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Bulwer-Lytton, Edward George Earle#

Metadaten#

Autor
  1. Martina Lauster
Fassung
1.1
Letzte Bearbeitung
27.06.2022

Text#

Bulwer, Edward George Earle Lytton #

Edward George Earle Lytton Bulwer (1803-1873), ab 1843 Bulwer-Lytton, englischer Schriftsteller und Politiker. Seine Werke („The Last Days of Pompeii“, „Rienzi“, „The Coming Race“) gehörten zu den internationalen Bestsellern des 19. Jahrhunderts. In Deutschland war er in den dreißiger Jahren der bei weitem meistübersetzte und meistgelesene englische Romancier. Erst gegen Ende der vierziger Jahre begann ihn Charles Dickens an Popularität zu übertreffen. Auch Bulwers Einfluss auf die deutsche Literatur der dreißiger und frühen vierziger Jahre ist nicht zu überschätzen. Im 20. Jahrhundert erlangte der Autor durch die Übersetzungen Arno Schmidts - dem ja auch der Anstoß zur Wiederentdeckung Gutzkows zu verdanken ist - beim deutschen Lesepublikum erneut Aufmerksamkeit.

→ Bilder und Materialien: Bilder Zeitgenossen Gutzkows

→ Bilder und Materialien: Bilder Zeitgenossen Gutzkows (Bulwer im Morgenrock)

Allgemeines#

Die häufigen Namenswechsel Bulwers weisen auf seine gesellschaftliche Stellung hin. Aus adliger Familie, erwarb er sich Ende der zwanziger Jahre als Edward Lytton Bulwer einen literarischen Ruf. Zunächst musste er mit der Schriftstellerei seinen Lebensunterhalt verdienen: Die Mutter hatte ihm nach seiner Eheschließung mit der Schriftstellerin Rosina Wheeler die Unterstützung entzogen, während das junge Paar als Attraktion der Londoner ,Society‛ weit über seine Verhältnisse lebte. Bulwer war aber bald nicht mehr so sehr auf seine Einkünfte als Schriftsteller angewiesen. Für seine politischen und literarischen Verdienste wurde ihm 1838 der Rang eines ,baronet‛ verliehen, und damit änderte sich sein Name zu Sir Edward. Als er 1843 den mütterlichen Sitz Knebworth erbte, nahm er den Doppelnamen Bulwer Lytton an (meist ohne Bindestrich geschrieben). 1866 wurde er zum ,baron‛, erhielt also einen Sitz im Oberhaus und nannte sich in Publikationen fortan einfach Lord Lytton. Die längste produktive Periode seines Lebens verbindet sich mit dem Namen Bulwer(-)Lytton, unter dem er auch außerhalb Großbritanniens bekannt ist. Im Folgenden ist der Einfachheit halber von ,Bulwer‛ die Rede. Nicht zu verwechseln ist er mit seinem ebenfalls schreibenden Sohn, dem Diplomaten Edward Robert Bulwer Lytton (1831-91), der unter dem Pseudonym Owen Meredith publizierte und 1876-80 Vizekönig von Indien war.

Bulwers literarische Karriere ist untrennbar mit einer mindestens 17 Jahre langen Tätigkeit als Parlamentarier verbunden. Eine elfjährige Unterbrechung derselben (1841-52) scheidet seine radikalliberalen Anfänge und sein Wirken als Parteigänger der Liberalen (Whigs) von seiner Aktivität als Konservativer (Tory). Im Kabinett einer konservativen Regierung war er für kurze Zeit (1858-59) Kolonialminister (Secretary for the Colonies). Die Politik des späten Bulwer scheint von der des jungen, parteilosen Abgeordneten, der 1832 mithalf, die Reform Bill durchs Parlament zu bringen, relativ weit entfernt. Wie Snyders Studie jedoch zeigt, ist der Wechsel zum Konservativismus nicht als fundamentaler Gesinnungswandel zu werten, sondern als Gewichtsverschiebung im politischen Denken Bulwers, das zeitlebens um das Verhältnis zwischen Freiheit, Moral und Ordnung kreist. Dabei konzentriert sich Bulwer auf den für das 19. Jahrhundert zentralen Bereich der Öffentlichkeit, wenn auch seine schon früh konzipierte „History of the British Public“ unvollendet blieb (vgl. Sadleir, S. 47, 49, 433). Ähnlich wie die schreibenden Politiker Henry Brougham und Benjamin Disraeli, aber zugleich mit entschiedener Neigung zum Universalgelehrten, wirkt und schafft Bulwer als ,public character‛, der Schreiben und Politik im öffentlichen Sprechen vereint und im Schnittpunkt der literarischen und politischen Öffentlichkeit eine Schlüsselfigur darstellt. (Die Zeitgenossen, Globalkommentar: 6.1.2.1. Der ,öffentliche Charakter‛) Es gibt daher kaum eine literarisch oder politisch bedeutsame Persönlichkeit des viktorianischen Zeitalters, deren Biographie keine Berührungspunkte mit der Bulwers aufweist.

Bulwers Arbeit als Schriftsteller ist nicht nur durch höchste und kaum nachlassende Produktivität gekennzeichnet, die ihn physisch ruiniert (vgl. Jauslin [1999], S. 131-133), sondern auch durch enorme Vielseitigkeit. Im Laufe seines Lebens verfasst er knapp dreißig Romane verschiedenster Prägung, eine lange Reihe an Erzählungen, etwa ein Dutzend Theaterstücke bzw. Lesedramen, zwei mehrbändige kulturgeschichtliche bzw. zeitkritische Werke, eine fast unüberschaubare Zahl an Essays, politischen Schriften, Gedichten und Versepen, sowie eine Übersetzung der Horazischen Oden und Epen mit Einführung und Kommentar und eine noch immer bekannte Übersetzung von Schillers Lyrik mit einem biographischen Essay.

