Die Hallischen Jahrbücher#
Metadaten#
- Herausgeber
- Martina Lauster
- Fassung
- 1.0
- Letzte Bearbeitung
- 12.05.2025
Text#
537 Die Hallischen Jahrbücher #
hielten lange mit einer Ansicht über mich zurück. Jetzt erst lassen sie zum Dank, daß ich unter den Schriftstellern des sogenannten jungen Deutschlands der einzige war, der den Streit der Hegelingen gegen Leo einem größern Publikum verständlich machte, zwei Männer gegen mich auftreten, von denen der eine ein determinirter Gegner aus zum Theil persönlichen Motiven ist, der andre sich mir mit allen seinen Ausführungen und Folgeschlüssen als einen Kritiker zu erkennen giebt, der an dem Fehler des Schematisirens leidet und an das Procrustesbett seiner Theorieen früher denkt, als an die Persönlichkeit, die er darauf anzwängen will. Ist es denn so schwer, sich das Gemüth eines Autors getrennt zu denken von dem ganzen Zusammenhange einer Literaturverwirrung, deren Bedeutung in einem Kopfe immer anders, als im andern sich darstellen zu wollen scheint? Wozu dieses Parallelisiren und Vergleichen, dieses Abwägen von soviel Gran Phantasie, die man dem Einen, soviel Quentchen Verstand, die man dem Andern zuerkennen müsse? Fürchtet Ihr denn nie, daß Ihr mit dieser Methode Eurer Kritik Euch an dem heiligen Recht der Individualität versündigt, die unter keinem andern Gesichtspunkt betrachtet werden will, als unter ihrem eignen? Ich kann lächeln zu den falschen Voraussetzungen, die Herr Biedermann (so heißt mein Rezensent) über mein Streben von Anfang bis zu Ende sich recht artig und dem Scheine nach zutreffend selbst gebildet hat. Die neuere Literaturepoche hat wenig Talente, wenig ächte Dichter gezeitigt, dafür aber desto 538 mehr Besprecher, Erörterer, die sich, jeder auf andre Art, ein eignes Verständniß derselben bilden und aus den Schriften der betheiligten Autoren herausreißen, was grade für ihre Methode, sich in den Zusammenhang des Erlebten hineinzudenken, tauglich ist. Daß dabei ganze Parthieen in dem Gemüth eines Schriftstellers links und rechts liegen bleiben, kümmert sie nichts. Der Eine muß einmal, weil er irgendwo gesagt hat, daß die Augen einer Dame „eine andalusische Nacht“ wären, ob er gleich sonst ohne alle Tiefe, ohne alle Erfindungsgabe ist, ein Dichter, der andre ein verstandesmäßiger Dialektiker seyn, weil die Gährung seines innern Menschen, die Schöpfungsgeschichte seiner Dichterkraft, einige Zeit hindurch ein Stadium hatte, wo nur die Dialektik oben und das Gemüth unten war. Ich kann lächeln über die schönen Ausführungen, die Herr Biedermann über meinen Styl, über meine Bildung, über meine Dichtungen giebt; denn wer weiß, ob ich, kaum in meinem Wesen von ihm scheinbar fixirt, nicht im Stillen längst in einem Gebiete, das der Anatom nicht ahnte, meine Schwerkraft gefunden habe. Geister sind zu beweglich, als daß sie sich in der optischen Kammer eines Daguerre auffangen ließen.
Nur über zwei Punkte einige Worte zur Beherzigung!
Herr Biedermann macht dem Buche „Götter, Helden, Don-Quixote“ den Vorwurf, daß es aus Industrie entstanden sey, indem es nichts bringe, als eine Sammlung schon bekannter Zeitungsaufsätze. Seht ich will Euch sagen, daß ihr die traurigsten Kleinmenschen, Philister durch und durch seyd! Ihr verlangt von uns, daß wir Ideen vertheidigen, die uns für eine Anlehnung an den Schutz des Staates jede Rückwand nehmen, Ihr verlangt Charakter, und wollt uns nicht das einzige Mittel, stolz bleiben zu können, lassen, daß wir aus unsern Schriften die Vortheile ziehen, die der Staat niemals unserer Existenz zuwenden wird! Wie ist mir dieser Vorwurf, daß Schriftsteller ihre zerstreuten Arbeiten sammeln, von jeher so niedrig und hämisch vorgekommen! Daß es nicht möglich ist, in unsrer bürgerlichen Gesellschaft sich zu erhalten, wenn man sich den herrschenden Grundsätzen nicht betraut, habt Ihr ja bewiesen, 539 als Ihr für die sieben Göttinger Professoren in allen Gauen des Vaterlandes sammeltet. Und uns wollt Ihr nicht einmal gönnen, daß wir aus unserm dornenvollen Wirken soviel erzielen, als nöthig ist, um Eurer Großmuth nicht zur Last zu fallen? Ihr geht da hin, hämisch, und thut Wunder wie neu mit der Entdeckung, daß es „eine leider seit kurzem eingerissene Sitte sey u. s. w.!“ O man möchte an der Unreife, die der Deutsche für ein öffentliches Leben zuweilen zeigt, verzweifeln! Jules Janin hat soeben sechs starke Bände seiner gesammelten, nicht minder zwischen Thür und Angel geschriebenen flüchtigen Feuilletons herausgegeben. Ich sehe keinen Kritiker, der da käme und sagte: Haben ja das schon alle gelesen! Nun so lest es noch einmal, gebt es denen, die es noch nicht gelesen haben und denkt nicht, ganz Deutschland würde nur von Literaten bewohnt, wie Ihr seyd, die keine Spalte irgend eines Journals ungelesen lassen! Was Euch bekannt ist, wird Tausenden ganz neu seyn. Strauß hat in seinem Abschiedbriefe an die Züricher genugsam darauf hingewiesen, daß man den Reaktionären keine größere Freude geben könne, als wenn sie uns wenigstens darbend und bürgerlich zurückgekommen sehen, und Ihr wärt mit Eurem fürchterlichen Philistersinn im Stande, ihm jetzt bei den „friedlichen Blättern“ zu sagen: Gott, das Vergängliche und Bleibende stand ja schon da, der Aufsatz über Kerner dort, wozu diese jetzt eingerissene Sitte u. s. w. Säße das ächte Ehrenhafte in Euch, nie würde eine solche Anklage auf Eure Lippen kommen!
Das Zweite, worin Herr Biedermann mich nicht begreift, ist meine jetzige Stellung zu meiner frühern. Ich aber kann nicht dafür, daß er sich von dieser eine Ausmalung macht, die allerdings mit jener keine Ähnlichkeit hat. Statt über die Stellen in meinen Schriften, wo ich mich unbefangen über Autoren äußerte, die man mit mir zusammennannte, zu erstaunen, zu erstaunen, da sie doch schon vor drei Jahren geschrieben wurden, statt dadurch zu einem tiefern Studium meines Wollens und Wirkens angespornt zu werden, verfolgt Herr Biedermann den umgekehrten Weg, sie rundweg für Abfall zu erklären! 540 Alles, was er über Gentz, Varnhagen, über den Styl, die Fehler der neuern Richtung zu lesen bekömmt, hält er für Palinodie, während er hätte sagen müssen: In Wahrheit, hier sind wir es, die uns geirrt haben, wir, die wir eine Meinung vorausfaßten! Wüßt’ ich nicht, wüßt’ es das Publikum nicht, daß in der freimüthigen Behauptung politischer und religiöser Überzeugungen Mundt, Kühne und Laube, die Herr Biedermann so zart behandelt, gegen mich die gehorsamsten Lakayen sind, mich würde ein so absichtliches Verkennen und Entstellen aufs Schmerzlichste berühren. Die Stellen, die Herr Biedermann anführt, blicken ihn mit befremdeter Miene über den Sinn an, den er aus ihnen herauslies’t; da sie meist aus dem Artikel gegen Steffens entnommen sind, so beweis’t er, daß er diesen nicht verstanden hat. Wenn die Schärfe und das Siegreiche dieses Aufsatzes von ihm selbst eingeräumt werden, so hätte er sich auch überzeugen müssen, daß ich Steffens nur dadurch so entschieden widerlegen konnte, daß ich ihm das Zerrissene, Mangelhafte, Träumerische der von ihm angegriffenen Richtung eingestand, die Verantwortung aber auf ihn selbst zurückwarf, als den Urheber derselben. Der Schluß des Hallischen Aufsatzes verrätht mir, daß das Gemüth des Herrn Biedermann sogar gehässig ist und er sich zur Wahrheit nicht erheben kann, weil ihn Täuschungen, deren er sich wohl hätte erwehren können, an hundert Seilen niederziehen. Er, der über das Unsittliche der Frauen-Emanzipation geschrieben hat, muß natürlich in Harnisch fahren, wenn ihm die Schriftsteller, gegen welche jener frühere Artikel von ihm gerichtet war, erwiedern, daß er nicht Ursache dazu gehabt hätte. Nun klagt Herr Biedermann über Charakterlosigkeit, weil ich das in Rede stehende Buch folgender Art schloß:
Wir suchen den freien Mann – nicht das freie Weib – wir suchen die Wiedereinsetzung des Geistes – nicht die Wiedereinsetzung des Fleisches – wir suchen Gott – nicht weil wir ihn verloren geben – sondern weil in ihm nur der wahrhaft selig ist, der ihn selber gefunden hat.“
Ich kann nur bedauern, daß Herr Biedermann an solchen Bekenntnissen sich ärgerte; denn sie nehmen ihm Gelegenheit zu 541 schönen Abhandlungen über die Nichtigkeit ihres Gegentheils. Aber ich kann nicht anders. Ich kann darum nicht abgeschmackt, unsittlich, frivol werden, um Herrn Biedermann Veranlassung zu geben, mich in langen Abhandlungen zu widerlegen. Dieses Klagen und Jammern über Inkonsequenz entspringt aus keinem andern Gefühl, als aus dem, daß manche Leute gern Blut sehen, aber es muß an Andern vergossen werden.
