Wolfgang Menzel und das „junge Deutschland“#
Metadaten#
- Herausgeber
- Wolfgang Rasch
- Fassung
- 1.1
- Letzte Bearbeitung
- 24.03.2020
Text#
1 Wolfgang Menzel und das „junge Deutschland“.#
Es war an einem schönen Spätherbst-Nachmittage im November des Jahres 1831, als ich, von Berlin kommend, in die kleine, enge Klause des damals allgemein gefürchteten Kritikers, der kürzlich aus dem Leben geschieden, eintrat und von ihm mit brennender langer Pfeife als Mitarbeiter an seinem schweren Tagewerke, Bücher zu lesen, zu loben und zu tadeln, begrüßt wurde. Drei Jahre vertraulichster Beziehung folgten auf diesen Moment, der bei dem damals zwanzigjährigen literarischen Anfänger gewiß manchen Zug aus Mephisto’s Begrüßung des Schülers, Beiden unbewußt, reproducirt haben mag. Dann folgte eine Verfeindung, ein Bruch der grellsten Art, öffentlich geführter Federkrieg, in welchen sich sogar der hohe Bundestag, die Regierungen, die Criminal-Rechtspflege mischten. Es war wieder November, aber ein düsterer, wolkengrauer Regentag, als ich ins Gefängniß wandern mußte.
In Literatur-Geschichten wird das Alles erzählt und in der Regel hübsch falsch und vollständig einseitig. Nicht, daß nicht von billiger Einsicht etwas Uebermaß in der Menzelschen Polemik zugestanden würde (nur die Vilmarianer in der deutschen Literatur-Geschichtsschreibung müssen auch da ihrem Herrn und Meister, dem neuen Konrad von Marburg, bekanntem Ketzerrichter des Mittelalters, nachorakeln), die gerügte „Einseitigkeit“ liegt in dem Hervorheben der nicht ausreichend bekannten Motive des Streites. Wir haben, lese ich, drei Bände Denkwürdigkeiten von Wolfgang Menzel zu erwarten, die er hinterlassen. Da wird sich ja Alles aufklären oder - Gelegenheit finden, wenn man’s erlebt, in berichtigender Weise auf diese Motive zurückzukommen.
Es ist eine ziemliche Anzahl Nekrologe des Verstorbenen erschienen. Im Inhalte und Urtheile sind sie nicht alle gleich. Die Standpunkte und - die Kenntnisse der Referenten sind verschieden. Neuere Zeit- und Personengeschichte wird von den jungen, gewiß oft recht bedeutenden Kräften der periodischen Presse fast zu sehr über’s Knie gebrochen. Lehrstühle werden allerdings auf den Universitäten kaum für allgemeine Literatur-Geschichte zugestanden. Aber Privatissima sollte jeder Zeitungsredacteur bei einem Nachschlage-Wörterbuche, manchmal bei alten Journalen nehmen. Da würde man über manche, noch nicht seit allzu lange verflossene Dinge besser als der Blinde über die Farbe schreiben. Die zu Schulzwecken herausgegebenen Compendien der Zeit- oder Literatur-Geschichte schreiben in der Regel eines vom anderen ab. Die Gruppirung der Namen, die Charakteristik bleibt stereotyp, und was besonders auffallend mangelhaft erscheinen muß, das ist die Methode, die den Entwicklungsgang, das Biographische in der Literatur-Geschichte vom Berichte über die Sachen selbst nicht richtig zu unterscheiden und zu trennen weiß.