Das Bindeglied zwischen parlamentarischer und literarischer Tätigkeit bildet die Publizistik: 1831-32 arbeitet Bulwer parallel als Abgeordneter und als Redakteur bzw. Beiträger des „New Monthly Magazine“, und das Ergebnis dieser Doppelaktivität ist in dem zweibändigen Werk „England and the English“ (1833) zu erkennen. Dieses kritische, mit satirischen ,Szenen‛ und ,Skizzen‛ gespickte Großporträt der Nation beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Wandel, den die 1832 in Kraft getretene Wahlrechtsreform teils beschleunigt, teils immer noch bremst. Auch später bleibt Bulwer publizistisch aktiv, vor allem in den fünfziger Jahren, als er in „Blackwood’s Magazine“ unter der Rubrik „Caxtoniana“ eine Essayserie über „Life, Literature, and Manners“ veröffentlicht, die mit dem Entstehen des zweiten und dritten Teils der Caxton-Romantrilogie eng verbunden ist. Es mag erstaunen, dass Bulwer - im Gegensatz z. B. zu Dickens - seine Romane meist nicht als Journalvorabdruck publiziert, mit der Ausnahme der Caxton-Trilogie und des späteren Romans „A Strange Story“. Diese ,Zurückhaltung‛ scheint um so bemerkenswerter, als Bulwers Gespür für das Neue und Neueste und sein geschickter Umgang mit modischen oder noch ganz ungewohnten Genres geradezu notorisch ist. Seine frühen Romane, besonders „Pelham: or the Adventures of a Gentleman“ (1828), gehören wie übrigens auch die seines Altersgenossen Disraeli zur Gattung der ,fashionable novels‛, die das Leben der schicken Kreise in der Metropole satirisch porträtieren. Die Gefängnis- bzw. Verbrecherromane, die als ,Newgate novels‛ in die englische Literaturgeschichte eingegangen sind, werden von Bulwer entscheidend mitgeprägt: „Paul Clifford“ (1830), „Eugene Aram“ (1832), „Godolphin“ (1833). Dasselbe trifft auf den panoramatischen Gesellschaftsroman zu, den Bulwer zuerst im historischen oder quasi archäologischen Fach erprobt: „The Last Days of Pompeii“ (1834; dazu Materialien: Laubes Charakteristik Bulwers), „Rienzi: the Last of the Tribunes“ (1835) - eine der Vorlagen für Wagners 1842 uraufgeführte Oper -, begleitet von einer historiographischen Gesamtdarstellung: „Athens: Its Rise and Fall, with Views of the Literature, Philosophy and Social Life of the Athenian People“ (1837). Ende der vierziger Jahre ist Bulwer dann einer der ersten, die panoramatische Gegenwartsromane schaffen (und er publiziert sie allesamt zuerst in „Blackwood’s Magazine“): Dem dreibändigen Werk „The Caxtons: a Family Picture“ (1849) folgen „My Novel. By Pisistratus Caxton: or Varieties in English Life“ (4 Bde., ab 1851) und „What Will He Do With It? By Pisistratus Caxton“ (4 Bde., 1857-58); die beiden letztgenannten von Arno Schmidt neu übersetzt. Bulwers diskursive Gesellschaftsstudien der dreißiger Jahre, „England and the English“ und „Athens“, weisen in ihrer enzyklopädischen Anlage somit auf eine allgemeine Entwicklung im Bereich des Romans voraus, die um 1850 beginnt. Außer Bulwer sind daran Thackeray mit „Pendennis“ (1848-50) und Dickens mit „Bleak House“ (1852-53) beteiligt (vgl. Jauslin [2000], bes. S. 137-138). Schließlich zieht Bulwer noch heute Interesse auf sich als Verfasser des okkultistischen Romans „Zanoni“ (1842) sowie des ,Science Fiction’-Romans „The Coming Race“ (1871).

Sein persönlicher Erfolg als Berufsschriftsteller hinderte Bulwer nicht daran, sich (wie übrigens auch Gutzkow) für die rechtliche Absicherung dieser Existenz einzusetzen. Der Selbstmord Laman Blanchards, der seinen Unterhalt durch Journalbeiträge fristete, gab Bulwer 1846 erneut Anlass, auf die Misere des freien Schriftstellertums hinzuweisen (vgl. Trodd, S. 78), nachdem er schon ganz zu Beginn seiner Abgeordnetenlaufbahn für die Einführung des Copyrights auf Theaterstücke und für die Abschaffung der Theaterzensur eingetreten war und einem entsprechenden Untersuchungsausschuss vorsaß; allerdings ohne das gewünschte Ergebnis (vgl. Snyder, S. 36-37).

Im Gegenzug zur wachsenden Spezialisierung des Wissens und der Kenntnisse im 19. Jahrhundert verkörpert Bulwer den enzyklopädischen Literaturkenner. Das Englische bezeichnet mit ,letters‛ (wie das Französische mit ,lettres‛) genau die Sphäre, in der dieser Autor beheimatet ist: das zum Text, zur ,Literatur‛ geronnene Wissen. Den ,letters‛ gilt die Aufmerksamkeit und die produktive Energie dessen, der wiederum als ,literary character‛ bezeichnet wird. Bulwer ist so ein ,literarischer Charakter‛, dessen Person und Werk nicht zu trennen, sondern gleichermaßen durch eine „umfassende Kenntnis der Literaturen“ geprägt sind (Jauslin [1999], S. 133). Diese Einheit von ,Charakter‛ und ,Werk‛ bedeutet auch, dass sich das ,Werk‛ nicht allein nach ästhetischen Kategorien beurteilen lässt. Dies aber ist die Praxis der konventionellen Literaturgeschichte, die den eminenten ,literary character‛ Bulwer nur zur zweiten oder dritten Garnitur viktorianischer Romanschriftsteller rechnen kann.

