzte); dazu die Senckenberg’sche Stiftung, eine Art Akademie für die Naturwissenschaften, sogar mit einer Sternwarte und Anatomie. Nicht zu vergessen das Städel’sche Museum, eine lehrreiche Gemäldegallerie mit vielem Schönen und Werthvollen älterer und neuerer Kunst. Und unmittelbar nahe sorgsam gepflegte Promenaden, die sich um die Stadt zogen und sich immer mehr vervollkommneten, mit der Zeit Staffagen immer zahlreicherer Neubauten. An Concerten, geistigen Genüssen dabei kein Mangel. Was nur an berühmten Namen auftauchte, holte sich, wenigstens hielten die Frankfurter auf diesen Glauben, das Diplom seines ob wirklichen oder nur gemachten Werthes erst von einer Frankfurter Beweisführung für sein Talent. Der Cäcilienverein, der Liederkranz, beide waren von Dirigenten ersten Ranges geleitet. Ein geschlossener Verein, die Museumsgesellschaft, bot einen Mittelpunkt für geistige Geselligkeit. Nur die einzige Stadtbibliothek lag außerhalb dieses schönen, engzusammengedrängten behaglichen Ensemble’s. Diese an’s äußerste Ende der Stadt zu verpflanzen, war ein unglücklicher Gedanke. Sie hätte in dem Rundkreise um den Roßplatz gerade in der Mitte liegen sollen.

Christ und Jude waren damals gesellschaftlich noch mannichfach getrennt. Zu jener eben gerühmten Lesegesellschaft wurde kein Jude zugelassen. Man hatte die Ansicht: Wo erst Einer dieses Stammes Platz gegriffen, da folgen bald die andern und zuletzt sind Wir es, die gehen müssen! Doch gab es Gelegenheiten genug, wo ein Jeder soviel galt, als sein Name, seine Bildung, sein Geist vertreten konnte. Immer mehr an Macht gewann die Börse. Börsenspiel wurde eine Kunst, die sich auf Erkenntniß der politischen Zustände gründete, eine Erkenntniß, die nicht überall anzutreffen war. Der Bundestag mochte diese vielen herumwandelnden verkörperten Barometer kaum wünschen, that sich aber gütlich an den Folgen des immer mehr steigenden Wohlstandes, an den Gastereien, die unter den großen Häusern einen förmlichen Wettstreit erzeugten. Auch eine aristokratische Gesellschaft gab es, obschon dieser die eigentlich fesselnden Bindeglieder, geistreiche und schöne Frauen, fehlten. Nur von einigen Gefallsüchtigen wußte die Chronik grade dieser Sphäre zu erzählen. Ab und zu fuhren die umwohnenden Souveräne die stattliche „Zeil“ herauf. Denn bei Rothschild gab es immer zu handeln und zu markten. Stammgast in Frankfurt war der Herzog von Nassau, der sich im Gasthof zum „Römischen Kaiser“ sogar mehr als erster Weinhändler Deutschlands, denn als Fürst zu fühlen schien.

Ein so kleines und doch bedeutsames Terrain erschien wie ein Glashaus, wo das von oben hereinfallende Licht jeder Physiognomie eine schärfere Zeichnung giebt. Immer streiften hier Menschen aus den verschiedensten Gegenden oder Thätigkeitsgebieten dicht aneinander. Der Beobachter konnte in diesem Verkehr nur lernen. Das Entgegenkommen, das ich fand, war von allen Seiten das wohlwollendste. Hatte ich doch die Gunst der Stadt rasch gewonnen durch einen Vortrag in der erwähnten Museumsgesellschaft. Weit entfernt zu glauben, daß hier eine ernste Abhandlung am Platze gewesen wäre, hatte ich dem Publikum der „Museumsabende“, welchem Musik über alles zu gehen und hinter dieser jeder Vortrag über Goethe oder Schiller, über Posa oder Hamlet langweilig vorzukommen schien, eine „Naturgeschichte der deutschen Kameele“ vorgelesen. War es die Rückkehr des Doctor Rüppell aus Abyssinien oder worin sonst die Anregung gelegen hatte, meine Schilderung des deutschen Philisters, des „Kameels“, fand eine solche Zustimmung bei Männern sowohl wie Frauen und erregte ein solches Ausschütten der Lachlust, einen solchen Sturm von Beifall, daß ich meine Stellung in Frankfurt, den Bundestag und die mit diesem kokettirende Sphäre des Adels und der großen Bankiers ausgenommen, für mehr als leidlich begründet halten konnte.