Übrigens hat schon Hegel gesagt: Richten ist leicht, begreifen schwer. Es werden Gemüther kommen, welche die Liebe haben, sich in den Geist Derer, die ihnen vorausgingen, zu versenken, dem Geflecht ihrer Herzensfäden bis auf den ersten Einschlag nachzuspüren, und zwischen Lob und Tadel die einzig rechte Mitte zu halten, die einer gewissenhaften Charakteristik. Jetzt wollen sie noch alle ihre eigne Weisheit zeigen, wollen ihren Mangel an eigner Schöpfungsgabe durch eine schnelle Verurtheilung des Fremden verdecken und brauchen den Stab, an dem sie fromm durch unsre Naturen pilgern sollten, nur als Richtstab, um ihn über uns zu brechen. Wäre nicht glücklicher Weise die Gleichgültigkeit der Menge bei Eurem Lob oder Tadel, wäre die Zukunft nicht; ja, bei Eurem lieblosen Treiben könnte ein Dichtergemüth wohl in die Gefahr kommen, an sich irrgeworden, sich selbst zu verlieren.
Apparat#
Die Hallischen Jahrbücher#
Bearbeitung: Martina Lauster, Exeter#
1. Textüberlieferung#
1.1. Handschriften#
1.1.1. Übersicht#
Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.
1.2. Drucke#
Gutzkows Artikel Die Hallischen Jahrbücher, veröffentlicht im „Telegraph für Deutschland“ am 27. April 1839, wurde weder in eine spätere Textsammlung noch in seine Werkausgaben aufgenommen.
J [Karl] G[utzkow]: Die Hallischen Jahrbücher. In: Telegraph für Deutschland. Hamburg. Nr. 68, [27.] April 1839, S. 537-541. (Rasch 3.39.04.27.1)
2. Textdarbietung#
2.1. Edierter Text#
J. Der Text folgt in Orthographie und Interpunktion unverändert dem Erstdruck. Textsperrungen werden übernommen. Silbentrennstriche (=) werden durch - wiedergegeben. Die Seitenzählung wird mit Klammern [ ] an den betreffenden Stellen in den Text eingefügt.
2.1.1. Texteingriffe#
3,33 Überzeugungen Überzungen
3. Bezugstexte, Quellen, Folien, Anspielungshorizonte#
3.1. Bezugstext#
Der Artikel Die Hallischen Jahrbücher bezieht sich auf eine umfassende Kritik, die der Leipziger Privatdozent und Publizist Karl Biedermann über Gutzkows 1838 erschienene Sammlung → Götter, Helden, Don-Quixote veröffentlicht hatte. Diese Kritik war in Fortsetzungen zwischen dem 9. und 12. April 1839 in den „Hallischen Jahrbüchern“ erschienen, findet sich auszugsweise im → Apparat zu Götter, Helden, Don-Quixote und wird im Folgenden (von wenigen Kürzungen abgesehen) in Gänze wiedergegenben.
Die Textwiedergabe folgt zeichen- und buchstabengetreu der Vorlage; anders als in den Edierten Texten der Ausgabe werden Druckfehler jedoch stillschweigend berichtigt, ausgefallene Lettern in eckigen Klammern ergänzt.
[Karl] Biedermann: Götter, Helden, Don Quixote. Abstimmungen zur Beurtheilung der literarischen Epoche. In: Hallische Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst. Leipzig. Nr. 85, 9. April 1839, Sp. 673-675; Nr. 86, 10. April 1839, Sp. 681-688; Nr. 87, 11. April 1839, Sp. 689-696; Nr. 88, 12. April 1839, Sp. 697-699. (Rasch 14/17.39.04.09)
Es ist in unserer modernen Literatur die Sitte – oder besser Unsitte – eingerissen, nach einer gewissen Reihe von Jahren und nachdem der junge Schriftsteller einige Geltung und Bedeutung erlangt hat, – zuweilen auch ohne diese Prämissen, – die zerstreuten und vereinzelten Arbeiten der zurückgelegten Periode in ein Ganzes zusammenzutragen und in dieser Gestalt dem Publikum von Neuem aufzutischen, bald mit der Prätension, darin den Abschluß und das Gesammtresultat einer Entwicklungsepoche des eignen innern Lebens darzustellen, bald mit der stolzeren, dadurch das Urtheil über Charakter und Werth einer ganzen Litteraturphase fixirt und abgethan zu haben. Dies Compiliren und Zusammenstellen mag, – neben der industriellen Rücksicht – auch für das geistige Leben des Schriftstellers fördernd und anregend sich erweisen; für das Publicum und besonders für die Kritik haben Litteraturerscheinungen dieser Art immer etwas Unbequemes und Unangemessenes, indem sie nach keiner Seite hin das Interesse befriedigen, was man im ersten Augenblicke von ihnen zu erwarten geneigt ist. Denn weder sind sie ein treuer und vollständiger Ausdruck eines bestimmten Standpunktes und Zustandes in dem Bildungsgange des Autors, – da sie meist aphoristisch, nach verschiedenartigen, äußern, oft zufälligen Anregungen und Motiven entstanden, – noch geben sie, – soweit sie kritischer Natur sind, – von den Gegenständen oder Persönlichkeiten, an die sie sich heften, eine volle Gesammtanschauung, sondern zeigen auch von diesen nur einzelne Momente oder Seiten, – mit denen dieselben gerade im Augenblicke der Beurtheilung dem Kritiker zugekehrt waren. Die Kritik gehört wesentlich der periodischen Presse an, die, als das lebendige Bewußtsein und die allgegenwärtige Controle, alle Entwicklungen und Gestaltungen der Litteratur zu begleiten hat; wird sie fixirt, isolirt, so wird sie von dem Organismus losgerissen, aus dem allein sie ihr fri-[674]sches Leben hatte, – mit ihr aber auch die productive Bildung selbst, deren Reflex sie war. Und unleugbar ist es die Bestimmung und Tendenz unserer modernen Litteratur, daß sie eben eine solche Isolirung nicht will; sie hat sich zur Zeitlitteratur dadurch gestempelt, daß sie den Nimbus ewiger Dauer und classischer Unvergänglichkeit eingetauscht hat für die gewaltigere und bedeutendere präsente Einwirkung auf den Moment und das Leben in der Bewegung.
Der Tadel, der in diesen allgemeinen Bemerkungen ausgesprochen ward, trifft in den meisten Punkten, wenn auch just nicht in allen, die vorliegende Sammlung von Schilderungen und Kritiken, mit welcher Gutzkow über eine ganze litterarische Epoche abstimmen will. Sollen wir in derselben wirklich ein durch allseitige Discussion der Materien vorbereitetes, auf ein umfassendes Resumé der Gesichtspunkte gegründetes, wohlmotivirtes Votum über Charakter und Endresultat irgend einer Periode unseres geistigen Lebens erblicken? Aber da sind weder Richtungen erschöpft – oder selbst nur als solche bezeichnet und festgestellt, – noch auch Individualitäten durch alle ihre Stellungen verfolgt und in ihrer Totalität wiedergegeben; die Erscheinungen wie die Personen treten vereinzelt auf, und bekunden eben dadurch, was wir oben andeuteten, daß ihrer Anschauung hier die Bedingungen entgehen, welche innerhalb ihres natürlichen Zusammenhanges sie rechtfertigen und erklären. Oder geben uns diese Urtheile, diese Charakteristiken, diese halb poetischen, halb philosophischen Excurse ein klares, durchsichtiges Bild von Gutzkow dem Kritiker, dem Poeten, dem Philosophen? von ihm, wie er ist oder wie er einmal war? von dem, was er, und von der Weise, wie er es geworden ist? Auch das nicht, oder mindestens doch nur sehr unvollkommen. Zwar ist diesen Arbeiten insgesammt eine gewisse Gleichmäßigkeit nicht abzusprechen, aber eine mehr negativer Art. Was man allen diesen Kritiken ansieht, ist dies, daß sie geschrieben wurden, als die Strum- und Drangperiode der Productivität für den Verf. vorüber war, als er die alten verbrauchten Geräthschaften, die er im ersten Uebermuth trunkner Laune kurzweg durchs Fenster auf die Straße geworfen hatte, be-[675]dächtig und verstohlen durch die Thür wieder hereintrug, und seine Kleidung, die bei dem Bachanal in etwas geniale Unordnung gerathen, sorgsam in die bürgerlichen Falten zurechtzupfte. Es herrscht in diesen Kritiken eine gewisse übernächtige Nüchternheit, eine gähnende Verdrossenheit, der man von dem Rausche wüsten Kopf und den verderbten Magen anmerkt, eine philiströse Ernsthaftigkeit, als der träge Niederschlag der brausenden, phosphorescirenden Lust und Jovialität. Daß diese Stimmung nicht Gutzkow’s Wesen bezeichnet, daß sie nicht dauernd ist, daß seine neuen Productionen wieder Selbstständigkeit, Lebendigkeit, Bedeutsamkeit anstreben, – wenn auch auf andern Wegen, als den früheren, – das ist eben so unzweifelhaft, als es widerwärtig ist, ihn gerade in diesem Zustande zu erblicken und ihn seine Unbedeutendheit recht geflissentlich zur Schau stellen zu sehen. Indeß so sehr wir aus diesem Grunde vorzögen, der neuen Entpuppung seines Talents zuzuschauen und aus dem gemeinsamen Product seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart seinen eigensten Charakter und seine wahre geistige Kraft zu berechnen: so fühlen wir uns doch verbunden, für dies Mal die Grenzen nicht zu überschreiten, die das vorliegende Werk unserer Kritik steckt, und Gutzkow nur unter dem Gesichtspunkte und in der Stellung zu betrachten, die er sich selbst hier anweist.
