Offenes Sendschreiben an den hiesigen Göthe-Ausschuß#

Metadaten#

Herausgeber
  1. Madleen Podewski
Fassung
2.1: Korrektur
Letzte Bearbeitung
12.05.2021

Text#

81 Offenes Sendschreiben an den hiesigen Göthe-Ausschuß#

Meine Herren!

Sie sind im Begriff, eine Schuld abzutragen, um welche Frankfurt schon oft von Deutschland gemahnt wurde. Sie wollen dem größten Ihrer Mitbürger, Wolfgang Göthe, ein Standbild errichten, um bei der Nachwelt sich den Ruhm zu sichern, daß dies außerordentliche Genie in Ihren Mauern geboren wurde. Sie wollen gerade den gegenwärtigen Moment benutzen, um zu zeigen, theils daß unsre Tage billiger und versöhnlicher sind, als frühere, wo man sich gerade in seiner Vaterstadt aus patriotischen und religiösen Rücksichten zu einer Huldigung des Propheten am wenigsten verstehen wollte, theils daß Sie aus eignen heimischen Mitteln das zu leisten wissen, was in Betreff Schillers nur eine unsre Nationalität demüthigende Collekte im ganzen Lande mühsam hat erbetteln können. Sie wollen Ihren Namen auf das Piedestal eines Denkmals einschreiben, welches nicht nur ein großes Genie, sondern ebenso die Unbefangenheit Ihrer Begriffe wie die Vermögensumstände Ihrer Vaterstadt verherrlichen soll. Meine Herren, Sie haben die Stellung, in der Sie vor ganz Deutschland stehen, sehr gut bezeichnet, indem Sie sagten, Göthe bedürfe weniger eines Denkmals, als Sie; an Ihnen wär’ es sich zu rechtfertigen und den Beweis zu liefern, daß in Frankfurt nicht bloß ein neues Lotterieanlehen irgend eines unsrer Bundesstaaten, eine Eisenbahn, von der man noch nicht einmal weiß, wo sie angelegt werden soll, in der Geschwindigkeit zwanzig Millionen Unterschriften zählen kann, sondern auch eine großherzige Huldigung, die man der Humanität, den Künsten und den Wissenschaften darbringt.

82 Meine Herren, ich will nicht verschweigen, daß das gegenwärtig in Deutschland herrschende Marmorfieber das Symptom eines bedenklichen Zustandes ist. Bedenklich ist es nämlich für die Gegenwart, wenn eine Vergangenheit, die kaum die Augen schloß, sich sogleich in Statuen und Säulen verwandelt und uns dadurch in einer abstoßenden Entfernung gegenübertritt. Dasjenige in den Ideen, was die Menschen irgendwo verkörpert sehen, halten sie auch für gesichert. Statt daß die Umwandlung einer kaum hingegangenen Literaturepoche in Marmor einen Triumph der Schönheit und Wahrheit ausdrücken sollte, könnte sie auch leicht dem Indifferentismus als Entschuldigungsgrund dienen, wenn man ihm den Vorwurf macht, daß er sich nicht mitten in der laufenden Discussion des Tages, mitten in dem lebendigen keineswegs abgeschlossenen, sondern immer noch fortwirkenden Organismus unsres höhern Nationallebens befindet. Wenn Ihr die warmen Brüste, aus denen Ihr Nahrung saugen wollt, gleich in Marmor, die Bildung in bloße Bewunderung verwandelt; dann könnt Ihr leicht sagen: das Große ist gewesen; es steht da oben in Bronze und Marmor; Euch, die ihr strebt und unsre Theilnahme in Anspruch nehmt, wird es sobald nicht gelingen, in Bildsäulen verherrlicht zu werden! Mit einem Worte: das Marmorfieber unserer Zeit drückt einen krankhaften Zustand unserer öffentlichen Meinung aus. Der Gebildete will über Schiller und Göthe nicht hinausgehen, der Mittelmäßige glaubt Wunder große Beweise für den Ernst seiner Gedanken und Gefühle zu liefern, wenn er sich bei einem Comité einfindet, wo irgend einem Heroen der Vergangenheit ein Denkmal zu errichten im Werke ist! Wenn hundert Jahre vergangen sind, setzt Göthe ein Denkmal! Bis heute hängt er noch mit unsern schwebenden Discussionen so innig zusammen, daß wir noch das warme Blut durch sein eben verstorbenes Gedächtniß hindurchfühlen können. Beleidigt die nicht durch Eure Denkmäler, welche die strebenden Erben unsrer klassischen Literatur sind, laßt sie unter Euern marmornen und bronzenen Denkmälern nicht wie Pygmäen einherwandeln! Haltet ein mit Euern Denkmalstiftungen! Leset die Werke, die unsre großen Geister geschrieben, studirt sie, betrachtet sie unter dem Lichte der Zeit und der Verhältnisse, vergleicht sie mit andern Mustern und mit Nachbildungen; aber verwandelt sie nicht so schnell in abgemachte Begriffe, in Bildsäulen, in Beschöni-83gungen jener leidigen Ungewißheit und Unklarheit, in welcher sich im Durchschnitt das ganze deutsche Publikum gegenwärtig über Werden und Wirken unsrer Literatur befindet!