4.2. Entstehungs- und Auftrittsgeschichte#

Die Philistersatire Naturgeschichte der deutschen Kameele wurde als Vortrag vor der Frankfurter „Museumsgesellschaft“ konzipiert und entstand wahrscheinlich in der ersten Februarhälfte des Jahres 1835. Als Redakteur der Literaturbeilage zu der neuen Frankfurter Kulturzeitschrift „Phönix“, die sich durch ihren Untertitel „Frühlings-Zeitung für Deutschland“ programmatisch der ,jungdeutschen‘ Neuerung verschrieb, von Eduard Duller herausgegeben wurde und ab dem 1. Januar 1835 bei J. D. Sauerländer erschien, war Gutzkow erst seit einigen Wochen in der Freien Stadt ansässig. Was ihn dorthin gezogen hatte, waren außer Sauerländers Angebot auch die Liberalität der Stadt, ihr zivilisiertes Ambiente und ihr Kulturleben. Auf dicht gedrängtem Raum fanden sich dort Wissenschaften, Künste, Buchwesen, Wirtschafts- und Finanzmacht, Politik, Gastronomie und Geselligkeit beisammen. In den Rückblicken gibt Gutzkow eine lebendige Schilderung davon (→ Dokumente zur Entstehungsgeschichte, Nr. 1). Es ist anzunehmen, dass er sich als Neuankömmling mit einem Ruf in der ,jungen‘ Literatur so früh wie möglich an Frankfurts berühmtem Kulturleben beteiligen und durch einen geistreichen Vortrag gesellschaftlich debütieren wollte. Vor einem weiteren Publikum konnte somit auf humorvolle Weise der kritische Anspruch der ‚jungen Schule‘ ausgedrückt werden, der sich in Gutzkows resolut geführtem „Literatur-Blatt“ geltend machte.

Die „Museumsgesellschaft“, auf deren Erwartungen Gutzkow sich einstellte und vor der er 1835 noch zwei weitere Male vortrug, widmete sich der Unterhaltung und Belehrung ihrer Mitglieder durch ein integriertes Programm an musikalischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Darbietungen. Beeindruckend ist, dass das „Museum“ in einer Stadt von unter 50.000 Einwohnern auf eine kulturelle Infrastruktur zurückgreifen konnte, die es ermöglichte, alle 14 Tage ein umfassendes, die Kapazitäten des Publikums fast überforderndes Programm zu bieten (vgl. auch die Beschreibung einer „Production im Museum“ durch Ludwig Bechstein, der Gutzkows zweitem Vortrag beiwohnte: Ueber Pudel, Jokey’s und Nachtigallen oder über die kleinen Freuden des Lebens, Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, → Nr. 1). Gutzkows erster Vortrag Naturgeschichte der deutschen Kameele fand am 13. Februar 1835 statt und war in folgendes Ensemble an Darbietungen eingegliedert:

Symphonie von Mendelsohn (Zum Erstenmale).

Katharina Düchesnois, scizzirt nach einem französischen Original, von Herrn Berly.

Arie, von Rossini, gesungen von Fräulein Kratky.

Naturgeschichte der deutschen Kameele, von Herrn Dr. Gutzkow.

Duett von Cimarosa, gesungen von den Herren Fischer und Wiegand.

Der Phönix, Gedicht von Pfitzer, gesprochen von Fräulein Lindner.

Concertino für den Contrabass, komponirt und gespielt von Herrn Sacha.

Andeutungen über mittelalterliche und moderne Romantik von Herrn Dr. Wihl.

Ouvertüre von Herrn Schnyder von Wartensee.

