Lelia. Ein Roman nach dem Französischen des Georges Sand#
Metadaten#
- Herausgeber
- Wolfgang Rasch
- Fassung
- 1.1
- Letzte Bearbeitung
- 14.12.2019
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Text#
695 94) Lelia. Ein Roman nach dem Französischen des Georges Sand. Von A. Braun. Leipzig, Kayser. 1835.#
Betrachtungen über diesen ausgezeichneten französischen Roman knüpfen sich unmittelbar an die vorstehende Gedankenreihe an. Diese Lelia existirt nicht, dieser Trenmor (eine Art von Alamontade) existirt nicht, Magnus ist eine phantasmagorische Gestalt; nur Stenio, dieser liebenswürdige schwärmerische Dichter, ist ein Bild der Wirklichkeit; (denn die Verzweiflung an der platonischen Liebe, das Erwachen der Sinnlichkeit in edlen Seelen und zuletzt die Ausschweifung wird oft erlebt). Und doch liegt in dieser prekären Composition eine Macht der Wahrheit, die erschüttert, eine Welt, die eben so wirklich ist, wie die sichtbare; die ganze Geschichte eines Herzens.
Wenn Lelia irgend einem Vorwurf ausgesetzt ist, so liegt er darin, daß sie zu viel allegorische Elemente hat. Die Tendenz verschleiert oft das wesenhafte körperliche Fleisch (Fleisch soll ja auch in der Unsterblichkeit sein!) Die Absicht langt weiter hervor, als die Beugung der uns beschäftigenden Personen zuläßt. Es ist uns zuweilen, als lebten wir in einer Schattenwelt, oder sähen die Fäden sich bewegen, an welchen der Dichter seine Gestalten lenkt. Wollte man glauben, daß wir unsere Theorie über Wahrheit und Wirklichkeit auf Kosten der fleischigen, leibhaften Poesie und zu Gunsten der allegorischen Darstellung gegeben hätten, so würde man uns mißverstehen. Lelia ließ sich an vielen Stellen noch mit stärkeren Tinten geben, sie konnte mit weit praktischerer Unterlage auftreten. Trenmor und Magnus durften in dieser Weise, wie hier, nicht unwahrscheinlich sein, sie mußten etwas mehr von Realität für sich haben. Das verschweigen wir nicht, weil wir fürchten, in keimenden und erst halb entwickelten Systemen am leichtesten mißverstanden zu werden.
Herr von Eckstein, dieser in der Charakteristik und Classifikation so unerreichbare Kritiker, nannte vor Kurzem Lelia die Luzinde Frankreichs. Dieser Ausdruck würde das Wesen dieses Romans gänzlich umfassen, wenn die darin geschilderte Liebe weniger moralisch und mehr künstlerisch wäre, und wenn zuletzt der Autor gesonnen wäre, wie Friedrich Schlegel mit diesem Buche allein zu stehen. Madame du Devant (bekanntlich die Verfasserin der unter dem Namen Sand erscheinenden Romane), hat schon mehrere Erfindungen dieser Art publicirt, in welchen dieselbe Weltauffassung, dieselbe Menschenkenntniß und eine Pracht des Styls, die an die Majestät der Gebäude Palladio’s erinnert, wiederkehrt.
Die weibliche Autorschaft der Lelia ist nicht der geringste Reiz dieses Romans. Ist es möglich, daß eine Frau sich so in den innersten Kreis der Bewegungsideen versetzen kann! Über Moral, Staat, Religion, Sitte und Herkommen tragen ihre Urtheile alle die halb lächelnde, halb wehmüthige Physiognomie der neuen Zeit. Ich wüßte nicht eine einzige Stelle in diesem Romane, welche verriethe, daß sie von einem Wesen herrührte, das einen Unterrock trägt. Sie trägt ihn auch nicht, sie geht bald wie ein Stutzer aus der Passage des Panorama mit Lorgnette und Reitpeitsche, bald kleidet sie sich wie ein junger idealischer Schwärmer in schwarzen Sammetrock mit fliegendem Haar. So sieht man sie an der Börse, so im Theater, so auf der Gallerie der Pairskammer, während die April-Angeklagten gerichtet werden.
Ein neuer Roman ist so eben von ihr angekündigt, wir werden bei seinem Erscheinen augenblicklich darüber Bericht erstatten.
Apparat#
Bearbeitung: Wolfgang Rasch, Berlin#
1. Textüberlieferung#
1.1. Handschriften#
1.1.1. Übersicht#
Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.
1.2. Drucke#
2. Textdarbietung#
2.1. Edierter Text#
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2.1.1. Texteingriffe#
1,27 praktischerer praktischer
Kommentar#
Der wissenschaftliche Apparat wird hier zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.