Aristokratischer Status, dandyhaftes Auftreten, eine spektakulär-katastrophale Ehe und Trennung, immense Belesenheit und ein von manchen als arrogant empfundener Anspruch auf Universalität, verbunden mit einer zeitweise dominierenden Stellung auf dem Buchmarkt und im literarischen Leben, - diese Faktoren setzten Bulwer einer oft heftigen und verletzenden Kritik aus. Er wurde zum Repräsentanten eines überwundenen aristokratisch-dekadenten Zeitalters erklärt und der ,dressing gown‛, in dem er angeblich schrieb, zum Gegenbild bürgerlicher Maskulinität gestempelt. (Bulwer im dressing gown, gezeichnet von Daniel Maclise: Bilder. Gutzkows Zeitgenossen; dazu der satirische Text von William Maginn: Materialien. Edward Lytton Bulwer, esq.; Die Zeitgenossen, Erl. zu 5,27) Führend in dieser Kampagne war das selbsternannte Organ des ,common sense‛, „Fraser’s Magazine“, bald unterstützt durch die gewichtige Stimme Thomas Carlyles und später durch die des jungen William Makepeace Thackeray. Carlyle bezog aus der Bulwer-Kritik in „Fraser’s“ den wesentlichen Anstoß zu seiner satirischen Abhandlung über Kleidung, Mode und den Sinn der Welt, „Sartor Resartus“, die 1833-34 in eben jenem Journal erschien. (Zu der gegen Bulwer gerichteten Dandy-Kritik in „Fraser’s“ sowie zu den späteren, ähnlich motivierten Attacken Thackerays auf Bulwer vgl. Moers, S. 167-214.) Diese Angriffe hatten zur Folge, dass Bulwer in der zweiten Auflage (1835) des Dandy-Romans „Pelham“ alle ,anstößigen‛ Stellen entfernte oder änderte (vgl. Moers, S. 78-81). Thackeray verdankt seinen literarischen Aufstieg als Kritiker (und Möchtegern-Dandy) sowie die allmähliche Formulierung seiner bürgerlich-realistischen Ästhetik einer gnadenlosen, Jahrzehnte dauernden parodistischen Auseinandersetzung mit Bulwer, die letzteren wiederum so traf, dass er die parodierten Werke überarbeitete (vgl. Trodd, bes. S. 71-74).

Bulwer und Deutschland#

Dass Bulwers Werke in Deutschland so außerordentlich erfolgreich waren, mag an ihrer Affinität zur deutschen Bildungsidee, aber auch gerade an ihrer Abweichung von deutscher Stubengelehrsamkeit liegen. Diese Vermutung wird jedenfalls durch das Urteil Hieronymus Lorms von 1876 bestätigt: „Trotz der Begrenztheit seines dichterischen Talentes stellte sich Bulwer den Deutschen als ein Ideal dar: er war nämlich, was sie am höchsten schätzen, ein Gelehrter, und er war es in der Form, die sie im eigenen Lande vergebens suchen, ein eleganter und gewandter, weltmännischer und graziöser Gelehrter.“ (Zitiert nach Zipser, S. 13-14) Auch Laube (S. 367-369; Materialien) hebt 1835 die ,Leichtigkeit‛ und ,Glätte‛ hervor, mit der Bulwer seine geradezu ,deutsche‛, aus ,Bildung‛ erwachsene ,Humanität‛ darzustellen weiß: „Wenn auch ohne Glanz und Zauber, so ist doch seine Darstellung glatt und leicht, und es spielt die feinste Weisheit um Alles. Eugen Aram z. B. ist eine der schönsten, auf das Weiseste gezeichneten Figuren irgend eines Romans. Die höchste Kraft von Bildung, von genialer Humanität ist in ihm verkörpert, und Alles, was er spricht, ist gediegen wie der Fluß des Goldes. [...] Das Hervorstechende an ihm ist eine umfassende Bildung. Alles dokumentirt eine überraschende, ausgebreitete Kenntniß, sorgfältige, ja feine Beobachtung, eine milde, geläuterte Humanität, daß ich es mit dem einen, oben schon gebrauchten, kostbaren deutschen Worte sage: Alles bekundet Weisheit.“ Weniger explizit, doch in der Einschätzung ähnlich äußert sich Levin Schücking im „Telegraph für Deutschland“ 1838 (S. 1522; Materialien). Für ihn „besitzt Bulwer die geistreichste lebendigste Darstellungsgabe, unabgeschwächt unter dem Gewichte der umfassendsten Kenntnisse, wie wir nur von der Gelehrsamkeit eines Deutschen Professors sie verlangen könnten.“ Bulwer war tatsächlich weit mehr an Deutschland orientiert - d. h. an dem, was gebildete Briten als besondere Eigenschaften der deutschen Kultur wahrnahmen -, als es den meisten seiner deutschen Leser und sogar einem seiner Übersetzer, Louis Lax, bewusst war. Dieser behauptete, Bulwer könne „kein Wort Deutsch“ und kümmere sich „auch weniger um unser Vaterland, als wir uns um seines“ (Die Zeitgenossen, Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, Nr. 5.4.4). Gewohnt, seine Werke berühmten Zeitgenossen zu widmen, machte Bulwer 1837 bei „Ernest Maltravers“ eine Ausnahme. Die Zuschrift lautet: „To the great German people, a race of thinkers and of critics; a foreign but familiar audience, profound in judgement, candid in reproof, generous in appreciation“ (dazu Schücking; Materialien).