(Houben, Zff. d. Jg. Dtl., Tl. 2, Sp. 78-79)

In dem überwiegend musikalischen Angebot bestand also Raum für Kunsterörterungen und gelehrte Vorträge. Dass man das Publikum auch auf die neue Kulturzeitschrift Sauerländers aufmerksam machte, wird außer durch Gutzkows Vortrag mit der Rezitation des Gedichtes „Der Phönix“ von Gustav Pfizer deutlich, das 1833 im „Morgenblatt“ erschienen war (vgl. Houben, Zff. d. Jg. Dtl., Tl. 2, 407-408). Gutzkow selbst kam es darauf an, in der ,wissenschaftlichen‘ Sparte des Museumsprogramms zu reüssieren. Dies geschah, indem er einer potentiell eher trockenen Gesellschaftskritik eine witzige Form verlieh und sie als Naturgeschichte des (zoologisch unsinnigen, sozial jedoch manifesten) ‚deutschen Kamels‘ ankündigte. Die Rechnung ging auf; sein Vortrag passte sich in den unterhaltsamen Stil des Programms ein und geriet mit all seiner subtilen Gesellschaftskritik geradezu zum Komiker-Auftritt (Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, → Nr. 1, → Nr. 2 und → Nr. 3).

Die Inspiration zu einer ,naturhistorischen‘ Gesellschaftsstudie, in der ein Sozialtypus als ,Spezies‘ satirisch klassifiziert und analysiert wird, ist im europäischen Kontext physiologischer Gesellschaftsskizzen zu sehen, in dem Gutzkows Werk vor allem der 1830er und 40er Jahre seinen Platz hat (vgl. Globalkommentar der Zeitgenossen: → 6.1.3.2. Naturwissenschaftliche Paradigmen). Der spezifische Anlass einer Satire auf die deutschen Philister als Kameele und nicht ‚Esel‘ mag tatsächlich, wie Gutzkow in den Rückblicken angibt (Dokumente zur Entstehungsgeschichte, → Nr. 1), die Rückkehr des international renommierten Frankfurter Forschungsreisenden Eduard Rüppell (1794-1884) von seiner zweiten großen Expedition nach Nordafrika und Arabien (1830-33) gewesen sein, die im Oktober 1834 durch einen Festakt der Stadt begangen worden war. Rüppell „trug [...] reiche zoologische Sammlungen zusammen (Landwirbeltiere, Fische u. maritime[ ] Wirbellose aus d. Roten Meer). Durch seine wissenschaftlichen Aufsammlungen und Auswertungen wurde das Frankfurter Senckenberg Museum innerhalb weniger Jahre zu einem der bedeutendsten Forschungsmuseen. [...] R[üppell] beschrieb 30 neue Gattungen und knapp 450 neue Arten.“ (Wolfgang Klausewitz: Rüppell, Wilhelm Peter Simon Eduard. In: Neue Deutsche Biographie. Bd. 22. Berlin: Duncker & Humblot, 2005. S. 227).

5. Rezeption#

5.1. Dokumente zur Rezeptionsgeschichte#

1. [Bericht über Gutzkows Vortrag Naturgeschichte der deutschen Kameele im „Museum“]. In: Didaskalia. Frankfurt/M. Nr. 47, 16. Februar 1835. Zitiert nach Houben, Zff. d. Jg. Dtl. 2. Tl., Sp. 79.

Eine Vorlesung des Dr. Gutzkow. Man weiss, dass in unserm Museum die Musen nicht in dem geweihten Schmucke der Priesterinnen, sondern im eleganten Kostüme der Mode des Tages erscheinen müssen. Warum es so ist? ob es gut ist? Das wollen wir nicht untersuchen. Alles ist Meinung. Aber der Käufer wird hier nicht betrogen, er erhält, was er erwarten darf – eine leichte, wechselnde, angenehme Unterhaltung. Für den Ernst sorgt das ernste Leben. Dass man für wissenschaftliche Vorlesungen nebenbei auch noch empfänglich ist, das zeigte sich in der letzten Museumssitzung, indem ein gelehrter Beitrag zur Naturgeschichte der Kameele Furore machte. Der Naturforscher war der geistvolle Dr. Gutzkow, der mit der Wünschelruthe seiner Gedanken wohl fähig wäre, selbst aus dem dürren Boden der Abgaben frische Quellen springen zu lassen und dessen humoristische Kameelschau als ein würdiges Seitenstück zur bekannten Naturgeschichte der Esel in den satyrischen Feldzügen betrachtet werden darf. Das lebendige Wort belebt und bei jugendlich-frischen Gedanken wird es Allen wohl zu Muthe.