[681] „Indem ich,“ sagt Gutzkow im Vorwort, „diese unter verschiedenen Eindrücken verfaßten Artikel zusammenstellte, ward ich selber von einer Einheit derselben betroffen, die ich in sie nicht hineingelegt hatte. Ich fand, daß der Refrain aller dieser Artikel die Mißstellung der Litteratur zu den öffentlichen Thatsachen ist, mochte die Klage nun in meiner Auffassung, oder, was eben so oft wiederkehrte, in den behandelten Gegenständen selbst liegen. [Das Zitat wird bis zum Schluss von Gutzkows Vorwort fortgesetzt.]
[682] [...] Also die „Mißstellung der Litteratur zu den öffentlichen Thatsachen“ soll durch den Inhalt dieser sämmtlichen Kritiken ausgesprochen und in ihren verschiedenartig nuancirten Erscheinungen charakterisirt sein. In der That, dieser Ausdruck hat etwas so diplomatisch Reservirtes, so philosophisch Transcendentes, – oder, wenn wir offen sein sollen – etwas so Vages, Vieldeutiges und Nebuloses, daß man sich schier abquälen könnte, um den vorausgesetzten tiefen Sinn hinter demselben hervorzuziehen, wenn es nicht wieder zu klar am Tage läge, daß es Gutzkow gar nicht darum zu thun war, einen solchen hineinzulegen, oder noch [683] richtiger vielleicht, daß er absichtlich diese preciöse Phrase wählte, um etwas Nichtssagendes mit dem größten Scheine von Prägnanz und Bedeutsamkeit zu überdecken und für seine subjectiven Reflexionen, die nirgends über das Individuelle hinauskommen, eine allgemeine Kategorie zu finden. Dies zeigt sich schon in der haltlosen, halb nachlässig willkürlichen, halb schülerhaft täppischen Manier, die einzelnen Erscheinungen unter dieses abstracte Schema zu subsumiren, in diesem schlottrigen Hier und Dort; in der ganzen langgereckten, steifen Periode, die – mit ihren en échelons aufmarschirten Sätzen zwischen lauter Semikolons, mit ihren: Ferner, Ein Andrer, Endlich u. s. w. – wie [...] ein casuistischer Sermon sich ausnimmt, – überhaupt in der Abgeschmacktheit, jeder Persönlichkeit gleich beim Eintritt eine solche Etikette anhängen zu wollen, – wobei doch einzelne ausgelassen werden, an denen sich der vorgeschriebene Typus nicht gleich aufzeigen läßt.
Eben so willkürlich und affectirt, als diese Beziehung der verschiedenartigsten individuellen Erscheinungen auf eine allgemeine Kategorie, ist ihre Eintheilung in die drei Rubriken: Götter, Helden, Don Quixote, – die durch die Erinnerung an den bekannten satyrischen Streifzug Göthe’s gegen Wieland pikant sein soll. Zwar die Götter sind theils als dem Welttreiben – und zwar sämmtlich sehr früh – Entrissene, theils auch durch die mildere, fast wehmüthige Stimmung, welche in Bezug auf sie die Kritik Gutzkow’s angenommen hat, den Mißverhältnissen und Trübsalen entrückt, welche Letzterer an den Personen der beiden anderen Rubriken vorfindet, oder auch selbst durch seine scharfen Geißelhiebe über sie verhängt; aber über den Helden wie über den Don Quixoten schwebt gleich unerbittlich diese furchtbare Geißel, und höchstens könnte man sagen, daß ihre Streiche jenen mehr in der Weise eines Ritterschlags zugemessen werden, während sie auf diese schallend und im wilden Schwunge niederhageln, bis Gutzkow am Ende gar sein Strafinstrument dem Letzten ins Gesicht wirft. Doch wir müssen endlich die Individualitäten namhaft machen, mit denen wir es in diesen Gutzkow’schen Kritiken zu thun haben.
Percy Bisshe Shelley. Man kennt diesen geistvollen, aber unglücklichen jungen Dichter, Byron’s Zeitgenossen und Freund, den Gottesläugner und Schwärmer, berühmter durch seine Kämpfe mit sich und mit der Welt, als durch seine Schöpfungen, obgleich unter diesen seine Cenci auch bei uns neuerdings ihm einen ziemlichen Namen gemacht haben. Gutzkow hat auch mehr seine Schicksale und seinen Charakter, als sein Talent geschildert. Unbekannter dagegen dürfte den Meisten der zweite jener Götter sein, Georg Büchner, welchem wohl auch weniger seine poetischen Leistungen, die durch seinen frühzeitigen Tod fast noch im Keime erstickt wurden, als vielmehr die persönli-[684]chen Berührungen des Verf. mit ihm, diese ausgezeichnete Stellung verschafft haben. Gedrängt von äußerem Mißgeschick, hatte er sich vertrauensvoll an Gutzkow gewandt und durch ihn die Herausgabe seines Trauerspiels: „Danton’s Tod“ erwirkt. Später, als er, wegen politischer Verfolgungen, von Darmstadt nach Straßburg geflüchtet war, bestanden diese Beziehungen dennoch fort und verschafften Gutzkow nicht nur eine innige Bekanntschaft mit dem genialen Drängen und Schaffen eines eben erst zur Klarheit sich herausarbeitenden Feuergeistes, sondern auch, als schönes Vermächtniß, die gesammelte Ausbeute seines poetischen Talents, wovon schon ein werthvolles Stück, das Fragment einer Novelle: „Lenz“, neuerdings im Telegraphen mitgetheilt worden ist. Der dritte unter den Göttern ist Christian Grabbe. Ueber ihn ist das Urtheil der Zeitgenossen wohl so ziemlich festgestellt. Gutzkow hat es weder modificirt noch tiefer begründet.
Unter den Charakteristiken der Helden steht die Wilhelm Schadow’s voran, eine der gelungensten im ganzen Buche. Nach einigen treffenden Bemerkungen über die mißliche Stellung der Kunst in unserer Zeit, wo weder Stoff noch Form sich zweifellos der unmittelbaren Begeisterung biete, sondern vielfacher Reflexionsvermittlung bedürfe, zeichnet der Verf. Schadow’s künstlerischen Charakter und seinen Einfluß auf die düsseldorfer Schule, und giebt als das Eigenthümliche der von ihm ausgehenden Kunstrichtung die forcirte Lieblichkeit, die Süße und Grazie in der Farbengebung, die musikalische Empfindung in der Composition an.
Es ist bekannt, wie heftig und zum Theil gröblich die junge Litteratur den Herrn von Raumer angefeindet hat. Gutzkow nimmt ihn in Schutz, freilich auf eine Weise, die vielleicht schlimmer ist, als jene Anfechtungen. Er will nicht die Anschuldigung gelten lassen, Raumer verfolge verderbliche, illiberale Tendenzen; er behauptet vielmehr dessen vollkommene Tendenzlosigkeit; er findet es unrecht, daß man ihm Dilettantismus in der Wissenschaft vorwerfe, indem ja das ganze Wesen Raumer’s in der bloßen gewandten, geistvollen Combination und Berechnung und in einer gewissen Ironie der Selbsttäuschung begründet sei und alle Anforderungen tieferer Consequenzen, speculativer Durcharbeitung des Stoffes ausschließe. „Wer, wie ich,“ so schließt er diese Beurtheilung, „nie an Herrn von Raumer die Zumuthung gestellt hat, irgend eine mir wünschenswerthe Rolle zu spielen, der wird sich nie bequemen können, den Vorurtheilen unbedingten Raum zu geben, von welchen dieser Gelehrte verfolgt zu werden pflegt.“ – Zu einer ähnlichen Ehrenrettung fühlt sich der Verf. gedrungen in Bezug auf J. P. von Rehfues, dessen litterarische Leistungen man allerdings wohl allzusehr die Ungunst, die seinen politischen Charakter traf, hat entgelten lassen. Sein [685] Roman „Medea“ wird in seinen Hauptzügen besprochen. Was über Karl Immermann gesagt wird, scheint uns treffend und wahr; wir wollen Gutzkow’s eigene Worte anführen: [Es folgt ein Zitat von Es kämpfen in Immermann zwei Elemente bis als hätte er sich durch seine Schriften ausgesprochen.] Die nun folgende Charakteristik Varnhagen’s von Ense, die sich allerdings bloß über dessen neueste Mitteilungen, „die Gallerie von Bildnissen aus Rahel’s Umgang und Briefwechsel“ ausspricht, ist dennoch insofern von Interesse, als sie den Verf. in einer Stellung zu Varnhagen zeigt, die man, wenn man nur auf seine früheren Sympathieen und Genossenschaften sieht, kaum vermuthen möchte. Wir merken hier besonders an sein ziemlich scharfes, doch wohlmotivirtes Urtheil über Gentz, welches mit den, von einer andern Branche der jungen Litteratur, eben unter Varnhagen’s Vortritt, ausgegangenen Versuchen einer Apotheose dieser Individalität in schneidendem Widerspruche steht. In dem Varnhagen’schen Werke selbst glaubt er Spuren einer Verstimmung des Schriftstellers über Verringerung des Einflusses der Litteratur auf die öffentlichen Angelegenheiten wahrzunehmen. Was Gutzkow in der Besprechung des Leo-Diesterweg’schen Streites – einem übrigens unbedeutenden Aufsatze – mit Bezug auf die Stellung und Wirkung der Universitäten auf moralische und intellectuelle Bildung sagt, gäbe Anlaß zu einer interessanten Discussion, müßten wir nicht fürchten, uns zu weit von unserm vorgesteckten Ziele zu entfernen.