Zipser erklärt Bulwers Erfolg beim deutschen Publikum aus der Belesenheit des Autors in deutscher Literatur und Philosophie und auch aus einer Faszination von gewissen romantischen Klischees. Unter anderem zeige sich der deutsche Einfluss in den ,mystischen‛ Elementen, die Bulwers Werk durchziehen (S. 14; 19-22). Die den Kunstmärchen der Romantik nachempfundene Romanze „The Pilgrims of the Rhine“ (1834), von Sadleir beschrieben als süßlicher Kitsch der schlimmsten Art (S. 305), belegt dies vielleicht am deutlichsten (dazu Laube, der das Werk als „Anempfindung“ deutscher Kultur bezeichnet: Materialien). Gutzkow würdigt diese ,schwindsüchtige‛ Erzählung, in der die Heldin an Tuberkulose stirbt, in einer knappen Rezension (Abt. IV: Schriften zur Literatur und zum Theater, Bd. 6.1) nur wegen der schönen Ausstattung und der guten Übersetzung durch Le Petit - ein Qualitätsmerkmal an sich innerhalb der sonst schluderig übertragenen und billig in ,Packleinen‛ produzierten Übersetzungsliteratur. Immerhin verkaufte sich selbst (oder gerade) ein solches Werk auf dem deutschen Markt bestens. Allein im Erscheinungsjahr 1834 kamen dort sechs verschiedene Ausgaben in Übersetzung, zwei Ausgaben im englischen Original und zwei Auszüge in Journalen heraus (vgl. Lindenstruth, S. 51-52). - Durchgehende Spuren hat die Rosenkreuzer-Mystik in Bulwers Werk hinterlassen: Hier sind die okkultistischen Romane „Zanoni“ (1842) und „A Strange Story“ (1862) zu erwähnen. Bulwer war angeblich Mitglied des Geheimbundes der Rosenkreuzer, trat diesem möglicherweise sogar bei seinem zweiten Deutschlandbesuch im Jahre 1840 bei, obwohl schon seit dem 17. Jahrhundert ein britischer Zweig existierte (vgl. Zipser, S. 22, 123-150; Nelson Stewart, S. 22-23).

Doch vor allem als aufklärerischer Idealist war Bulwer der deutschen Tradition verbunden. Seine Kenntnis der Werke Schillers und Goethes ist zwar nichts Außergewöhnliches, da eine Vertrautheit mit der deutschen Klassik und Romantik unter den Gebildeten Großbritanniens etwa seit den 1820er Jahren als selbstverständlich galt (dazu bes. Ashton und Schirmer; zu Bulwers Rezeption Goethes und Schillers vgl. Zipser, S. 33-122). Auch mit seiner Empfänglichkeit für den deutschen ,Idealismus‛ als Gegenkraft zum daheim herrschenden ,Materialismus‛ und ,Philistertum‛ erscheint Bulwer als Glied einer Kette, nämlich als wichtiger Repräsentant der von Thomas Carlyle bis Matthew Arnold reichenden Kulturkritik Englands. Jedoch sein Verhältnis zu Schillers Reflexivität sticht hervor: 1844 erscheint seine Übersetzung der Lyrik Schillers, „The Poems and Ballads of Schiller“, eingeleitet durch eine Lebensskizze: „A Brief Sketch of Schiller’s Life“, die trotz der angekündigten Kürze über hundert Seiten umfasst. Ganz und gar jenseits der Toleranzgrenze seiner germanophilen Landsleute lag Bulwer jedoch, indem er zur Schau stellte, was Trodd „[his] daring flirtation with a new morality“ (S. 71) nennt: ein Wagnis, das ohne den Rückhalt in Goethes Amoralismus (beim britischen Lesepublikum noch verpönt) undenkbar wäre. ,Faustisch‛ ist das Benehmen des Verbrecher-Helden Eugene Aram im gleichnamigen Roman von 1832. Der überführte Mörder, obgleich am Tod des Opfers nicht selbst schuld, rechtfertigt das Motiv seiner Tat als Drang nach unbedingtem Wissen im Dienste der Menschheit: „Is it not for the service of man that thou shouldst for once break the law on behalf of that knowledge from which all laws take their source?“ (Eugene Aram, S. 332). Dieser amoralische Wissensdrang wird explizit mit Goethes „Faust“ in Verbindung gesetzt: „Every one knows that sublime discontent - that chafing at the bounds of human knowledge - that yearning for the intellectual Paradise beyond, which ,the sworded angel‛ forbids us to approach - that daring, yet sorrowful state of mind - that sense of defeat, even in conquest, which Goethe has embodied - a picture of the loftiest grief of which the soul is capable [...].“ (Eugene Aram, S. 103) Es scheint bedeutsam, dass gerade „Eugene Aram“ von Laube so sehr gepriesen wird - wenngleich die ihm zugängliche Übersetzung sicher nicht auf der ,unzensierten‛ Erstausgabe beruht -, und dass dieser Roman auch eine dramatische Bearbeitung durch Rellstab erfährt, die Gutzkow wiederum positiv bespricht (Abt. IV: Schriften zur Literatur und zum Theater, Bd. 9). Auf die Verwurzelung des moralisch provokativen „Pelham“ im Bildungsroman Goethescher Prägung ist hingewiesen worden (vgl. Moers, S. 53). 1838 teilt Bulwer seinem Freund John Forster mit, wie sehr er die Finesse von Goethes „Wahlverwandtschaften“ goutiere und wie unfähig das britische Lesepublikum zu solcher Lektüre sei (vgl. Zipser, Anm. 128 zu Abt. I).

