Laube, Heinrich#
Metadaten#
- Autor
- Wolfgang Rasch
- Fassung
- 1.0
- Letzte Bearbeitung
- 15.01.2021
Text#
Laube, Heinrich#
Heinrich Laube (1806-1884), Schriftsteller, Kritiker, Publizist, Bühnenleiter. Er redigierte 1833/34 und 1843/44 die "Zeitung für die elegante Welt" und hatte von 1849 bis 1867 die Leitung des Wiener Burgtheaters inne.
→ Bilder und Materialien: Bilder. Gutzkows Zeitgenossen.
→ Bilder und Materialien: Bilder. Gutzkows Zeitgenossen.
Allgemeines#
Heinrich Laube, geboren am 18. September 1806 als Sohn eines Maurers in Sprottau, besuchte das Gymnasium in Glogau, studierte von 1826 bis 1827 Theologie in Halle, wurde Mitglied einer verbotenen Burschenschaft, setzte sein Studium von 1828 bis 1830 in Breslau fort und war hier schon schriftstellerisch tätig. Nach einer Hauslehrertätigkeit 1830/31 in Kottwitz und 1831/32 in Jäschkowitz kam Laube nach Leipzig, wo er von Januar 1833 bis zu seiner Ausweisung 1834 die "Zeitung für die elegante Welt" leitete und das Traditionsblatt zu einem modernen Medium der jungdeutschen Literaturbewegung machte.
1833 wurde gegen ihn ein Verfahren wegen Mitgliedschaft in einer illegalen Burschenschaft eingeleitet. Im Juli 1834 wurde er in Berlin festgenommen, wegen Preßvergehen und Teilnahme an einer verbotenen Burschenschaft angeklagt und neun Monate lang in der Berliner Stadt- und Hausvogtei gefangen gehalten. Im März 1835 gegen Kaution entlassen, durfte er unter Polizeiaufsicht in Naumburg wohnen, wo er von Januar 1836 bis April 1837 die "Mitternachtzeitung für gebildete Stände" redigierte. 1835 gehörte er zu den vom Deutschen Bundestag verbotenen Schriftstellern des Jungen Deutschland. 1836 heiratete er Iduna Hänel. Im Dezember 1836 wurde er zu sieben Jahren Festungshaft verurteilt, die nach einem Gnadenerlaß auf eineinhalb Jahre reduziert wurden. Laube durfte die Haft auf dem Schloß seines Gönners, des Fürsten Pückler-Muskau, verbringen. Nach Verbüßung der Haft reiste er nach Frankreich und Paris, wo er sich von Mai 1839 bis Februar 1840 aufhielt und viel mit Heine verkehrte, mit dem er schon lange korrespondiert hatte und mit dem ihn eine lange Freundschaft verband. Laube kehrte anschließend nach Leipzig zurück, wo er 1842 Vorsitzender des Literatenvereins war, 1843/44 erneut die "Zeitung für die elegante Welt" redigierte und erfolgreich als Dramatiker arbeitete.
1848/49 war er Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, entpuppte sich als Gegner der radikalen republikanischen Volksbewegungen und trat als gemäßigt Liberaler für eine parlamentarische Monarchie ein; Laubes politischer Rechtsruck führte zum Bruch mit seinem einstigen Protektor Varnhagen von Ense.
Seit Oktober 1849 war Laube in Wien, von 1850/51 zunächst provisorischer, dann von 1851 bis 1867 Direktor des Hofburgtheaters. Danach war er 1869/70 Direktor und Pächter des Stadttheaters in Leipzig, 1872 bis 1880 Direktor des Wiener Stadttheaters. Bis zu seinem Tod lebte Laube als freier Schriftsteller in Wien.
Gutzkow und Laube#
Gutzkow und Laube lernten sich im August 1833 in München kennen, nachdem Laube schon Gutzkows Erstlingswerk "Briefe eines Narren an eine Närrin" freundlich rezensiert hatte. Im Sommer 1833 reisten sie gemeinsam durch Österreich und Oberitalien, von Januar bis März 1834 wohnte Gutzkow in Leipzig, wo er mit Laube verkehrte und dessen Freundeskreis kennenlernte (darunter Gustav Schlesier). Gutzkows freundschaftliche Beziehung zu Laube unterminierte jene zu Wolfgang Menzel, der Laube ablehnend gegenüberstand.
Im November 1836 besuchte Laube Gutzkow in Frankfurt. Die unter den Jungdeutschen ausbrechenden Diadochenkämpfe 1837/38 führten zum Bruch zwischen Gutzkow und Laube, der sich zudem 1839/40 im Streit Gutzkows mit Heine auf die Seite Heines schlug.
Laube nahm wohl erst als Burgtheaterdirektor in Wien 1850 wieder Kontakt zu Gutzkow auf, wo ihn Gutzkow 1856 anläßlich der Aufführung von "Ella Rose" zuletzt besuchte. Querelen und Eifersüchteleien, das Gefühl Gutzkows, von seinem Duzfreund Laube am Burgtheater nicht genügend gefördert zu werden, ließen ihre persönliche Beziehung nach 1856 einschlafen.