Wir kommen jetzt an eine Reihe von Darstellungen, die dadurch eine höhere Bedeutung für uns erhalten, daß ihre Helden Männer der jungen Litteratur sind, die frü-[686]herhin auf demselben Wege mit dem Verf., theils vor ihm her, theils im Schritt mit ihm, theils hinterdrein als Nachzügler einhergingen, bis der furchtbare Wetterstrahl mitten unter sie dreinfuhr, und sie verwirrt und geblendet nach allen Seiten hin auseinandertaumelten. Man weiß, wie wenig jene Schriftsteller, nach der gewaltsamen äußeren Zersprengung, an ein inneres Zusammenhalten im Geiste und in der Tendenz ihrer litterarischen Bestrebungen dachten, wie sie vielmehr über ihre gegenseitigen Leistungen mit einer Gleichgiltigkeit, ja Feindseligkeit aburtheilten, von der es schwer zu sagen fällt, ob sie erkünstelt sei oder ob sie aus dem natürlichen Widerwillen entspringe, den meistentheils die Genossen eines wilden Excesses gegen einander empfinden, sobald der erste, tolle Rausch dem Ekel und der Dumpfheit der Abspannung gewichen ist. Auch die vorliegenden Artikel bieten Beispiele dieser Erscheinung, und in diesem Sinne wollen wir ihnen einige Aufmerksamkeit widmen. Die wenigen Worte über Heinrich Heine können wir billig unbeachtet lassen, da sie nichts Weiteres aussagen, als daß Heine in Geldnoth sei, und daß es unseren ganzen modernen Litteratoren nicht viel besser gehe, weil das Publicum sie im Stich lasse, die Regierungen aber sie sogar verfolgen. Dagegen müssen wir etwas länger bei den Urtheilen des Verf. über Theodor Mundt und Heinrich Laube verweilen. Von dem Ersteren ist es das Buch „über die Kunst der deutschen Prosa,“ was Gutzkow zu vielerlei Betrachtungen und Vorwürfen Anlaß gegeben hat, die mindestens einer genauern Beachtung nicht unwerth sind. Er spricht zuerst über die, auch von Laube unterstützte Ansicht Mundt’s, daß eine Regeneration unserer Litteratur nur von der Prosa zu erwarten sei, und modificirt dieselbe dahin, daß er nur den dem Gebiete der Prosa verwandten Stoffen eine größere Fruchtbarkeit und Bedeutsamkeit vor denen der Poesie einräumt, ohne in Bezug auf die Form jene Exclusivität gut zu heißen. Darauf kommt er auf die ebenfalls von jener Seite gemachten Prätensionen, daß der Styl der jungen Litteratur allein schon eine neue Thatsache und eine litterarische Wiedergeburt sei, und legt mit Bezug hierauf folgendes gewiß höchst merkwürdige Bekenntniß ab: [Es folgt ein Zitat von Leider hat die junge Litteratur bis der fortwährend über Doctrin und Subjectivität stolperte, begonnen haben.] [687] [...] Er behauptet, der Styl der classischen Zeit, der Styl eines Thümmel, Herder, Göthe habe schon dieselben Schönheiten besessen, welche Mundt ausschließlich für den modernen Styl in Anspruch nimmt, und tadelt diesen noch ganz besonders deshalb, daß er zu wenig den Einfluß Heine’s auf die deutsche Prosa gewürdigt habe. Er und Laube sprechen nur von Hrn. von Varnhagen, von Gans, von Ranke. Aber der Letzte sei Historiker und weit stolzer auf seine Forschungen als auf das Gewand derselben. Der Erste schreibe einen hochwohlgebornen Periodenstyl mit sechs Pferden lang, und Hr. Gans vollends habe einen Styl, aber keinen classischen. „Auch Mundt,“ fährt Gutzkow fort, „der so viel von dem Styl erwartet, eine wahre Welterlösung, schreibt viel zu gestreckt und überhängend. [Das Zitat wird fortgeführt bis aber um keinen Preis nachgeahmt zu werden verdient.]
Wir haben dies Bekenntniß Gutzkow’s ein merkwürdiges genannt; und so erscheint es uns in der That. Daß die Schriftsteller, welche früher Clique gemacht und in geschlossener Phalanx auf ein gemeinsames Ziel hin sich gerichtet hatten, dies Ziel und sich selbst jetzt nicht mehr kennen wollen, das ist wenigstens begreiflich. Aber Eines mußte auch nach dieser Theilung für sie Gemeingut bleiben, wofür sie insgesammt sich solidarisch verbindlich machten – ihr Styl. Sie hatten zu oft, zu bestimmt ausgesprochen, daß ihr Styl das sei, was sie von der früheren Litteraturperiode auf immer scheide und schon für sich allein Epoche mache; und die Vollkommenheit ihrer Diction war das Einzige, was sie auszeichnen und kenntlich machen konnte, nachdem in Hinsicht auf den Inhalt sie ihre Selbstständigkeit eingebüßt hatten. Aber, sonderbar! gerade in diesem Punkte that sich eine auffallende Unsicherheit des Geschmacks bei den Mitgliedern des jungen Deutschlands kund, die sich eben so sehr in ihren Productionen als in ihren Kritiken, zumal denen, worin sie sich gegenseitig beurtheilten, fühlbar machte. Was soll das Publicum von dieser neuen [688] Akademie des Styls denken, wenn es hört, wie abwechselnd Laube von Gutzkow sagt, er experimentire bloß mit seinem Style, dieser sei ihm noch kein Innerliches geworden; und dann wieder Gutzkow von Laube, er rede eine schwülstige, affectirte Sprache, einen angelernten Jargon; wie endlich Mundt Beide anfeindet, und von Beiden angefeindet wird? Und noch dazu haben alle Drei vollkommen Recht. Ganz besonders ist es jenes Experimentiren, was die neuern Productionen dieser jungen Schriftsteller zu keiner rechten Abrundung und Selbstständigkeit des Styls kommen läßt. Vorzugsweise trifft dieser Vorwurf Laube, weniger Gutzkow, in noch geringerm Maße Mundt und Kühne. Von Wienbarg ist kaum zu sprechen, da er seit lange her in einem stolzen Schweigen verharrt. Die Erklärung jenes Umstandes mag wohl in der Art und Weise liegen, wie der eine oder der andere von jenen Litteratoren zu seinem Styl gekommen ist. Laube lernte den seinen von Heine. Der Heine’sche Styl ist durch und durch Bewegung, aber eine Bewegung, die zugleich in allen ihren Theilen Ruhe ist. Bei Heine ist jeder Gedanke, jedes Bild, jeder Ausdruck ein Ganzes und Fertiges, welches sich wenig um das kümmert, was vor ihm gewesen oder was nach ihm kommt. Er macht sich jedes Object seiner Anschauung so klein als möglich; darum erschöpft er es aber auch allezeit durch seinen sprachlichen Typus. Er spricht sich in jedem Augenblicke ganz aus, so daß auch nicht das kleinste Element seiner Rede in seiner Seele versteckt zurückbliebe oder, nur halb herausgerungen, auf einen tiefern und dunklern Hintergrund hindeutete; – das ist die Durchsichtigkeit, die Naivetät, das zauberische Gliederspiel seiner Diction. Darum wird er nie abstract, nie doctrinell, aber auch nie subjectiv sein in dem gewöhnlichen Sinne des Worts. Bei einem Andern würden diese kleinen, losen Sätze, die so neckisch sich suchen und fliehen, sich zum Reigen verschlingen und plötzlich wieder sich loslassen, als die Unvollkommenheit eines seiner noch nicht mächtigen Denkens und Bildens erscheinen, als das ängstliche Ringen nach Darstellungen und Ermatten daran. Bei Heine ist es nur die Kraft und Fülle seiner gesunden Natur, die sich, wie der indische Wischnu, in tausend Gestalten hinauswirft, in tausend Einzelwesen lebt und empfindet, und doch der Eine, Allumfassende bleibt; es ist das pantheistische Moment in ihm, welches ihm gestattet, in jede, auch die kleinste Bildung seine ganze Seele hineinzulegen, weil er sie sogleich wieder aus ihr herausziehen und zu einer neuen Verkörperung eilen kann.