Die Bedeutung Bulwers für Gutzkow#

Angesichts der Tatsache, dass Gutzkow die Zeitgenossen 1837 als angebliche Übersetzung Aus dem Englischen des E. L. Bulwer veröffentlicht (→ Titelblatt), ist seine Auseinandersetzung mit Person und Werk seines alter ego spärlich, ja geradezu enttäuschend: mit ziemlicher Sicherheit ein Hinweis darauf, wie stark die Affinität und daher auch die Konkurrenz Bulwers zu Gutzkow war. Der Aspekt der Affinität wird im Globalkommentar der Zeitgenossen gründlich behandelt; in den Dokumenten zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte finden sich außerdem Erklärungen Gutzkows, die mit der Publikation der Zeitgenossen unter dem Decknamen Bulwers verbunden sind und auf die hier nicht weiter eingegangen wird.

Eine der aufschlussreichsten Erwähnungen Bulwers findet sich ironischerweise innerhalb der Zeitgenossen selbst, und zwar zu einem Zeitpunkt, als Gutzkow die Mystifikation nur noch als bloße Titelblatt-Fassade aufrecht erhält: Im Kapitel Kunst und Literatur unterscheidet Gutzkow drei Typen des modernen Romans (GWB III, Bd. 3, S. 552-554): den historischen Roman, das Charakterbild und den spekulativen Roman, und wertet letzteren am höchsten. Das spekulative, mit den Ideen und der ,Gärung‛ des Jahrhunderts verbundene Element in den Roman eingeführt zu haben, sei das Verdienst der Franzosen und der (Jung-)Deutschen; dagegen sieht Gutzkow die Engländer (Walter Scott immer eingerechnet) als typische Historien- und Genrebildmaler im Bereich der Prosa:

Von dem historischen Roman, der in der Vergangenheit lebte, stürzte man plötzlich auf die nächste Gegenwart und zeichnete nach der Art englischer Ladies Alles ab, was man nur im Fluge von der Gegenwart mitnehmen konnte. Die Genremaler zeichneten uns die höhere Gesellschaft und die niedern, die Salons und die Straßen, die Spielhäuser und die Winkelkneipen. Der Fashionable, der Dandy, der Kurzathmige, der Schwerwampige, der Dünne, der Dicke; dies waren Charaktere oder vielmehr Karrikaturen, die mit kurzen Strichen an die Wand gemalt wurden. Kutscher und Bedienten, Straßenkehrer und Savoyarden, Grisetten und Blumenmädchen, Schauspielerinnen und Kritiker, ja die Pariserhunde wurden von der Genreliteratur gezeichnet.

Diese Portraitirungen nun unter einander zu verbinden und zu Lithographien auszuspinnen, dahin war leicht der Sprung gethan. Das Leben eines Stutzers gab einen Roman. Nun kamen Memoiren eines Ennuirten, eines Desavouirten und wie dies Zeug weiter durch auffallende Titel angepriesen wurde. Am glücklichsten war in diesem Fache der schon halb wieder vergessene Bulwer. Ihn haben die Matrosen, die auf Halbsold stehenden Hauptleute, die Pensionäre der ostindischen Kompagnie verdrängt. Das schreibt und beutet jezt Sonnenschein und Ungewitter aus, Sturm und Regen, Berg und Thal, und tritt mit unläugbarem Talente allmälig die höchsten Berge platt. Seitdem die englischen Manufakturen weniger zu thun haben, seitdem wollene und baumwollene Waaren sich in den Magazinen aufstapeln, arbeiten die literarischen Maschinen Englands vom Kohlendampf getrieben und überschwemmen mit den mittelmäßigen Produkten den Kontinent. (GWB III, Bd. 3, S. 553-554)

Ganz abgesehen davon, dass Gutzkow sich hier offensichtlich auch über die Pariser Skizzenliteratur mokiert, müsste dieser Spott ins Zentrum seines eigenen Projekts der Zeitgenossen treffen, das ein Gesammtbild unseres Jahrhunderts (Vorwort zu Säkularbilder 1846) genau aus solchen typisierenden, karikierenden Charakterzeichnungen zu entwerfen sucht. Dass Bulwer und die Pariser hierin vorbildlich waren, gibt Gutzkow sowohl in der Vorrede der Novellen wie auch später in den Rückblicken zu. Gerade das Leben eines Stutzers ist ein typisches, sind doch die ,enfants du siècle‛ wesentlich durch ihre Teilhabe an der Mode geprägt. Der ,Émile‛ des neunzehnten Jahrhunderts erhält sein gesellschaftliches Eintrittsbillet durch seine modische Kleidung (Die Zeitgenossen, Globalkommentar: 6.1.3.4. Die Mode). Ein Roman wie Bulwers „Pelham“, der dieses Phänomen in höchst reflektierter Weise darstellt, liefert dem Jahrhundertporträt Gutzkows daher einen analytischen Schlüssel. Die Abwertung Bulwers, von dem Gutzkow auch in den Rückblicken sagt, seine Weise sei ihm nicht sympathisch gewesen (GWB VII, Bd. 3, S. 182), hängt aufs engste mit der Konkurrenz zusammen, die dem deutschen Autor durch die massenhaft aus dem Englischen übersetzte Literatur erwächst (dazu auch Die Deutschen Uebersetzungsfabriken, ein Text, der zudem beleuchtet [Erl. zu 2,9], wer mit den schriftstellernden ,Matrosen, Hauptleuten und Pensionären der ostindischen Kompagnie‛ gemeint sein könnte). In dem Ende 1838 erschienenen Aufsatz Vergangenheit und Gegenwart spricht Gutzkow aber ein gründlich verschiedenes Urteil zu Bulwer als Romancier aus. Über die gegenwärtige deutsche Literatur heißt es dort: Im Roman ist es auffallend, daß man zwar Walter Scott, Cooper, George Sand und Balzac nachgeahmt hat, aber nicht Bulwer. Es scheint uns doch die Welterfahrung und die Menschen-Kenntniß des Engländers abzugehen, höchstens könnte sich der transatlantische Unbekannte (Sealsfield) mit ihm vergleichen. (eGWB IV, Bd. 6.2, pdf 1.0, S. 62-63) Dagegen herrscht in Gutzkows Bulwer-Rezensionen, die größtenteils Dramen oder dramatischen Bearbeitungen gelten, ein eher laues Urteil vor. Das gespendete Lob gilt dort der schauspielerischen Darstellung, die allerdings der von Bulwer angelegten psychologischen Tiefe gerecht werde.