Wir sind von vielen Seiten ersucht worden, die Vorlesung des Hrn. Dr. Gutzkow unsern Lesern mitzutheilen; wir haben daher denselben um das Manuscript in optima forma ersucht, aber den traurigen Bescheid erhalten, es sey bereits besagtes Kameel in die Druckerei des Hrn. J. D. Sauerländer gewandert, und habe sich unter die Fittige des Dullerschen Phönix geflüchtet. Wir müssen demnach die Leselustigen auf den Wandervogel verweisen. Die Unterhaltung desselben kostet seinen Besitzer, Sauerländer, viel Geld, denn der Vogel frisst nur Manuscript von Duller, Beurmann, Storch, Rellstab, Adrian, Gutzkow, Förster, Häringen, Massmann, Schefer u. A., die sich gutes Futter gut bezahlen lassen. Unter den Flügeln des Phönix, der recht munter und kräftig emporfliegt, könnt Ihr finden, was Ihr sucht; Ihr seyd reich genug, Euch Papageyen, Nachtigallen und andere Vögel zu kaufen, warum nicht auch einen Phönix? Er kostet für’s ganze Jahr kaum so viel, als eine Theaterloge für eine Woche und sein Repertoire ist doch wahrlich geistreicher, als das mancher Bühne.

2. [Bericht über Gutzkows Vortrag Naturgeschichte der deutschen Kameele im „Museum“]. In: Frankfurter Konversationsblatt. Nr. 49, 18. Februar 1835. Zitiert nach Houben, Zff. d. Jg. Dtl, 2. Tl., Sp. 80.

Die Museumssitzung am vergangenen Freitag nahm das Interesse der Freunde dieser Anstalt in einem hohen Grade in Anspruch. Wir behalten uns vor, über einige musikalische Ausführungen bei einer anderen Gelegenheit zu sprechen, und beschränken uns heute auf die Erwähnung eines Vortrages, der auf die Zuhörer einen tiefen Eindruck erzeugte, und sie zu einem Beifall hinriss, wie er im Museum einem rhetorischen Vortrage vielleicht noch nie zu Theil geworden ist. Herr Dr. Gutzkow sprach nämlich über die Naturgeschichte der deutschen Kameele. Weder der Gegenstand, noch die Behandlung desselben, noch der Erfolg der Mittheilung war uns unerwartet: Gutzkow war uns lange als ein wissenschaftlicher, geistreicher, humoristischer Schriftsteller, als einer der wenigen Sterne bekannt, die gegenwärtig noch am trüben Himmel unserer deutschen Literatur glänzen, und deren Geistesthätigkeit nicht ohne mächtige Einwirkung bleiben wird. Gutzkow’s Schreibart ist kurz, gedankenreich, kraftvoll und lebendig und mit ächtem Humore erschöpft er siegreich seine Kunst, um systematisch die Altäre umzustossen, die so manchen Götzen unverdient errichtet worden sind. Ein tüchtiger Aristarch, der mit Scharfsinn untersucht, und, wo es nöthig ist, mit der Geissel der Satyre züchtigt, hat Gutzkow der Feinde viele, die in ihren literarischen Garküchen ergrimmt wider ihn schreien, denn er hat es mit der Eitelkeit der Schriftsteller zu thun, aber er hat auch Freunde, die seinem Feuergeiste, seinen Talenten, seinem redlichen Streben Gerechtigkeit widerfahren lassen. Diesen wenigen Worten erlauben wir uns folgenden Artikel aus der „Didaskalia“ beizufügen:

(Folgt der Bericht aus der Didaskalia.) [→ Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, Nr. 1.]