[689] Das Geheimniß des Heine’schen Styls liegt in dieser Unmittelbarkeit und Ursprünglichkeit des Sichgebens, in diesem Ueberall und Nirgends, in dieser Ruhe der Selbstbefriedigung. Darin liegt aber auch, daß diese Art des Gestaltens tieferer, nachhaltigerer Wirkungen nicht fähig ist, sondern nur als Reaction gegen den Pedantismus hohler Phraseologie, abstracter Deductionen, oder geschraubter Kunstformen ihre allerdings hohe Bedeutung hat. Aus diesem Grunde kann eine solche Erscheinung auch nur einmal da sein; wiederholt ist sie schon nicht mehr dieselbe, und die Nachahmung wird bei ihr leichter als irgendwo Manier. Laube vermied diese Gefahr nur dadurch, daß er in den klaren Fluß der Heine’schen Diction ein fremdartiges Element warf, was einen lustigen Gährungsproceß zuwege brachte. Es war dies eine gewisse strebsam-praktische, demokratische Tendenz, eine liebenswürdige Ungeduld des Reformirens und Construirens, ein Ernst und eine Wahrheit des Wollens und Hoffens, die doch wieder mit der Lüge und dem Schein dessen, was gewollt und gehofft ward, eigen contrastirte. Dies war es, was überhaupt die Mitglieder des jungen Deutschlands gleich bei ihrem ersten Auftreten von Heine schied, mit dem sie überigens sämmtlich eine unläugbare Verwandtschaft hatten. Aber Heine war durch und durch Aristokrat, Mann des Genusses und der selbstsüchtigen Autarkie. Dadurch gewann er freilich für seine Poesie die harmonische Abrundung, die nur in einer gewissen Gleichgiltigkeit gegen den Stoff, in einer gewissen Interesselosigkeit und Behaglichkeit zu finden ist, verlor aber den praktischen Einfluß auf seine Zeit, den man Anfangs von ihm erwartet hatte. Dem jungen Deutschland dagegen schien es vorzugsweise um diesen letztern zu thun zu sein; es fühlte recht wohl das Mißliche einer Litteratur, welche die Sympathieen der Zeit nur zum Schwenkseile machte, um die eigne poetische Laune darauf zu schaukeln; es wollte, statt von der socialen Be-[690]wegung nur poetische Motive zu entnehmen, ernstlich in dieselbe eingehen und durch seine Ideen die Gesellschaft umgestalten. Man hat sehr Unrecht gethan, diese Seite an jener litterarischen Partei zu übersehen oder gering zu schätzen; gerade sie hat für unser ganzes intellectuelles Leben gute Früchte getragen. Wir haben gelernt, die Wissenschaft mitten ins Leben hinein zu stellen. die Speculation auf sociale Zwecke zu richten; wir haben die Prüderie des abstracten Denkens gegen die concreten Stoffe, gegen die Gemeinheit des Wirklichen, besiegt.
Doch wir wollten hier zunächst nur von den Wirkungen jener Einflüsse auf den Styl der genannten Schriftsteller sprechen. Von diesen war Wienbarg wohl der, welcher es mit der speculativen Seite der Litteraturbewegung am ernstesten nahm. Man sieht es ihm recht wohl an, wie ihm die Skepsis wahrhaft das Herz frißt, wie ihn die neuen socialen Ideen packen und ruhelos umhertreiben; aber eben dies Ringen mit den Gewalten des Lebens, mit den Gedanken seines Geistes hindert noch oft die Klarheit seines Ausdrucks, den Fluß seiner Darstellung. Doch, wie gesagt, dies gilt nur von einer ziemlich entfernten Phase dieses Schriftstellers; was er jetzt sei, läßt sich aus den wenigen Zeichen seines Talents, die hier und da einmal in einem Journalartikel auftauchen, nur halb errathen. Laube bildete zu ihm das gerade Gegentheil. Bei ihm fand sich jene glückliche Mischung von Lebensernst und von poetischer Laune, von demokratischem Eifer für die Bedürfnisse der Gesellschaft und von aristokratischer Selbstsucht, von Reflexion und von Productivität, von Skepsis und von Genußlust vor, welche es ihm möglich machte, in seinen Darstellungen alle Reize poetischen Genügens mit dem tieferen Interesse bedeutsamer Tendenzen, den heitern Schein des Gestaltens mit der ergreifenden Wahrheit der Negation zu verbinden, und durch diesen Contrast der Elemente der Einförmigkeit in seinen Productionen vorzubeugen. Es ist wahr, auch Laube’s Styl hatte in seinen ersten Werken mehr Fülle als Klarheit, seinem Redestrome fehlte noch der geglättete Spiegel, das anmuthige Wellenspiel; es brauste und sprudelte darin noch allzu keck und stürmisch; aber man sah leicht, daß dieser [691] Mangel sich bald ersetzen werde und daß Laube die poetischste Natur in jener Schriftstellerfaction sei, bei der im Allgemeinen denn doch das reflexive Moment das der Productivität allzusehr überwog. – Wenn nun jene Idee einer socialen Reform bei Wienbarg Sache eines ernsteren Bewußtseinsdranges, bei Laube Sache der Phantasie war, so war es bei Gutzkow die Dialektik des Verstandes, die sich derselben vorzugsweise bemächtigte. Gutzkow ließ sich weder von der gewaltigen Strömung jener weltstürmenden Speculation willenlos fortreißen, noch warf er sich in sie hinein, um mit lustigem Behagen in ihr hin und her, auf und ab zu gaukeln; sondern er calculirte sich seine Bilder, Situationen, Effecte vorweg aus und legte dann nach diesem Schema seine Gemälde an. Daher das Raffinirte, Outrirte, auf die Spitze Getriebene in seinen Compositionen; daher aber auch, was irgendwo Laube richtig anmerkt, das Aeußerliche, Zerfahrene, Nüchterne seines Styls, dem man es ansieht, daß er nicht voll und warm aus dem Innern quillt, sondern ebenfalls ein Product des Calculs ist. Mundt und Kühne endlich kamen zu jener Litteraturbewegung unter ganz andern Bedingungen und von einer ganz andern Seite her. Beide waren von der Hegel’schen Philosophie ausgegangen; Kühne zumal hatte ein ernstliches Studium derselben gemacht. So war für sie auch jenes kecke Spiel, jenes leichte Behagen der Poesie ein fremdes, in das sie sich erst hineinleben mußten; ihre Gedanken waren noch nicht flüssig genug, um sich gefällig in eine reizende und gewandte Form zu schmiegen; man merkte ihnen häufig das Studium an, das sie auf die Anmuth und den Schwung ihrer Diction verwandten.
Nun kam aber plötzlich die bekannte Katastrophe und schnitt diesen jungen Schriftstellern die Sehnen ihrer Productivität unbarmherzig durch. Sie waren genöthigt – um nur überhaupt schreiben zu dürfen – sich andere Stoffe zu suchen; und somit mußte auch ihr Styl ein anderer werden. Wären jene Ideen, deren Dialektik den Grundton ihrer Darstellungen ausgemacht hatte, auf eine tiefere Wahrheit begründet gewesen, so würden sie vielleicht für dieselben auch eine Form gefunden haben, welche minder verletzend und gefährlich erschiene oder doch durch ihren Ernst und ihren innern Gehalt imponirte. Allein weil es ihnen auch bei dem wirklich guten Willen, gewisse Mißbräuche und Irrthümer der Gesellschaft zu entfernen, doch allzusehr auf ihre eigne werthgehaltene Persönlichkeit angekommen war, weil jene Bestrebungen ihnen nur dazu gedient hatten, glänzende Effecte hervorzubringen, ihr eignes Ich mit einem poetischen Nimbus zu schmücken und nach freister Willkür mit den sämmtlichen Gütern und Reichen der Welt zu schalten: so blieb ihnen davon auch gar Nichts, als jenes kecke, selbstbehagliche Spiel ihnen gewehrt ward. Ihr Styl, der, in der leichtfertigen Behandlung der ur-[692]sprünglich sehr gewichtigen Probleme, in der Zuspitzung der speculativen Zweifel und Gegensätze zu witzigen Pointen, kurz in der bloß künstlerischen Bearbeitung des Stoffs je mehr und mehr sich geglättet und gerundet, freilich auch schon zur Manier verflacht hatte, verlor jetzt allen sichern Boden und mußte erst wieder, auf einem neuen Terrain, aus dem Frischen gebildet werden. Laube trat zuerst wieder auf mit kritischen Artikeln, in denen ein vornehmer Ernst, dem man es doch recht wohl ansah, daß er erst über Nacht graue Haare bekommen, sich in einer schwülstigen und gedrechselten Sprache spreizte. Darauf folgten Novellen, in denen der Dichter, statt, wie sonst, aus voller Brust, nur mit verhaltener und gepreßter Stimme sprach, und seine Ausdrücke recht absichtlich alles frischen Fleisches entkleidete und zu ordinären Gemeinplätzen brei[t]trat. In Beziehung auf den Stoff bevorzugte er immer mehr das Unbedeutende, Farblose, jedem Extreme Ferne, und so brachte er es denn wirklich dahin, den Inhalt seiner Darstellung so sehr zu verdünnen, daß ihm endlich die bloße leere Form in der Hand zurückblieb und seine Redeweise zu der Kunst ward, mit schönverbundenen, wohlberechneten, bedeutsamklingenden Worten Nichts zu sagen, oder wenigstens nie Etwas, was eine selbstständige Bedeutung und Tendenz ansprechen und dadurch ihn in einen lebendigeren Redefluß fortreißen könnte. Daß ein solcher Styl, der seine Vollendung einzig in der kunstgerechten Form und in der Bedeutsamkeit des Unbedeutenden sucht, in Bezug auf den Schriftsteller selbst eine geflissentliche Flucht vor jedem tiefern Interesse, vor jeder Wahrheit des Wollens und Empfindens, zuletzt eine gänzliche Gesinnungslosigkeit bedingt, begreift sich leicht, und so ist es wenigstens nicht zu verwundern, wenn Laube jetzt für Alles ein begütigendes, ausgleichendes Wort hat, wenn er Alles gut und schön findet, was nur in irgend einer Weise den Schein einer in sich gehaltenen und vollendeten Existenz trägt, mit einem Worte, was sich geltend zu machen weiß. Dadurch nähert er sich allerdings Varnhagen und selbst Göthe; aber wenn er durch diese Verwandtschaft die Sympathieen der Zeit wieder zu gewinnen hofft, die vordem ihm wegen ganz anderer Erwartungen, die man von ihm sich machte, zu Theil wurden, so möchte er sich bitter täuschen. Die junge Litteratur selbst hat jenen blinden Autoritätsglauben vernichtet und das Urtheil frei gegeben; und was wir an Göthe wahrhaft lieben, das ist wahrlich nicht jene marmorglatte und marmorkalte Kunstform; Varnhagen aber, wenn wir auch seinem vermittelnden und verständigenden Wirken in unserer Litteratur Gerechtigkeit wiederfahren lassen, möchten wir doch nicht in einer zweiten Auflage erscheinen sehen.