Gutzkow hat Werke Bulwers nur viermal, und zum Teil sehr kurz, rezensiert. Außer dem bereits erwähnten Kommentar über die „Pilger am Rhein“ im Literaturblatt des „Phönix“ (1835), der auf Bulwers Erzählung nur mit dem Epitheton ,schwindsüchtig‛ verweist, gibt es zwei Würdigungen von Rellstabs dramatischer Bearbeitung des Romans „Eugene Aram“, aufgeführt am Hamburger Stadttheater („Telegraph für Deutschland“, 1839 und 1840), sowie eine Miszelle in derselben Zeitschrift, die sich mit dem Stück „The Lady of Lyons“ befasst (1838), ebenfalls am Hamburger Stadttheater gespielt („Die Lyoneserin“). Bulwers bis heute, z. B. 1999 am Londoner National Theatre inszenierte, Erfolgskomödie „Money“ (1840) wird 1841 in einer weiteren Miszelle des „Telegraphen“ verrissen. Allerdings handelt es sich dabei um keinen Originalbeitrag, sondern um den Teil-Nachdruck einer London-Korrespondenz aus dem „Morgenblatt für gebildete Leser“. Bulwers gesamte Aktivität als Dramatiker erfährt darin eine Abfertigung: Er solle lieber auf dem Gebiet der ,Novelle‘, also der erzählenden Prosa, verbleiben statt Kassenschlager für die Bühne zu produzieren. Immerhin seien sie dem von der Feder lebenden Bulwer höchst einträglich. Bedenkt man, dass Gutzkow sich selbst mit „Richard Savage“ (1839) und „Werner“ (1840) erfolgreich im dramatischen Fach etabliert hatte, mit der historischen Tragödie „Patkul“ (uraufgeführt am 21. Januar 1841) jedoch nur begrenzt durchgedrungen war, ist man versucht, die aus dem „Morgenblatt“ geborgte „Telegraphen“-Miszelle vom 27. Februar 1841 eher als Selbst-Ermunterung des erfolgsbestrebten Bühnenautors Gutzkow zu deuten. Gutzkow arbeitete zu der Zeit nämlich an einer satirischen Komödie, die als Die Schule der Reichen erstmals am 25. Oktober 1841 in Hamburg gegeben wurde. Das Modell von Bulwers „Money“ ist klar zu erkennen (vgl. Price, S. 401). Ganz im Gegensatz zu dessen stürmischem Erfolg in London wurde Die Schule der Reichen, deren derbe Satire für eine Volksbühne berechnet war, in der Hansestadt jedoch zu einem Fiasko für Gutzkow. Dass ihm das dramatische Können Bulwers durchaus vorbildhaft gewesen war, belegt eine Passage in Börne’s Leben (vollendet Oktober 1839, publiziert 1840): 

In neuester Zeit ist das Drama in England durch den vorherrschend episch-lyrischen Charakter seiner Dichter sehr gesunken und dennoch was wir von Englischen Stücken übersetzen zeichnet sich doch immer noch durch eine klare und täuschende Lebenswahrheit aus, so [...] Bulwers neueste Dramen [...]. (GWB IV, Bd. 5, S. 97)

Dass Gutzkow sich in den fünfziger Jahren überhaupt nicht mehr zu Bulwer äußert, mag einen sehr guten Grund haben. Price wies schon vor langer Zeit darauf hin, dass gerade Gutzkows Erzfeind Julian Schmidt die Verwandtschaft seines Angriffsobjektes mit Bulwer wahrgenommen hat. Die Ritter vom Geiste gelten Schmidt praktisch als deutsches Gegenstück zu den Dandyromanen Bulwers. Als hervorstechende Merkmale von Gutzkows wie von Bulwers Figuren macht Schmidt eine elitäre Attitüde namhaft und beschreibt damit nicht nur die Literatur, sondern auch den Autorentypus, der sich mit seinem eigenen Konzept des Realismus nicht vereinbaren lässt: den gebildeten Diskurs und den ,literary character‛. Schmidt verweist dem Schriftsteller Gutzkow seinen Anspruch auf analytische Durchdringung und auf Universalität, jene Erbschaft der kritischen 1830er Jahre, die nun nicht mehr zeitgemäß sein soll. Nur noch als frivole Anmaßung eines unbürgerlichen Typus können sie gelten: Genau dies ist auch der Tenor von Thackerays Angriffen auf Bulwer. Das wechselseitige Licht, das die Autoren Bulwer und Gutzkow aufeinander werfen, ist also auch aus der zeitgenössischen Kritik zu gewinnen, die entscheidend zur Verkennung des einen wie des anderen beigetragen hat.