Das „junge Deutschland“ anbelangend, so wird dieser Moment neuerer deutscher Literatur gewöhnlich dargestellt wie eine Art Gründung auf Actien. Fünf Schriftsteller, Heine, Laube, Mundt, Wienbarg und der Schreiber dieser Zeilen, haben sich verbunden, nach gemeinsamen, frei aus dem Französischen übersetzten Grundsätzen, die Literatur und die dem Literatur-Genusse zum Grunde liegende ästhetisch-moralische Anschauung der deutschen Nation zu untergraben. Hoher Bundestag in Frankfurt am Main hatte 1834 den Kopf voll von nichts als Giovine Italia und Carbonari und Vendetta und Munkacs und Spielberg, und Andere wieder dachten bei der Entdeckung, die der Bundestag auch in einer literarischen Giovine Alemagna gemacht haben wollte, an eine Art Göttinger Hainbund mit verbranntem Wieland und gefüllten Punschterrinen oder an die Zeiten der „romantischen Schule“, wo die Ehe nur als Versuchsfeld für Charakter-Ergründung angesehen wurde; kurz, man wollte für bestimmt und fest annehmen, diese fünf Schriftsteller, denen sich als sechster Freiwilliger noch Gustav Kühne anschloß, hätten das Programm, das ihnen Wolfgang Menzel andichtete: Franzosenthum, Fleisches-Emancipation, Atheismus u. s. w., unter sich in einer nächtlichen Sitzung abgesprochen. Die Wahrheit war, daß die gesammte Zeit, die Zeit der geknebelten Beamten, der Professorenzöpfe, der Consistorial-Päpste, anderen Zielen zusteuern wollte, als die bisherige Richtung gebot. Die nach dem „jungen Deutschland“ gekommene Zeit der Ruge und Feuerbach gab für diese Sehnsucht den philosophischen Ausdruck; Rotteck und Welcker unterhielten den politischen, Strauß den religiösen. Weder eine Verschwörungsscene mit Todtenkopf, Strick und Dolch, noch überhaupt die geringste freundschaftliche Verabredung, etwa auf gegenseitige Unsterblichkeits-Assecuranz, hatte stattgefunden, um einen Begriff zu schaffen, der schon damals nicht paßte und nun noch vollends in den Leitfäden denkfauler Bücherschreiber Widerspruch neben Widerspruch stellt. Denn längst hat sich doch die vollständige Verschiedenheit der vom Bundestage zusammengekoppelten Schriftsteller herausgestellt. Jeder ist eines anderen literarischen Ursprunges und wenigstens später seiner eigenen Lebenswege überwiesen. Jeder hat sich von dem, was damals seine Signatur sein sollte, so gut wie nichts erhalten. Aber der üble Brauch, Wolfgang Menzel und dem hohen Bundestage mehr Glauben zu schenken als den Thatsachen, erhält sich.
So wirft z. B. eine Leipziger Zeitschrift neulich bei Gelegenheit ihres Nachrufes an Menzel die politischen Gesinnungen der Männer, die 1834 zu dem bundestäglichen „jungen Deutschland“ gerechnet wurden, dermaßen bis zum Jahre 1873 in Einen Topf, daß ich der Redaction ungefähr folgenden Brief schreiben mußte:
„Sie fühlen sich veranlaßt, dem vor Kurzem verstorbenen Wolfgang Menzel einen Nachruf zu widmen. Wie sehr ich mit Ihrer Anerkennung der Verdienste des Geschiedenen im Allgemeinen übereinstimme, beweise Ihnen der Umstand, daß ich, der ich vor 37 Jahren auf Menzel’s maßlose Urtheile und roheste Invectiven hin gerichtlich verfolgt wurde, dennoch beim Erzählen meiner Jugendeindrücke („Gesammelte Werke“, neue Ausgabe, H. Costenoble, Lieferung 4, Seite 227) ein Urtheil über ihn fälle, wie es, glaube ich, so günstig noch in keiner unserer Literatur-Geschichten zu lesen steht.