Auch Mundt zeigte anfänglich Neigung, sein ganzes Heil in einem solchen Kunststyle zu suchen; doch sah man bald, daß es ihm dabei im Herzen doch immer um einen [693] tüchtigen Gehalt, um eine feste Ansicht zu thun war. Wir wiederholen es, Mundt ist weit mehr ein dialektisches, speculatives, als ein poetisches Talent. Ebenso Kühne. Darum scheint Beider Beruf vorzugsweise die Kritik zu sein, und dazu paßt auch trefflich ihr präciser, glatter, gehaltener Styl, ohne Affectation oder Schwulst. Mundt indessen möchte vor Allen befähigt sein, seinem Talente einen weiten Wirkungskreis und nachhaltigere Erfolge zu verschaffen. Seine „Spaziergänge und Weltfahrten“ zeigen, daß er für die Beobachtung der objectiven Thatsachen auch noch einen andern Standpunkt zu finden weiß, als den bloß künstlerischen; daß ihn ein praktischer Sinn für die weiteren Interessen der Menschheit und für die wesentlichen Bedürfnisse der Gegenwart leitet; und so könnte es vielleicht ihm am ersten gelingen, seinen Styl auf ein anderes, günstigeres Terrain hinüberzuretten, und seiner gebildeten und durchgearbeiteten Redeform durch einen concreten, bedeutenden Inhalt eine feste und fruchtbare Basis zu geben. Von Gutzkow’s neuerer Entwicklungsphase ist gleich im Anfange die Rede gewesen; von seinem Style sind eben da und weiterhin beiläufig Proben gegeben worden; auf seine Gesinnungen müssen wir noch einen Augenblick zurückkommen, darum verlassen wir jetzt jenes Thema, bei dem wir uns ohnedem länger aufgehalten haben, als es unsre Absicht war, und widmen den noch übrigen Charakteristiken nur eine flüchtige Aufmerksamkeit.
Ueber Schlesier’s „Oberdeutsche Staaten und Stämme“ spricht sich Gutzkow in der Weise tadelnd aus, daß er das unberufene sich Eindrängen der Litteratur in den Gang der Regierungen und die Anforderungen, die man an diese letztern macht, allen Lebensfunctionen eine Stelle und eine Geltung einzuräumen, als unpassend und schädlich bezeichnet. Dem Talente des Verfassers läßt er Gerechtigkeit wiederfahren, räth ihm aber an, ein kleines Ackerfeld der Poesie oder Philosophie fleißig und redlich zu bearbeiten.
Die Reihe der Don Quixote eröffnet J. Minckwitz. Die beißenden Witze, mit denen Gutzkow, kurz nach dem Erscheinen des „Briefwechsels zwischen Platen und Minckwitz,“ die Arroganz dieses jungen Philologen züchtigte, der sich an Platen drängte, um von dessen Dichterruhm einen Reflex auf seine eigene gänzliche Unbedeutendheit fallen zu lassen, – sind bekannt genug. Sie sind unverändert aus dem Feuilleton zur Europa, in dem sie damals erschienen, in die vorliegende Schrift übergegangen. Wir wollen daher nur eines Ausspruchs des Verf. Erwähnung thun, der sich auf Platen selbst bezieht und uns für die Ansichten, zu denen Gutzkow sich gegenwärtig in Bezug auf Poesie bekennt, höchst bezeichnend erscheint. Er behauptet nämlich, Platen sei darum mißverstanden und vernachlässigt worden, weil er nur sich dichtete, seine individuellen [694] Zustände, seinen Charakter, nicht die allgemeinen Gefühle des Publicums, und er findet gerade darin seine Größe als eines wahren Dichters; ja er stellt ihn deshalb mit Göthe zusammen. Dies ist eine Begriffsverwirrung, deren sich ein Kritiker am wenigsten schuldig machen sollte, welcher einst die Objectivität zu seinem Parteinamen erhoben hatte. Ein jeder Dichter dichtet zunächst sich selbst, ist also subjectiv. Aber diese Subjectivität ist doch wieder verwachsen mit allen den Zuständen und Empfindungen, in welchen den Dichter seine und seiner Zeit Bildung heimisch machen. Je mehr es derselbe vermag, in dieses concrete Element des Lebens einzugehen, je weniger er in abgeschlossene, beschränkte Richtungen sich verliert, desto objectiver, desto natürlicher, desto wahrer ist seine Denk- und Dichtweise; wir können sie auch recht wohl individuell und charakteristisch nennen, insofern die abstractern Standpunkte sich mehr an das allgemein Menschliche richten, während der objective Dichter ein Ergründen und Nacherleben der Zustände fordert, die er schildert und die eben schon eine tiefere Bekanntschaft mit dem Leben, einen höhern Grad der Geistes- und Gemüthsreife voraussetzen. Darum ist allerdings Göthe nur für den höher Gebildeten verständlich, nicht für das große Publicum, welches sich in der Sphäre der unbestimmten, einfachen Gefühle hält, und welchem daher das Schiller’sche Pathos und die Uhland’sche Schwärmerei besser zusagen. Aber es giebt auch eine Art von Individualität, die sich von der Allgemeinheit der vagen, unentwickelten Empfindungen nicht durch eine höhere Reife des Gemüthslebens, sondern durch eine krankhafte Verbildung unterscheidet; die kein großes Publicum findet, nicht darum, weil sie über dem Gesichtskreise der Mehrzahl steht, und eine Heranbildung zu sich verlangt, deren Wenige fähig sind, sondern weil sie außerhalb aller der Zustände und Sympathieen sich hält, welche überhaupt die Bildung einer Zeit und das Urtheil einer Generation bedingen. Und dies scheint uns der Fall zu sein mit Platen. Platen’s Lyrik (denn nur von dieser ist hier die Rede) zeigt nicht den Dichter, der, indem er sich dichtet, ein reiches, charakteristisch entwickeltes Leben dichtet, welches er lebt, sondern den Dichter, der, weil er dem Leben durch eine kränkelnde Verstimmung entfremdet worden ist, Nichts zur Anschauung bringen kann, als seine, dieses Einzelnen, Ansichten, Launen und Gefühle. Wenn Uhland’s Naturempfindung einseitig und beschränkt ist, so ist es gewiß Platen’s Befangensein in der Anschauung und Nachbildung classischer Formen noch weit mehr; und wenn von jenem sich das reifere Gefühl unbefriedigt abwendet, um einen tiefern Gehalt in der Betrachtung höherer Lebensgebiete zu gewinnen, so kann die Lust, die dieser an der bloßen Form, am classischen Wohllaut und Rhythmus hat, nur für den Metriker, den Philologen einen Reiz haben. Jenes Urtheil Gutzkow’s ist aber [695] um so unbegreiflicher, wenn man, wenige Seiten früher, in der Charakteristik Laube’s, ihn die Bemerkung aussprechen hört: ächt menschliches Empfinden und Fühlen müsse wieder in die Litteratur eingeführt werden, und der Dichter werde sich erst bewähren, wenn er im Einfachen, im Menschlichen, in der Idylle die Sommerfäden der Poesie zu erhaschen vermöge. Dies paßt doch wahrlich eher auf Uhland als auf Platen. Aber solche Gedankenlosigkeiten und Widersprüche entstehen, wo man die Kritik nach momentaner Stimmung, ohne ein festes und klares Bewußtsein, ausübt. Wir eilen zum Schlusse, und wollen uns darum weder bei der ziemlich derben Abfertigung des Apostaten J. Jacoby, noch bei der Widerlegung des Löffler’schen Buches „über die Gesetzgebung der Presse“, noch selbst bei der furchtbar bittern, aber wohl nicht ungerechten Polemik gegen Steffens’ „Revolution“ aufhalten, sondern nur noch über die Stellung und Gesinnung des Verf., wie sie sich in diesem Werke ausspricht, einige Bemerkungen beifügen, zu denen gerade jene beiden letzten Aufsätze uns die hauptsächlichsten Materialien liefern werden. Es kann nicht unsere Absicht sein – wie wir dies auch schon oben erklärt haben – aus diesen fragmentarischen Productionen, die noch dazu nicht alle in einer und derselben Zeit entstanden sind, ein Gesammtbild von Gutzkow’s Charakter oder Talent herzustellen; aber wir können uns nicht versagen, daraus einige Züge zu entnehmen, die uns besonders geeignet scheinen, sowohl über das, was Gutzkow war, als auch über das, was in Zukunft von ihm zu erwarten steht, ein ziemlich sicheres Urtheil zu begründen.