Außer Jauslin (2000) und Lauster hat sich bisher nur Price mit der Affinität zwischen Gutzkow und Bulwer beschäftigt. Price sieht diese im gemeinsamen Rückgriff beider Autoren auf Erzählformen vor allem der englischen Literatur des 18. Jahrhunderts (vgl. S. 405-406, 410, 415). Hier könnte auch der Grund dafür liegen, dass der emphatische Anspruch auf Aufklärung bei beiden mit einer Verwendung von schauerromantischen Klischees einher geht (vgl. Sadleir, S. 312-317; Göbel, passim). Jauslin (1999) hat wiederum Arno Schmidts Nähe zu Bulwer (und damit gewissermaßen auch zu Gutzkow) unter anderem durch den „Hang zu literarischen Trivialmodellen“ erklärt, „die das Gerüst des Romans bilden, das mit Zitaten gleichsam ausgestopft wird und dadurch natürlich seine Bedeutung ändert. Dieses Zitationsprinzip beruht nämlich darauf, daß Literatur aus Literatur generiert wird“ (S. 134). Unplausible Handlungsführung und grelle Effekte wären dann die billigen formalen Versatzstücke, in denen sich das inhaltliche Kapital, das aus Literatur gewonnene und wieder zu Literatur gewordene aufklärerische Wissen, erfolgreich transportieren lässt. (Zur Bedeutung der Moralistentradition des 17. und 18. Jahrhunderts für Gutzkow und Bulwer: Die Zeitgenossen, Globalkommentar: 6.1.3.1. Sittengeschichte als moderne Moralistik).

Das höchst gespaltene Verhältnis zum weiblichen Geschlecht und zu egalitären Bewegungen, das Gutzkow mit Bulwer teilt, erklärt sich zweifellos auch aus der Begrenztheit des aufklärerischen Diskurses, den beide führen. Bulwers späte Romane „The Coming Race“ (1871; sein Beitrag zum gerade anlaufenden Science-Fiction-Genre) und „The Parisians“ (unvollendet und posthum publiziert) setzen sich mit dem auseinander, was der Autor als gefährliche Tendenzen des 19. Jahrhunderts ansah: mit dem sozialistischen Materialismus, dem Feminismus und der durch perfekte Naturbeherrschung möglich gewordenen klassenlosen Gesellschaft. Vom modernen feministischen Standpunkt aus überrascht es nicht, dass die Furcht des liberalen Humanisten vor den technischen Konsequenzen eben jenes Wissens, das er zeitlebens verfochten hatte, mit der Furcht vor der Herrschaft des femininen ,Anderen‛ verknüpft ist. Die total technisierte Gesellschaft und das Matriarchat bezeichnen das Versagen der Kontrolle, die die maskulin dominierte humanistische Bildung jahrhundertelang garantierte. Die emanzipierte Frau als halb zu fürchtendes, halb zu wünschendes Wesen, das dem von seiner Ratio im Stich gelassenen Mann den Weg weist: Auch hier ergeben sich interessante Berührungspunkte zu Gutzkow, besonders zu seinen Ausführungen über Frauenemanzipation in der Phantasie Literarische Elfenschicksale (1838 unter diesem Titel im „Telegraph“ und 1839 im Skizzenbuch als Die literarischen Elfen erschienen; nochmals aufgenommen in die Rückblicke [Rasch 2.19.9 und 2.46]).

Gehörte eine an Klugheit und Witz ebenbürtige oder gar überlegene Partnerin zu den Wunschvorstellungen Gutzkows, so war Bulwer, mit einer eben solchen Frau verheiratet, ein noch weniger glücklicher Gatte als Gutzkow. Das Spektakel seiner gescheiterten Ehe trug zu seinem Ruf als Exzentriker bei. Er galt als ,schwierig‛ und blieb bei aller Geselligkeit, Anerkennung und Bewunderung ein Mensch ohne Freunde. Selbst einem so engen und treuen Vertrauten wie John Forster drohte der Abbruch der Beziehung, nachdem dieser bei der Lesung eines Bulwerschen Dramas eingeschlafen war. Bulwers Empfindlichkeit kannte wie die Gutzkows auch gegenüber freundschaftlich Verbundenen scheinbar kaum Grenzen. Dieser gemeinsame Charakterzug mag wiederum ein psychischer Abdruck der Rolle des ,public character‛ sein, für den auch das Privatleben zur öffentlichen Bühne wird.

Bulwers Nachlass#

Hertfordshire County Record Office. Hier befinden sich die Handschriften der meisten Romane in vollständiger oder partieller Form, die Manuskripte vieler anderer (auch unvollendeter) Werke und eine Sammlung von mehreren hundert Briefen.

Bibliographien#

The Cambridge Bibliography of English Literature. Bd. 4: 1800-1900. Hg. von Joanne Shattock, Cambridge: Cambridge University Press, 1999. Spp. 1144-1160.

Edward Bulwer Lytton. Eine Bibliographie der Veröffentlichungen im deutschen Sprachraum. Zusammengestellt von Gerhard Lindenstruth. Giessen: Lindenstruth, 2001 (unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1994).

Biographien#

Edward Robert Bulwer Lytton, 1st Earl: The Life, Letters and Literary Remains of Edward Bulwer, Lord Lytton. By his Son. 2 Bde. London: Kegan Paul, Trench, 1883.

[Victor Alexander George Robert Lytton, 2nd Earl:] The Life of Edward Bulwer, first Lord Lytton. By his Grandson, the Earl of Lytton. 2 Bde. London: Macmillan, 1913.

The Earl of Lytton, K. G.: Bulwer-Lytton. London: Home & Van Thal, 1948.