Laubes Erinnerungen an Gutzkow, von denen er einige schon 1870 in der Wiener "Neuen Freien Presse" veröffentlichte, sind gesammelt in: Karl Gutzkow. Erinnerungen, Berichte und Urteile seiner Zeitgenossen. Eine Dokumentation. Hg. von Wolfgang Rasch. Berlin, New York: De Gruyter, 2011.
Aus ihrer Korrespondenz vor 1850 ist kein Schreiben überliefert, obwohl beide miteinander in den 1830er Jahren Briefe wechselten. Auch die Briefe nach 1850 (diese beziehen sich fast ausschließlich auf Theaterangelegenheiten) sind nur zum Teil erhalten geblieben.
Bibliographie#
Deutsches Schriftsteller-Lexikon. 1830-1880. Bearb. von Herbert Jacob u. Marianne Jacob. Bd. L (V,1). Berlin 2009. S. 154-184.
Werke#
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Unter Mitwirkung von Albert Hänel hg. von Heinrich Hubert Houben. Bd. 1-50. Leipzig: Hesse, 1908-1909.
Briefe#
Heinrich Laube und Karl Gutzkow in ihrem Briefwechsel. Hg. von Heinr. Hub. Houben. In: Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung. Berlin. No. 25, 21.06.1903, S. 195-198; No. 26, 28.06.1903, S. 203-206; No. 27, 05.07.1903, S. 210-212; No. 29, 19.07.1903, S. 226-229 (Karl Gutzkow an Heinrich Laube, Okt. 1851, 3.10.1852, 31.12.1852, 22.4.1853, 2.5.1853, 2.12.1853, 20./27.12.1853, 30.10.1855, 4.11.1855, 7.12.1855, 12.4.1856. - Heinrich Laube an Karl Gutzkow, 5.1.1850, 2.5.1850, 31.8.1852, 30.4.1853, 9./16.12.1853.)
Gutzkow an Laube. Ungedruckte Briefe, mitgeteilt von Max Kalbeck. In: Neues Wiener Tagblatt. Wien. Nr. 75, 16.03.1911, S. 1-3; Nr. 85, 27.03.1911, S. 1-3. (Gutzkow an Heinrich Laube, 7.1.1850, 5.2.1852, 30.10.1850 [nicht 1858, wie irrtümlich angegeben], 22.8.1852.)
Forschungsliteratur#
Heinrich Hubert Houben: Heinrich Laubes Leben und Schaffen. Leipzig: Hesse, [1906].
Walter Lange: Heinrich Laubes Aufstieg. Ein deutsches Künstlerleben im papiernen Leipzig. Leipzig: Haessel, 1923.
Ellen von Itter: Heinrich Laube. Ein jungdeutscher Journalist und Kritiker. Frankfurt a. M. [usw.]: Lang. 1989. (Europ. Hochschulschriften, Reihe 1, Bd. 1143.)
Jakob Karg: Poesie und Prosa. Studien zum Literaturverständnis des Jungdeutschen Heinrich Laube. Bielefeld: Aisthesis Verl., 1993.
Dirk Göttsche: Gutzkow und Laube. Poetologische Aspekte einer Zeitgenossenschaft zwischen Vormärz und Realismus.
In: Karl Gutzkow and His Contemporaries / Karl Gutzkow und seine Zeitgenossen. Beiträge zur Internationalen Konferenz des Editions-projektes Karl Gutzkow vom 7. bis 9. September 2010 in Exeter. Hg. von Gert Vonhoff, in Zusammenarbeit mit Beke Sinjen u. Sabrina Stolfa. Bielefeld: Aisthesis Verl., 2011. S. 79-106.
Leszek Dziemianko, Marek Hałub, Matthias Weber (Hg.): Heinrich Laube (1806–1884). Leben und Werk. Bestandsaufnahmen – Facetten – Zusammenhänge. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2016. (Schlesische Grenzgänger. Bd. 8.)
Zitat- und Belegstellen
Liebesbriefe. Novelle von Heinrich Laube. In: Phönix. Literatur-Blatt. Frankfurt/M. Nr. 25, 27. Juni 1835, S. 598-599. (Rasch 3.35.06.27.2)
Laubes neue Reisenovellen. In: Beurmann's Telegraph. (Neueste Folge.) Frankfurt/M. Nr. 50, [25.] September 1837, S. 393-397. (Rasch 3.37.09.25)
Vergangenheit und Gegenwart. 1830 - 1838. In: Jahrbuch der Literatur. Erster Jahrgang. 1839. Mit H. Heine's Bildniß. Hamburg: Hoffmann u. Campe, 1839. S. 29-36. (Rasch 4.39.1)
Rückblicke auf mein Leben. Von Karl Gutzkow. Berlin: Hofmann, 1875. (Rasch 2.46)
(Wolfgang Rasch, Berlin)