Meine Herren, ich habe eine Schrift herausgegeben, die mich von dem etwaigen Argwohne, als gehört’ ich zu Göthes Verkleinerern, frei spricht. Ich will Ihnen auch nicht die harmlose Freude stören, daß Sie dem Zeitgeiste, den ich in Betreff der Denkmäler, für oberflächlich und unbesonnen halte, die Zügel nachgeben und in Frankfurt eine Bildsäule, die den großen Dichter vorstellt, aufrichten wollen! Seien Sie im Voraus davon überzeugt, daß ich, da es nun doch einmal soweit gediehen ist, für das Denkmal mitstimme und die Motive ehre, welche Sie zur Stiftung desselben antrieben. Nur über die Art und Weise, wie dabei verfahren werden soll, erlaub’ ich mir, in diesem Sendschreiben Ihnen einige Rathschläge zu geben, um so mehr, da ich sehe, daß Sie auf dem Wege sind, einige, meiner Ueberzeugung nach, auffallende Irrthümer zu begehen. Unmöglich werden Sie Ihre Statue für eine Privathuldigung ausgeben. Sie werden wollen, daß das Auge jedes Deutschen mit Theilnahme auf der Erfindung Ihrer Phantasie ruhen möge. Besser, Sie hören die Kritik vor, als nach dem Guße Ihres Erzbildes.

Zuvörderst, meine Herren, vermißt man allgemein unter Ihnen einige Namen, die man in Frankfurt gewohnt ist, bei literarisch-artistischen Zwecken thätig zu sehen. Sie haben die Namen Derjenigen, welche die Ehre hatten, von Ihnen zu einer vorbereitenden Sitzung eingeladen zu werden, öffentlich bekannt gemacht; jedenfalls sind dies solche, die Ihr Vertrauen verdienten. Allein man vermißte unter diesen Herren viele gewünschte und kompetente Beisitzer, man vermißte nahmhafte Künstler und Gelehrte, die vielleicht das nächste Recht haben sollten, über ein Göthe-Denkmal ihre Stimme abzugeben. Warum haben Sie diese ausgeschlossen? Warum haben Sie geglaubt, sich zunächst an diejenigen wenden zu müssen, welche in den Geldbeiträgen allerdings leicht mit den größten Summen obenanstehen werden? Warum haben Sie es nicht gewagt, Ihre Unternehmung populär zu machen und ein gewissermaßen demokratisches Element in sie aufzunehmen? Daß Sie das letztre verschmäht haben, meine Herren, werden Sie Gelegenheit finden, 84 bald zu bereuen. Sie werden sich bald überzeugen, daß ohne einen allgemeinen, ächt populären Aufruf an die Bewohner Frankfurts aller Klassen Ihre Sache weder ökonomisch noch moralisch gedeckt sein wird. Sie werden leicht eine Summe von 50,000 Gulden haben müssen und diese nicht erhalten, ohne eine gleichsam moralische Besteuerung Frankfurts! Sie werden mit den Elementen, die Sie bis jetzt beschworen haben, grade so weit kommen, daß Sie überall auf laue Empfindungen stoßen und an der Ausführung Ihres Zweckes sogar arithmetisch scheitern.

Dennoch ist dies ein Versäumniß, meine Herren, das Sie durch Ihr künftiges Verhalten leicht wieder gut machen können. Die Debatte über das Göthe-Denkmal scheint sich anzuspinnen; zerreißen Sie die polemischen Fäden, die schon gedreht werden, nicht mit Ungestüm, sondern suchen Sie davon Alles zu dem Ehrenkleide, welches Sie Sich weben wollen, zu verwenden. Im Augenblick ist es immer noch am wichtigsten, sich über das Was vor allen Dingen zu veständigen. Welchen Göthe wollen Sie uns geben? Wo wollen Sie ihn hinstellen? Wie fassen Sie ihn auf? Was denken Sie Sich überhaupt unter einer idealischen Verkörperung der Göthe’schen Poesie?