Michael Sadleir: Bulwer and his Wife. A Panorama, 1803-1836. New edition, London: Constable, 1933. (Zuerst 1931 unter dem Titel „Edward and Rosina 1803-1836“. Der erste Band einer unvollendet gebliebenen dreibändigen Biographie unter dem projektierten Titel „Bulwer. A Panorama“.)

Werkausgaben#

Works of Sir E. L. Bulwer. 10 Bde. London: Saunders & Otley, 1840.

[Lord Lytton's Works.] The Knebworth Edition. 37 Bde. London, New York: Routledge, 1873-77.

[Lord Lytton’s Works.] New Knebworth Edition. 29 Bde. London: Routledge, 1895-98.

Quellen#

William Bates: Edward Lytton Bulwer. In: Ders.: The Maclise Portrait Gallery of Illustrious Literary Characters. With Memoirs Biographical, Critical, Bibliographical, and Anecdotal Illustrative of the Literature of the Former Half of the Present Century. A New Edition with Eighty-five Portraits. London: Chatto & Windus, 1898. S. 125-133.

George Gilfillan: Sir Edward Lytton Bulwer. In: Ders.: A Gallery of Literary Portraits. London: Dent; New York: Dutton, o. J. [1909?]. S. 216-228.

Heinrich Laube: Edward Lytton Bulwer. In: Ders.: Moderne Charakteristiken. 2 Bde. Mannheim: Löwenthal, 1835. Bd. 2, S. 355-379.

L[ouis] L[ax]: Deutsche Literatur. In: Westliche Blätter für Unterhaltung, Kunst, Literatur und Leben. Aachen. Nr. 2, 3. Juli 1837, S. 6-7. (Rasch 14/14.37.07.03; Apparat, Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, 5.4.4.)

The Right Hon. Lord Lytton: Eugene Aram. A Tale. London, Glasgow, New York: Routledge, 1887 (The Pocket Volume Edition of Lord Lytton’s Novels).

Ned Culpepper, the Tomahawk [William Maginn:] Mr. Edward Lytton Bulwer’s Novels; and Remarks on Novel-Writing. In: Fraser’s Magazine. London. Bd. 1, Nr. 5, Juni 1830, S. 509-532.

[Gustav Pfizer:] Die Zeitgenossen. Ihre Schicksale, ihre Tendenzen, ihre großen Charaktere. Aus dem Englischen des E. L. Bulwer. Erste und zweite Lieferung. Stuttgart, Verlag der Classiker. 1837. 16. 8 Gr. In: Blätter für literarische Unterhaltung. Leipzig. Nr. 120, 30. April 1837, S. 485-486. (Rasch 14/14.37.04.30; vgl. Apparat, Dokumente zur Rezeptionsgeschichte, 5.4.1.)

Levin Schücking: Bulwers neueste Schriften. In: Telegraph für Deutschland. Hamburg. Nr. 191, [29.] November 1838, S. 1521-1524; Nr. 192, [30.] November 1838, S. 1529-1533. (Materialien)

Zitierte Forschungsliteratur#

Rosemary Ashton: The German Idea. Four English Writers and the Reception of German Thought 1800-1860, Cambridge: Cambridge University Press, 1980.

Walter Göbel: Edward Bulwer-Lytton. Systemreferenz, Funktion, literarischer Wert in seinem Erzählwerk. Heidelberg: Winter, 1993.

Kurt Jauslin: „Aber auch zum Lesen gehört Virtuosität“. Lesarten des Panoramatischen in „Die Ritter vom Geiste“. In: Roger Jones / Martina Lauster (Hgg.): Karl Gutzkow. Liberalismus - Europäertum - Modernität. Bielefeld: Aisthesis-Verl., 2000. S. 121-148.

Kurt Jauslin: Ein Mann des Tages. Der dritte Essay über Bulwer. In: Zettelkasten 18. Aufsätze und Arbeiten zum Werk Arno Schmidts. Jahrbuch der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser 1999. Hg. von Friedhelm Rathjen. Wiesenbach: Bangert & Metzler, 1999. S. 121-154.

Christopher Lane: Bulwer’s Misanthropes and the Limits of Victorian Sympathy. In: Victorian Studies. Bloomington, Indiana. Bd. 44, Nr. 4 (Sommer 2002), S. 597-624.

Martina Lauster: Moden und Modi des Modernen. Der frühe Gutzkow als Essayist. In: Forum Vormärz Forschung Jahrbuch. Bielefeld. Jg. 1, 1995, S. 59-95.

Ellen Moers: The Dandy. Brummell to Beerbohm. Lincoln, London: University of Nebraska Press, 1978. (Reprint der Originalausgabe New York: Viking Press, 1960)

Lawrence M. Price: Karl Gutzkow and Bulwer Lytton. In: The Journal of English and Germanic Philology. Champaign, Illinois. Jg. 16, 1917, S. 397-415.

Walter F. Schirmer: Der Einfluß der deutschen Literatur auf die englische im 19. Jahrhundert. Halle/S.: Niemeyer, 1947.

Charles W. Snyder: Liberty and Morality. A Political Biography of Edward Bulwer-Lytton. New York usw.: Lang, 1995.

C. Nelson Stewart: Bulwer Lytton as Occultist. Reprint Kila, Montana: Kessinger, o. J. (Original ohne Ort und Jahr, ca. 1927)

Anthea Trodd: Michael Angelo Titmarsh and the Knebworth Apollo. In: Peter L. Shillingsburg (Hg.): Costerus. Essays in English and American literature. New Series. Bd. 2: Thackeray. Amsterdam: Rodopi, 1974. S. 59-81.

Richard A. Zipser: Edward Bulwer-Lytton and Germany. Bern, Frankfurt/M.: Lang, 1974.

(Martina Lauster, Exeter)