Wenn Sie aber die patriotische und politische Gesinnung des Verstorbenen in Vergleichung bringen mit der seiner früheren Gegner („Börne, Heine und das junge Deutschland“), so hätten Sie wahrlich bei letzterer Collectiv-2Bezeichnung die Personen unterscheiden sollen. Die üble Angewöhnung unserer Kritiker und Literar-Historiker, das „junge Deutschland“ solidarisch aufzufassen und Feinde, die sich bekämpften, als unter sich verschworene Freunde zu beurtheilen, scheint Sie bestimmt zu haben, z. B. für Heinrich Laube’s Abstimmungen im Frankfurter Parlament mich oder den seligen Mundt oder Heine verantwortlich zu machen, während doch z. B. ich zu jener Zeit in meiner damaligen schwierigen Stellung als Dramaturg am königlichen Hoftheater in Dresden „Deutschland am Vorabend seines Falls oder seiner Größe“ schrieb. Wenn Sie in Ihrem Enthusiasmus für Wolfgang Menzel sagen, ob sich wol bei „Heine, Börne oder dem jungen Deutschland“ „eine Stelle fände, die sich den Wolfgang Menzel’schen Worten an die Seite setzen ließe:
Jede drohende Gefahr von Außen wird selbst die Eigensüchtigen und Gleichgiltigen zwingen, in der Gesammtkraft des deutschen Volkes Schutz zu suchen. Sollten auch die bisherigen Versäumnisse uns ein großes Unglück bringen, uns aufs neue eine äußere Ueberwältigung zuziehen, so würde doch gerade dadurch der getheilte Sinn der Deutschen am sichersten vereinigt und jene Wiedergeburt unseres großen Vaterlandes gefördert werden, die schon beim Untergange der Hohenstaufen geahnt wurde“ -
so mache ich Sie, übrigens erfreut durch die leichte Befriedigung, die man Ihrem Geschmack gewähren kann, auf meine im Jahre 1842 erschienenen „Briefe aus Paris“ und die darin Band II, Seite 189, gegebene Erzählung meiner Unterredungen mit Thiers aufmerksam. Ja, was speciell die Kaiserkrone anbelangt, so war diese allerdings den Demokraten von 1848, die zur nationalen Einheit vor Allem auch die Freiheit wünschen mußten, mehr in den Hintergrund getreten. Aber dennoch mögen Sie eine ästhetisch-politische Jury berufen, die da entscheiden möge, ob die obige Wolfgang Menzel’sche Stelle nicht von gleichem Gehalt oder Nichtgehalt wie diejenige ist, die Sie z. B. im Anhange zur zweiten Ausgabe meiner Pariser Briefe (Gesammelte Werke, alte Ausgabe, Band XII, Seite 461) finden:
Zwischen Ost und West, Slavismus und Romanismus kann der Germane nicht länger so eingekeilt bleiben, wie bisher. Vierzig Millionen deutscher Zunge müssen ihr Haar wie Hünen schütteln, und Friedrich der Rothbart müßte aus dem Kyffhäuser ziehen und die Krone einem neuen Kaiser deutschen Reiches und Wesens aufs Haupt setzen. Wie sich das machen ließe, wie sich unsere Herzoge und Großherzoge, unbeschadet ihrer Titel und Hoheiten, doch einem großen Ganzen, einem Reichskörper mit einem erblichen Fürstensenat und einer wandelbaren Volkskammer einzuverleiben hätten, das ist Sache der großen und muthvollen Eingebungen und Offenbarungen unsterblicher Heroen. Aber nach der alten Kaiserkrone im neuen Glanze sehnt sich unser Volk. Das ist nun einmal der Herzenszug, der Alles ausspricht, was in uns gährt und siedet.
Diese Stelle schrieb also ein Mitglied des von Ihnen wegen mangelnden Patriotismus verlästerten Collectivbegriffes „junges Deutschland“, einer Bezeichnung, die nur noch oberflächliche Literar-Historiker im früher üblichen Sinne einander abschreiben! Diese Stelle fällt in die Zeit der Censur, in das Jahr 1845, in einen Moment, wo Ihr großer Gesinnungsheld Wolfgang Menzel nahe daran war, den - österreichischen Bahnen Friedrich Hurter’s zu folgen! Erst durch die Bekanntschaft des preußischen Gesandten v. Rochow in Stuttgart wurde Menzel wieder auf den Beruf Norddeutschlands zurückgeführt, wo ihm denn auch späterhin eine Audienz in Potsdam bei Friedrich Wilhelm IV., dann eine gleiche bei Wilhelm I. und darauf der Rothe Adler-Orden zu Theil wurde. Daß ich nicht immer und immer als Publicist, Historiker, Landstand, Compilator von allerlei historischen Büchern u. s. w. mich mit politischen Nimbusstrahlen umgeben konnte - darüber fragen Sie Juristen, Mediciner, Naturforscher, Kaufleute, die neben ihrem Patriotismus ebenfalls noch andere Lebenswege verfolgen. Mein Bedürfniß und Erkenntniß meines Vermögens ging eben nicht auf die Menzel’schen Bewährungen. Doch schon in den Dreißiger-Jahren habe ich in Bran’s Jenaer „Minerva“ über Deutschlands Einheit geschrieben. Meine Streitartikel bei Gelegenheit der Absetzung des Erzbischofs von Köln, 1837, hatten ebenfalls Verbindung genug mit der nationalen Frage. Wozu also eine so ganz ungerechtfertigte, der Wahrheit wenigstens in Betreff Eines der zum „jungen Deutschland“ gerechneten Autoren geradezu ins Gesicht schlagende Anklage?!“
Natürlich ist nach dem ungeschliffenen Brauche der meisten deutschen Journale, der so ganz von der Urbanität der französischen und englischen Presse abweicht, ein Abdruck meiner Berichtigung nicht erfolgt. Wie könnte sich auch eine Zeitschrift auf so schmählichen Unwahrheiten vor ihren Lesern ertappen lassen!