3. [Eingesandt. Bericht über Gutzkows Vortrag Naturgeschichte der deutschen Kameele im „Museum“]. In: Frankfurter Konversationsblatt. Nr. 50, 19. Februar 1835. Zitiert nach Houben, Zff. d. Jg. Dtl., Tl. 2, Sp. 80-81.

Hr. Dr. Gutzkow hat uns eine so naturgetreue Schilderung der deutschen Kameele geliefert, dass wir nicht anstehen, ihn den ersten Naturhistorikern Deutschlands, wie einem Oken, Goldfuss, Schubert usw. an die Seite zu setzen, und uns nicht wundern würden, wenn derselbe heute oder morgen einen Ruf als Professor publicus ordinarius nach irgend einer benachbarten Universität in dieser Branche erhalten sollte. Er besitzt einen wahrhaft populären Vortrag und weiss das trockene Studium der Naturgeschichte durch seinen lebendigen und frischen Humor, durch sprudelnden Witz, durch sarkastische Wendungen und, was uns das liebste ist, durch seine liberalen Ansichten recht interessant und angenehm zu machen. Es wäre nur zu wünschen, dass er uns auf ähnliche Weise recht bald eine Naturgeschichte aller Säugethiere, namentlich der Esel, Schafe, Böcke, Löwen, Wölfe, Füchse und Bären lieferte. – Sollte er, wie es von einem so bedeutenden Zoologen zu erwarten ist, sich ebenso speziell mit der Ornithologie befasst haben, so sehen wir auch von seiner Hand einer genaueren Naturgeschichte der deutschen Gänse entgegen.

5.2. Rezeptionsgeschichte#

Der außerordentliche Publikumserfolg des Vortrags, belegt durch unmittelbar folgende Berichte in Frankfurter Blättern (Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, → Nr. 2 und → Nr. 3) sowie in Gutzkows Erinnerungen (Dokumente zur Entstehungsgeschichte, → Nr. 1), lässt auf die Popularität der Philistersatire schließen. Diese war seit der Romantik Bestandteil des literarischen Repertoires, und auch die jungdeutsche Generation griff darauf zu. Die Darstellung des ‚deutschen Kamels‘, ganz zu schweigen von seinen Untergattungen, forderte zu einer geradezu theatralischen Darbietung heraus (vgl. z. B. 2,8-14 unserer Ausgabe). Dagegen beweist die eher zurückhaltende Reaktion des Publikums bei Gutzkows zweiter Lesung vor dem „Museum“ am 13. März 1835, die dem Muster der Naturgeschichte folgte (Ueber Pudel, Jokey’s und Nachtigallen oder über die kleinen Freuden des Lebens, Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, → Nr. 1 und → Nr. 2), dass die Feinheiten seiner Sozialsatire wohl eher durch das gedruckte Medium als durch das gesprochene Wort vermittelt werden konnten.

Interessant an der Rezeption der Naturgeschichte der deutschen Kameele ist, dass der Vortrag zu einem Medien-Ereignis wurde. Die enthusiastischen Berichte waren geprägt von der Ansicht der Kritiker, in dem Auftritt des „Hrn. Dr. Gutzkow“ habe sich die Kritik der jungen Generation zu einem belebenden, sozusagen gemeinnützigen Element aufgeschwungen: „bei jugendlich-frischen Gedanken wird es Allen wohl zu Muthe“, so die „Didaskalia“.

Der Text von Gutzkows Lesung am 13. Februar wurde knapp zwei Wochen später im „Phönix“ mit dem Hinweis Vorgetragen im Frankfurter Museum veröffentlicht. Dass der Autor selbst diese Skizze schätzte, belegt ihre Aufnahme in den zweiten Teil seiner Sammlung Soireen (1835). 

6. Kommentierung#

6.1. Globalkommentar#

Der Globalkommentar wird hier zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

 

 

 

Stellenerläuterungen#