Voran stehe hier wieder ein Bekenntniß, wodurch Gutzkow seine Vergangenheit, seine Handlungen und die seiner Partei förmlich abschwört und zurücknimmt. Er spricht zuerst von den Ursachen, welche jene litterarischen Excesse veranlaßten. „Die Litteratur,“ sagt er, „war durch die ausgedehnte Wirksamkeit des Wolfgang Menzel von der Achtung vor der Vergangenheit entbunden; der junge Nachwuchs ging hier in die schlechteste Schule, indem er sich ein arrogantes Urtheil über die frühere Litteraturperiode angewöhnte und dies durch Kategorien zu beweisen suchte, die alle einer versteckten, ehemals burschenschaftlichen Richtung entnommen waren. Zu dieser gefährlichen Unterweisung kam der Mangel an bedeutenden Vorbildern. Die Vergangenheit war theils zertrümmert, theils zu weit entrückt; die Gegenwart bot keinen Ersatz. Steffens war ein litterarischer Dilettant; Tieck hatte sich aller Anknüpfungen, die man an ihn machen konnte, ausgenommen in Shakspearesachen, entledigt. Die Verwirrung auf dem religiösen Gebiete war durch den theologischen Parteienkampf hoch genug gestiegen. Der Journalismus war einestheils durch Müllner [696] zu einer Frechheit in Persönlichkeiten gelangt, die, da die Nachahmer nur überbieten konnten, gar keine Rücksicht mehr nahm, und anderntheils war er so heruntergekommen, daß er sich nur in den gewöhnlichsten Sphären umtrieb und, wenn junge Kräfte sich ihm anschlossen, Niemandem den Gedanken einflößte, daß diese Zeitschriften von oben her berücksichtigt würden. Aus allen diesen Elementen mischte sich ein Stoff zusammen, den die Ereignisse des Jahres 1830 entzünden mußten. Es giebt kein Publicum – von dieser Voraussetzung aus schrieben die jungen Dichter und Kritiker, ohne an ihre Leser zu denken.“ – Diese Anführungen sind gewiß sehr wahr und dienen eben so sehr, das Entstehen und den Charakter der jungen Litteratur zu erklären, als ihre Unbesonnenheiten zu entschuldigen. Diese letztern durfte Gutzkow zugeben, und das Geständniß, daß er, durch jene Einflüsse, unter denen er sich entwickelte, irre geleitet, die rechte Form und das Maß des Schicklichen in seinen Aeußerungen verfehlt, konnte ihm bei denen, in deren Hände er leider seine ganze Zukunft gelegt sieht, hinreichende Rechtfertigung gewähren und würde ihm in den Augen des Publicums keinen Nachtheil gebracht haben. Auch das konnte er aussprechen, daß er von seinen politischen Ideen jener Zeit zurückgekommen sei, daß er sich ganz von der Politik entfernt halten wolle, weil er die Fortbildung des Staatslebens nicht von den politischen Theorieen der Schriftsteller, sondern von der Feststellung der öffentlichen Thatsachen unter der Aufsicht der Regierung erwarte. Kein Besonnener wird wohl die Täuschung genährt haben, es könne von der jungen Litteratur eine politische Reform ausgehen, oder es sei derselben auch nur irgend Ernst mit ihren liberalen Declamationen. Dies Alles konnte er aufgeben und doch noch von seinen damaligen Bestrebungen einen gewissen Kern, eine wirkliche Tendenz retten. Er konnte die Ansichten, die er in jener Epoche bekannte, im Geheimen tiefer ausbilden und abklären, um damit erst dann vorzutreten, wenn er für dieselben eine minder schroffe Form und eine festere Basis gewonnen hätte; er konnte bis dahin darüber schweigen, und man würde sein Schweigen geehrt und gebilligt haben. Aber wenn er dieselben Ideen, welche damals den ausschließlichen Gehalt und das Schiboleth der jungen Litteratur bildeten, jetzt geradezu desavouirt, wenn er versichert, nie daran geglaubt zu haben, wenn er endlich sogar uns weiß machen will, auf das völlige Gegentheil dessen, was man ihm als Tendenz untergeschoben, ausgegangen zu sein; – so ist dies ein Verfahren, was weder durch die mißliche Stellung, in der sich allerdings der Verf. befinden mag, noch durch die Freiheit, die man jedem Geiste, und allermeist dem des Dichters recht gern gestattet, – seine Lebensanschauung zu modificiren und zu entwickeln, – genügend gerechtfertigt wird.
[697] Es ist redlich und ehrenvoll, seine Gesinnung zu ändern, sobald eine größere Lebensreife das Bewußtsein von deren Unzulänglichkeit erzeugt hat; man wird deshalb nicht minder fortfahren, jenen frühern Standpunkt werthzuhalten; aber es ist feige und unwürdig, mit seiner Vergangenheit, mit seinen Ideen und Bestrebungen zu brechen, nicht den Muth zu haben, dieselben zu vertreten, und so an sich selbst zum Verräther zu werden. Nur in wessen Thaten und Gesinnungen nie ein rechter Ernst, nie eine tiefere Wahrheit kam, nur wer sich mit Ansichten, Tendenzen, Ideen behängt wie mit einem Faschingsanzug, den er im nächsten Augenblicke abzustreifen gedenkt, – nur ein Solcher kann zu jeder Zeit jede beliebige Verwandlung mit seinem Glaubensbekenntniß vornehmen. Wir sind von der pedantischen Anmuthung entfernt, ein Dichter müsse sein ganzes Leben lang nach seinem Antrittsprogramme fühlen, glauben und dichten; wir gestatten ihm gern das anmuthige Spiel eines steten Wechsels, einer rastlosen Bewegung, und geben zu, daß gerade in diesen kleinen Inconsequenzen, in diesem Ueberspringen von einer Meinung zur andern, in diesem gleichmäßigen Eingehen in alle, auch die heterogensten Lebenserscheinungen, die reichsten poetischen Motive liegen. Aber auch der Dichter muß ein Herz haben, was wenigstens für Etwas wahr und warm schlägt; eine Gesinnung, die ihn über dem wirren Treiben emporhält, und wodurch er dasselbe beherrscht und zum naturtreuen, charaktervollen Bilde gestaltet; einen stillen Ort in seinem Innern, wo er sich hinrettet, wenn die tausend Zauber der bunten Erscheinungswelt ihn sich selbst zu entfremden, ihm Halt und Besinnung zu rauben drohen, er muß vor Allem Eines haben – Selbstachtung. Ein Dichter, der diese nicht besitzt, wird nie nachhaltige Wirkungen hervorzubringen im Stande sein; eine Litteratur, welche dieser entbehrt, wäre eine Pest für ihre Zeit. Sollte jene Gesinnungslosigkeit, die als eine natürliche Reaction [698] gegen den Pedantismus und die Morosität wohl Verzeihung finden mochte, sich zum permanenten Charakter unserer modernen Litteratur herausbilden, sollte sie es dahin bringen, daß man gleichgiltig gegen den Inhalt und die Tendenz der schriftstellerischen Productionen würde, und sich nur an die schöne Form, an das Gliederspiel des Rhythmus und den Wohllaut der Diction hielte, sollte man dieselbe sogar für eine innere Nothwendigkeit der Poesie erklären: – so würde dies unausbleiblich eine Opposition des Zeitgeistes aufrufen, die dann leicht der Poesie und Litteratur selbst gefährlich werden könnte. Die Interessen und Zustände unserer modernen Cultur sind zu fest in einander verwachsen, zu verwickelt, zu sehr auf ein Zusammenhalten aller Kräfte, auf ein Ineinandergreifen aller Richtungen berechnet, als daß sie eine solche Isolirung einzelner Gebiete vertragen könnten; der Umschwung der tausendfach verbundenen Räder ist zu gewaltig, als daß nicht das Stocken des kleinsten Rades die ungeheuerste Gefahr bringen sollte. Eine Litteratur, die es mit diesen Interessen nicht ernst nähme, eben so gut wie eine, die sich jeder Beziehung auf sie entschlagen wollte, würde ausgestoßen werden. Diese Ueberzeugung leitete auch die jüngeren Schriftsteller, als sie den innigsten Zusammenhang und Wechseleinfluß des Lebens und der Litteratur als ihr Grundprincip proclamirten, und in diesem Sinne haben wir oben gesagt, daß sie es mit ihrer socialen Reform ernst zu meinen schienen. Sie können freilich die Gewalt anklagen, welche dies ihr Wirken rücksichtslos unterbrach; aber wenn sie nun, wie verzogene Kinder, gar nichts mehr für jene Sache thun wollen, weil man sie nicht gerade so gewähren ließ, wie sie sich’s in den Kopf gesetzt hatten, oder wenn sie das Anathema, was ihre Bestrebungen traf, selbst mit ängstlicher Hast nachsprechen, und sich und uns vorreden, sie hätten es ja so böse gar nicht gemeint und eigentlich sich bei ihrer Opposition gegen das Bestehende gar nichts oder das directe Gegentheil gedacht: so fällt jene Anklage auf sie selbst zurück und macht die Sympathieen verstummen, die sich in vielen Herzen für sie regten. Es ist lächerlich, wenn Gutzkow seine Vertheidigung mit der Erklärung [699] schließt: „Wir suchen den freien Mann – nicht das freie Weib, – wir suchen die Wiedereinsetzung des Geistes, – nicht die Wiedereinsetzung des Fleisches, – wir suchen Gott, – nicht weil wir ihn verloren haben, – sondern weil in ihm nur der wahrhaft selig ist, der ihn selber gefunden hat!“ – aber es wäre traurig, wenn der Zwang der Verhältnisse oder die Meinung des Tages solche Charakterlosigkeit nöthig machte und autorisirte.