Wie fesselnd Wolfgang Menzel’s erste Begegnung sein mußte, könnte aus einer Reihe von interessanten Mittheilungen erhellen, die ich mir vorbehalte. So erzählte er eines Tages den Ursprung seiner bekannten Opposition gegen Goethe, den er systematisch herabsetzte und nur für ein „Talent“ erklärte, folgendermaßen: „Ich studirte in Jena. Wir Studenten hatten die Gewohnheit, öfters in größerer Zahl nach Weimar zu fahren und einer Theater-Vorstellung beizuwohnen. Bei den „Räubern“ hatten wir sogar das Privileg, im Chor vom Parterre aus mitzusingen. Niemals hatte ich bei dieser Gelegenheit der alten Excellenz Goethe ansichtig werden können. Da trifft es sich eines Abends, wo wir wieder nach Weimar gefahren waren, daß wir im Theater Streit bekamen. Während noch die Worte hin- und herflogen und das Publicum parteilos zuhörte, streckte sich eine hagere, lange Gestalt aus einer unteren Prosceniumsloge, im schwarzen Frack mit Ordensstern, weißem, scharf markirtem Kopf, und rief mit einer häßlich schnarrenden Stimme: „Ruhe!“ Dieser Befehl kam von Goethe in Person. Goethe als Staatsminister machte im Theater den Polizei-Commissär, und das in einer so verächtlichthuenden, so von Oben herabsehenden, impertinenten Art, daß ich von Stund’ an ihn hassen mußte und an seinen Schriften keine Freude mehr hatte.“
Als Ergänzung dieser Erzählung mag die Erinnerung dienen an eine bekannte Stelle in Novalis’ Fragmenten, die gegen Goethe’s „Wilhelm Meister“ gerichtet ist. Diese mag wol des Weiteren auf den leidenschaftlichen Romantiker für seine Polemik befruchtend gewirkt haben.
Ueber den Entschluß Menzel’s, aufs schleunigste als Bonner Student Deutschland zu verlassen und das Asyl der Schweiz aufzusuchen, steht in meinem Gedächtnisse folgende Aeußerung: „Sand hatte Kotzebue ermordet. Man suchte 3 durchaus Complicen. Die Untersuchungsrichter in Mannheim und die ständig in Mainz tagende schwarze Commission hatten durchaus die Vorstellung von einem großen Mörderbunde, der die Aufgabe, die verhaßtesten Fürsten und Staatsmänner zu erdolchen, durch das Los bestimmte. Und nur unter den Studenten waren diese Assassinen zu suchen; das stand fest. Und siehe da! Es kam heraus, daß just am nämlichen Tage, wo Kotzebue unter Sand’s Dolchstößen gefallen war, am schwarzen Brette der Universität in Jena, die ich eben verlassen hatte, Jemand eine Fledermaus angenagelt. Sand’s blutige That und die Fledermaus in Jena mußten nun im Zusammenhange stehen! Es mußte ein mystisches Verabredungszeichen gewesen sein, und nur die Burschenschafter konnten den Frevel verstehen, den Frevel vollbracht haben! Sie wurden in Jena eingezogen, sie sollten es auch in Bonn. Ich eilte, daß ich von dannen kam.“
Der unschuldige Protest gegen die lichtscheuen Tendenzen der Mehrzahl in der damaligen Professorenwelt, der mit Sand’s völlig isolirt stehender That nichts zu thun hatte, ging meines Wissens von Adolph Follen aus, der sich nach Amerika flüchtete.