Ich habe eine Besorgniß bei Ihrem Denkmal, und bitte Sie, meine Herren, sie mich aussprechen zu lassen. Ich fürchte, Sie denken zu sehr an das Stadtkind Göthe, an jenen Johann Wolfgang, der im Jahre 1748 geboren und ich weiß nicht, in welcher hiesigen Kirche getauft wurde. Ich fürchte, Sie suchen Göthe in eine Lokalsphäre hineinzuziehen, die um so unpassender wäre, als Göthe bekanntlich kein großer Freund seines heimischen Wesens war und das Weltbürgerrecht höher schätzte, als das Frankfurter Bürgerrecht, das er preis gab, als man von ihm die Einkommensteuer verlangte. Göthe mit dem Recheneiamte auszusöhnen, sollte nicht der Zweck des Standbildes seyn. Sprechen Sie in Ihren Aufrufen und Comitévorträgen nicht zuviel von Göthes Heimath! Suchen Sie ganz zu vergessen, daß Göthe ein Frankfurter war, erwecken Sie die Theilnahme für ihn nicht von einer Seite, die ihn, wenn er im Jenseits die Verhandlungen über sein Denkmal hören sollte, verwunden wird. Lassen Sie ihn so frei von der Lokalität wie möglich und bedenken Sie, daß er eine Welt in seinem Haupte trug!

Vor einigen Tagen las ich in einem öffentlichen Blatte, daß 85 man in Frankfurt beabsichtige, Göthes Denkmal auf die Mainbrücke zu postiren. Er sollte Sachsenhausen und Frankfurt als Brückengott und heil. Nepomuk verbinden und etwa dem Hahne gegenüber ein noch deutlicheres Bild der aufgehenden Sonne, gleichsam eine Memonssäule vorstellen. Der Journalist war falsch unterrichtet; denn Sie, meine Herren, haben die sogenannte Allée, einen schattigen, etwas engen Platz mitten in der Stadt, dazu bestimmt, in der Mitte zwischen dem hölzernen Meß-Caroussel und dem Riesen- und Zwergenpaar, das sich auf der andern Seite sehen läßt, Göthes Denkmal aufzunehmen. Meine Herren, ich billige weder die Sachsenhäuser Brücke noch die Allée, weder den Römerberg, noch die Schlimmauer, wo Göthe seinen Traum hatte; ich billige gar nicht die Absicht, Göthe in die freie Luft zu stellen, ihn den Blicken der Menge Preis zu geben und ihn dem Volke, das Göthe nie geliebt hat, gleichsam aufzudrängen.

Denkmäler sind dazu da, daß sie anregen, daß sie verstanden werden und einem heiligen Palladium gleichkommen. Denkmäler sollen nie so starr sein, daß die Theilnahme der Menge sie nicht gleichsam flüssig machte und den Stein oder das Erz in warmes Leben verwandelte. Das kann Göthe nicht. Er wird nie ein Heiliger des Volks werden. Er wird der Masse, die ihn nicht gelesen hat oder die ihn nicht versteht, immer gleichgültig bleiben. Er wird, da unsre politische und religiöse Debatte noch lange nicht beschwichtigt ist, sogar ein Gegenstand der Mißachtung werden und weit mehr Hohn, oder wenigstens Gleichgültigkeit finden, als Theilnahme. Welch eine betrübende Aussicht wäre dies für diejenigen, welche Göthe verstanden haben, die in das Geheimniß seiner Welt- und Menschenbetrachtung eindrangen und sich in dem Gefolge seiner auserwählten Anhänger befinden? Wie schmerzlich, dort den kalten philosophischen Dichter stehen zu sehen, den weisen Weltmann, den Verachter der Menge, den wunderlichen Gelehrten und Dilettanten, wie das Gewühl des Tages an ihm vorüberrennt und ihn keines Blickes würdigt! Schiller kann in der Allée stehen, aber Göthe kann es nicht.