4. Entstehung#
4.1. Dokumente zum entstehungsgeschichtlichen Kontext#
4.1.1. Karl Gutzkow an Levin Schücking, 25. April 1839#
Karl Gutzkow an Levin Schücking, Hamburg, 25. April 1839. (BrSchue, S. 49)
Sie wollen eine Entwickelung meiner literarischen Stellung schreiben. Freilich würd’ ich Ihnen dafür nur dankbar sein können; denn es ist entsetzlich, was ich unter der Furcht, die man vor meiner kritischen Wirksamkeit hat, für meine eigne Produktion leiden u. entgelten muß. Sehen Sie, wie bitter u. doktrinär die Hallischen Jahrbücher jetzt an mich kommen! Es fehlt an Organen für unpartheiische Vermittlungen.
4.1.2. Karl Gutzkow an Arnold Ruge, 26. April 1839#
Karl Gutzkow an Arnold Ruge, Hamburg, 26. April 1839. UBFM, Nachlass Karl Gutzkow, A 2 I, Nr. 39,116I (maschA).
[Gutzkow erwähnt zunächst einen Beitrag, den ihm Ruge für den „Telegraph für Deutschland“ angeboten hatte, und geht dann auf eine Rezension seines eigenen humoristischen Romans Blasedow und seine Söhne in den „Hallischen Jahrbüchern“ ein, die Ruge in Aussicht gestellt, aber noch in Arbeit hatte.]
Daß Sie mit dem Blasedow „nach dem Militärcomment (Immer langsam voran?)‟ verfahren, ist mir gar nicht lieb. Ich gestehe Ihnen auch, daß die Wachen, die Sie vorausgeschickt haben, um das Terrain für die aufzuführende Parade abzustecken, mich betroffen haben; erst dieser geistesdürre Meyen, der mein persönlicher Feind ist, dann Herr Biedermann mit seinem vornehmen Schematismus und der unredlichen Vergleichung früherer u jetziger Phasen meines Wesens. Nein, diese Erwähnungen meiner literarischen Stellung, da sie die ersten in den Hall. Jhrbüchern sind, haben mich geschmerzt [...] Ueberhaupt, was hab’ ich von den Hall. Jahrbüchern zu erwarten? Ich war gespannt auf ein Urtheil u finde dieses. Ich habe in No 68 des Telegr. [d. h. im hier edierten Text, Die Hallischen Jahrbücher] darüber meinen Unmuth ausgesprochen. Ich mag wahrhaftig nicht noch mehr Zerwürfnisse, als schon da sind; aber das ist nicht der Weg des Friedens mich von Meyen beurtheilen oder von Biedermann als inconsequent zerlappen u entstellen zu lassen! Ich verlange keine Huldigungen; aber ich erwarte auch keine Gehässigkeiten. Ich hätte gern gesehen, das Publicum hätte uns für übereinstimmender gehalten, als es nach Ihren Mitarbeitern u nach meiner Entgegnung nun den Anschein hat. Geben Sie also, ich bitte, schnell Ihre Ansicht über Blasedow. So besonders groß wird sie nicht sein; da ich Eure angeborne doctrinäre Widerspenstigkeit kenne u. recht gut weiß, wie Ihr, sonst ganz gescheute Leute, doch unfähig seid, harmlos zu genießen und ruhig in Euch aufzunehmen. [...]
Für Ihre Jahrbücher zu arbeiten, find’ ich für’s Erste wohl keine Zeit. [...] Auch hängt von der Art ab, wie Sie das Biedermännische wieder gut machen, ob ich mich an einem Orte wohl befinde, wo man mir auf Dornen bettete.
[Abschließend empfiehlt Gutzkow mögliche Beiträger zu den „Hallischen Jahrbüchern“, nach denen Ruge offenbar noch Ausschau hielt, und zwar aus den Reihen seiner eigenen Mitarbeiter am „Telegraph für Deutschland“: Levin Schücking und Friedrich Hebbel.]
4.2. Entstehungsgeschichtlicher Kontext #
Die von Arnold Ruge und Theodor Echtermeyer herausgegebenen „Hallischen Jahrbücher“ liefen wie der von Gutzkow redigierte „Telegraph für Deutschland“ 1838 an. Beide Zeitschriften verstanden sich als Organe der gehobenen fortschrittlichen Kritik und machten sich Konkurrenz. Während die bei Otto Wigand in Leipzig erscheinenden „Jahrbücher“ durch ihre wissenschaftliche Akzentuierung zu einem wichtigen Organ des Junghegelianismus wurden, vertrat der bei Hoffmann & Campe in Hamburg verlegte „Telegraph“ ein eher unakademisches liberales Spektrum im Sinne der von Gutzkow gewünschten unpartheiische[n] Vermittlungen, wie er an den „Telegraph“-Mitarbeiter Schücking schrieb (4.1.1.).
Gutzkow hatte nach dem Verbot und Zerfall des Jungen Deutschland am Wiederaufbau seiner literarischen Stellung (4.1.1., 4.1.2.) zu arbeiten und war nicht nur auf seine erneute kritisch-belletristische Produktivität angewiesen, sondern auch auf Darstellungen seines Wirkens und Schaffens durch andere Kritiker – eine solche wäre ihm vom Mitarbeiter Schücking willkommen gewesen (4.1.1.) und natürlich auch aus dem Lager der Junghegelianer, wenn sie nicht verständnislos oder böswillig über ihn urteilten. Gutzkow war auf der Hut vor solchen Angriffen, seit sich der Berliner Hegelschüler Eduard Meyen in den „Baltischen Blättern“ vom 3. Januar 1838 (Rasch 9/2.38.01.03N) abschätzig über seine Person geäußert hatte.
Als neu beginnender Redakteur in Hamburg war Gutzkow jedenfalls bestrebt, mit dem in Halle angetretenen Berufskollegen Ruge Allianzen zu bilden. Im „Telegraph“ wies Gutzkow am 16. April 1838 auf die „Hallischen Jahrbücher“ hin und wünschte ihnen eine größere Verbreitung. Die „Jahrbücher“ wiederum brachten zur selben Zeit eine anerkennende Besprechung von Gutzkows Roman Seraphine, allerdings nur in ihrem Supplement, dem „Intelligenzblatt“. Gutzkows eigene positive Einstellung zu den „Hallischen Jahrbüchern“ sprach noch aus Hoffmanns & Campes „Jahrbuch der Literatur“ für 1839, das schon Ende 1838 herauskam. Hier begrüßte Gutzkow das Auftreten einer philosophisch fundierten Kritik in Deutschland und führte Redakteure wie Mitarbeiter der „Hallischen Jahrbücher“ als Autoritäten in literarischen Fragen an (→ Vergangenheit und Gegenwart. 1830-1838). Missgünstig stimmte ihn dann jedoch die Kritik eben dieses Beitrags sowie des Campeschen Jahrbuchs insgesamt durch seinen ausgewiesenen Gegner Meyen im Hauptblatt der „Hallischen Jahrbücher“ von Ende März / Anfang April 1839 (Rasch 17/7.39.03.30). Vollends verärgerte ihn die knapp danach folgende Darstellung Karl Biedermanns vom 9.-12. April, die nach einer langen Abhandlung über das Junge Deutschland die Sammlung Götter, Helden, Don-Quixote zum Anlass nahm, ihren Autor Gutzkow in seinen schwierigen Metamorphosen recht schematisch zu charakterisieren und ihn schließlich in seiner letzten Publikation als charakterlos anzugreifen.
Im Interesse seiner eigenen literarischen Stellung sah Gutzkow sich veranlasst, eine Entgegnung auf Biedermanns Kritik in den „Telegraphen“ zu setzen, und zwar unter dem Titel Die Hallischen Jahrbücher. Damit war signalisiert, dass seine Gegenkritik über den Rezensenten Biedermann hinaus auf dessen publizistisches Lager zielte. Nach diesem Entzweiungszeichen war die Aussicht auf weitere gegenseitige Unterstützung der beiden kritischen Organe getrübt, obwohl Gutzkow noch auf eine ,wiedergutmachende‘ Besprechung des Blasedow durch Ruge hoffte (4.1.2.). Sein Brief an Ruge zeigt jedoch, dass er in dieser Beziehung – wegen der doctrinäre[n] Widerspenstigkeit der hegelianischen Kritik – keine großen Erwartungen hegte. Ruges Blasedow-Kritik im Juni 1839 (Rasch 14/18.39.06.01), in welcher er die Maßstäbe seiner eigenen „Neuen Vorschule der Ästhetik“ (1836) anlegte, fiel denn auch entsprechend negativ aus. Verdammend äußerte sich Ruge dort vor allem über die laufende Fehde, die unter den ehemaligen Jungdeutschen ausgebrochen war und auf die Gutzkow selber im Brief an Ruge vom 26. April 1839 anspielt (Ich mag wahrhaftig nicht noch mehr Zerwürfnisse, als schon da sind).
6. Globalkommentar#
Der wissenschaftliche Apparat wird zu einem späteren Zeitpunkt um den Globalkommentar und die Stellenerläuterungen ergänzt.