Die in meinem obigen Protest - beiläufig gesagt, gegen die „Grenzboten“ - behauptete Möglichkeit, daß Menzel „nahe daran kam“, Hurter’sche Bahnen zu verfolgen, scheint im Widerspruch zu stehen mit Menzel’s letzter Jesuiten-Broschüre. Aber auch da zeigt sich die jüngere Generation durchaus vergeßlich, allzu unbekümmert um das, was doch in einst maßgebenden Blättern und treuen Gedächtnissen gebucht steht. Nach den denunciatorischen Kritiken, nach dem ärgsten Mißbrauch der Presse und einer auf höheren Befehl in diesem Falle suspendirten Censur trat die Isolirung des scheinbaren Siegers und die totale Abnahme der früheren Stellung des „Morgenblattes“ ein. Das „Literaturblatt“ ging ein, das „Morgenblatt“ veränderte seine Gestalt. Der Ehrgeiz mußte das Hilfsmittel zu einer ganz obscur gewordenen Stellung im literarischen Verkehr, das „Literaturblatt“, nun auf eigene Kosten herausgeben. Was wurde darin gehegt und gepflegt? Nur die Literatur, die im katholischen Süddeutschland, in den schweizerischen Abteien und reichen österreichischen Prälatensitzen gekauft zu werden pflegt. Localgeschichten, Schriften über Localhelden, Heilige, Bekehrer wurden besprochen. Die Abonnenten bedingten eben die Richtung. Man war in dem kaum die Kosten deckenden Blatte dem Geiste Münchens und gewisser Wiener Coterien mehr nahe, als dem Geiste Berlins, und um so näher, als seit dem Tage von Olmütz die Magnetnadel des officiellen Berlin ebenfalls nur nach Wien zeigte.
Mit der Erwähnung des preußischen Gesandten v. Rochow soll nicht etwa eine Verdächtigung ausgesprochen werden. Die Beziehung des Bruders jener längst im Gedächtniß der Zeit verschollenen Persönlichkeit, von welcher das geflügelte Wort vom „beschränkten Unterthanen-Verstande“ übriggeblieben ist, mag nur eine der Hochachtung vor einem berühmten Schriftsteller gewesen sein. Ob Se. Excellenz der preußische Gesandte in Stuttgart, General Rochus v. Rochow, zuerst bei dem Dr. Menzel Besuch gemacht hat oder ob Dr. Menzel bei Jenem, das ist Nebensache. Aber der Verkehr war intim, wie ein komischer Vorfall beweist, der sich im Jahre 1848 in Frankfurt am Main zutrug. Herr v. Rochow, von Stuttgart nach Frankfurt versetzt, machte daselbst eine zeitlang den Versuch, die preußischen Ansprüche auf die Lenkung der deutschen Geschicke gegen das Ueberhandnehmen des österreichischen Einflusses am Rhein und Main zu vertreten. Die Position wurde mißlich. Er reiste plötzlich ab, und so plötzlich, daß er einen Theil seiner Briefschaften zu packen vergaß. Diese geriethen in die Hände seines Bedienten, der sie wahrscheinlich zerstören sollte, aber nur - verzettelte. So las ich denn unter Anderem ein Billet meines alten grimmen Feindes an die Excellenz selbst. Er war in vertraulichem Tone und in dringender Eile geschrieben. Die „bewußte Angelegenheit“, die darin die Hauptrolle spielte, konnte in den damaligen Tagen viel zu rathen geben. Aber ich bin überzeugt, es war nicht etwa die Kaiserkrone gemeint oder eine preußische Pension, sondern nur ein unschuldiges, für Berlin bestimmtes Dedications-Exemplar seiner vortrefflichen „Geschichte der Deutschen“.
Berlin, im Mai.
Apparat#
Bearbeitung: Wolfgang Rasch, Berlin#
1. Textüberlieferung#
1.1. Handschriften#
1.1.1. Übersicht#
Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.
1.2. Drucke#
2. Textdarbietung#
2.1. Edierter Text#
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3,22 und dem und den
Kommentar#
Der wissenschaftliche Apparat wird hier zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.