Wer gerecht ist, liebt nicht nur die Sache des Volks, sondern weiß auch die Sache Göthes zu schätzen. Mich würde des Volks jammern, (weil ich es liebe mit allen seinen Thorheiten und Irrthümern) wenn man ihm einen Göthe aufrichten wollte, 86 als Götzen des Ruhmes, vor dem es den Hut abnehmen müßte. Göthe hat den Adel des Volks nicht gekannt. Göthe gehört nicht dorthin, wo die Wege des Volkes sind. Ihr haßt ihn, ihr verwünscht ihn, weil er Euch verwünscht hat. Ihr seid in euerm Rechte, wenn ihr nicht in der Billigkeit sein könnt; beruhigt Euch, noch wird das Gefühl für das Schickliche, diese große Tugend Göthes, an seinen Jüngern, die ihm ein Denkmal errichten, nicht verloren sein; sie werden Euch Göthe nicht mitten in Eure Straßen stellen; sie werden ihn in einen Tempel bringen, in seinen Tempel, in den Tempel seiner Gemeinde, die ihn versteht. Beruhigt Euch, diesen ungeheuern Verstoß gegen die öffentliche Schicklichkeit, Göthe in unsre Straßen hineinzustellen, wird Niemand begehen!

Meine Herren, ich spreche mit vieler Zuversicht über die Ansichten, von welchen ich Sie zurückkommen sehe. Was giebt mir dazu den Muth? Ihre Liebe zu Göthe, Ihre Kenntniß seines Geistes, Ihr Studium seines innersten Wesens. Oder sollten Sie bloß den Worten des großen Dichters gelauscht, sollten nur die einzelnen Gedanken Sie gefesselt, sollten Sie Göthe noch nicht im Zusammenhange seiner ganzen Welt- und Lebenserfahrung verstanden haben? Meine Herren, Göthe ist mehr als eine Person, Göthe ist der Träger einer objektiven Poesie, die ihn nicht geschickt macht, durch eine freie in der Luft stehende Bildsäule repräsentirt zu werden. Göthes innerstes Wesen beruhte auf Zeit und Ort, auf Situation, auf Anlehnungspunkte, auf Drapperien, auf Beleuchtungen; ach, das sollte Ihnen kein Geheimniß sein! Wissen Sie, wer Göthe wie Niemand verstanden hat? Bettina hat ihn verstanden. Fragen Sie nun Bettina, was sie zu Ihrem bronzenen Göthe in der Allée sagen wird? Sie wird sagen: das ist ja der alte Blücher; das ist nicht Göthe. Bettina wird Ihnen sagen, daß Göthe, wenn er allein stand, frei, ohne Anlehnung, ein gewaltiges Wesen war, aber ein stolzes Wesen, ein zermalmendes, ein Herrscher; und wollten Sie Göthe so dem Volke gegenüber hinstellen? Soll er hinten die Arme zusammen schlagen und als Geheimerath Sie fragen: (indem Eckermann unten am Piedestal es niederschreibt:) Was wünschen Sie, mein Lieber? Nein, um Alles in der Welt, besinnen Sie Sich, meine Herren, studiren Sie Göthe und Sie werden finden,  daß bei Göthe Ort und Stunde gewählt seyn, daß Sie ihn objektiv wie-87dergeben müssen, wenn Sie ihn wahr wiedergeben wollen. Göthe mag unter freiem Himmel stehen, wie ein antiker Gott, (objektiver wär’ es schon, er säße) allein er muß auch eine architektonische Drapperie um sich haben, einen Tempel, eine Nische wenigstens; mit einem Worte Göthe muß einen Anlehnungspunkt und eine passende Beleuchtung haben.

Das Ergebniß meiner Einwendungen käme darauf hinaus, daß der Plan mit der Alléebildsäule durchaus verfehlt ist. Sie müssen Göthe absondern, oder Sie stellen etwas so Unpassendes hin, daß es Männern von feiner Fühlkraft ist, als kratzte man mit einem Griffel auf Glas. Das meiste von dem, was ich Ihnen zur Erhärtung meiner Ideen zu sagen hätte, läßt sich nur fühlen; aber Sie könnten es fühlen, da wir uns doch in der Hingebung an Göthe verwandt sind! Sie müssen für Göthes Denkmal einen passenden Ort suchen, wo Sie es in einer Halle anbringen können und mir dabei nicht etwa den Vorwurf machen, als verlangt’ ich für Kunstwerke unsres Klimas und der Beschädigung wegen Futterale, wie Theseus im Wiener Volksgarten in einem solchen Futterale steckt. Theseus, Schiller gehören ins Freie, in unsere Straßen, an öffentliche Plätze, wo man Aepfel und Birnen an dem eisernen Gitter rund herum feil bieten mag; aber Göthes innerstes Wesen verlangt eine Grotte, eine Kapelle, einen Cultus der Eingeweihten.

Was soll ich nun noch, meine Herren, zu Ihrem wunderlichen Einfalle sagen, Göthes Standbild aus Erz zu gießen und seine Marmornatur durch Bronce ausdrücken! Sie sagen, daß sich das Bild nur so conserviren würde. Sie wenden unser den plastischen Künsten nicht günstiges Klima ein. Allein fühlen Sie doch, was das für ein Göthe wäre, der da oben in der Allée ganz grünen Rost ansetzte und in hundert Farben spielte, Göthe, ein Chamäleon, wenn grade die Sonne darauf scheint! Wollen Sie vielleicht auf seine Farbenlehre anspielen? Göthe hatte nur eine Farbe; er war nicht, wie das korinthische Erz, aus vielen Stoffen, sondern wie Granit, nur aus einem. Sie werden, wenn Sie sich recht besinnen, darauf zurückkommen, daß Göthe aus Marmor geschaffen werden muß und wenn Sie ihn doch in die Allée stellen wollen und auf Ihrem Willen beharren, sich entschließen müssen, ihn dann bei Regenwetter immer schnell mit einer Vorrichtung von Hausenblase oder durchsichtigem Taffet zu überziehen.

88 Allein, ich hoffe noch, Sie hören die Stimme des Publikums! Prüfen Sie meine Vorschläge und geben Sie darüber ein gefälliges Gutachten ab. Sie sollten überhaupt mehr ans Tageslicht treten und zuweilen eine Ihrer Sitzungen öffentlich halten, wo Jedem, der sich vorher einschreiben ließe, das Wort gegönnt werden müßte. Den Beistand der Literaten werden Sie vollends nicht umgehen können und schon gestatten müssen, daß sich diese Ihrer Angelegenheit, wenn sie dafür wirken sollen, mit Entschiedenheit bemächtigen. Wie wollen Sie zu der großen Besteuerung aller Klassen kommen? Oder denken Sie, da Sie hauptsächlich nur Kaufleute und Bankiers in Ihre erste Sitzung berufen haben, vielleicht Göthes Denkmal auf Aktien zu gründen und damit eine kleine Agiotage an der Börse zu veranlassen? Sehen Sie, wenn Sie meinen Vorschlag befolgen, Goethe abzusondern; so ließen sich vielleicht künftige Entrée-Gelder erzielen, die jedenfalls eine Summe von 50,000 Gulden zu den in unserer Zeit so schwierigen 5% leicht verzinsen würden. Die Aktien würden bald mit Agio bezahlt werden und mit den Frankfurter Stadt-Obligationen vielleicht immer auf gleicher Courshöhe stehen. Ohne Scherz, meine Herren, machen Sie sich populär, überlegen Sie den hohen Werth Ihrer übernommenen Verpflichtung und hören Sie auf die öffentliche Stimme, wenn Sie Ihnen etwas zur Sache Gehöriges zu rathen hat. Prüfen Sie meine Einwendungen, und suchen Sie durch Gründe zu widerlegen         Ihren ergebensten

Dr. K. Gutzkow.

Apparat#

Bearbeitung: Madleen Podewski, Berlin#

1. Textüberlieferung#

1.1. Handschriften#
1.1.1. Übersicht#

Es sind keine handschriftlichen Überlieferungsträger bekannt.

1.2. Drucke#
J Dr. K[arl] Gutzkow: Offenes Sendschreiben an den hiesigen Göthe-Ausschuß. In: Frankfurter Telegraph. N. F. Frankfurt/M. Nr. 11, [19.] April 1837, S. 81-88. (Rasch 3.37.04.19)

2. Textdarbietung#

2.1. Edierter Text#
J. Der Text folgt in Orthographie und Interpunktion unverändert dem Erstdruck. Textsperrungen werden übernommen. Silbentrennstriche (=) werden durch - wiedergegeben. Die Seitenzählung wird mit Klammern [ ] an den betreffenden Stellen in den Text eingefügt. Die Liste der Texteingriffe nennt die von der Herausgeberin berichtigten Druckfehler sowie die Emendationen. Fehlende oder überzählige Spatien im Erstdruck wurden stillschweigend korrigiert.

Die Seiten-/Zeilenangaben im Apparat beziehen sich auf die Druckausgabe des Beitrags im Band: Ueber Göthe im Wendepunkte zweier Jahrhunderte. Mit weiteren Texten Gutzkows zur Goethe-Rezeption im 19. Jahrhundert hg. von Madleen Podewski. Münster: Oktober Verlag, 2019. (= Gutzkows Werke und Briefe. Abt. IV: Schriften zur Literatur und zum Theater, Bd. 3.)

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Kommentar#

Der wissenschaftliche Apparat wird hier zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.