Hitzig, Julius Eduard#

Metadaten#

Autor
  1. Wolfgang Rasch
Fassung
1.0
Letzte Bearbeitung
03.12.2004

Text#

Hitzig, Julius Eduard#

Julius Eduard Hitzig (1780-1849), Jurist, Verleger und Schriftsteller in Berlin.

→ Bilder und Materialien: Bilder. Zeitgenossen Gutzkows.

Allgemeines #

Hitzig stammt aus einer angesehenen, gutsituierten jüdischen Berliner Familie, konvertierte zum Christentum (und änderte dabei seinen Namen Isaak Elias Itzig), studierte seit 1796 Jura in Halle und Erlangen, wo er mit Clemens Brentano und Ludwig Wieland verkehrte, wurde 1799 Regierungsauskultator (angehender Staatsdiener im Justizfach) in Warschau, wo er Zacharias Werner und später E.T.A. Hoffmann kennenlernte), 1804 Assessor und privatisierte nach dem Ende der preußischen Herrschaft in Warschau (1806) in Berlin und Potsdam. Zu Hitzigs Jugendfreunden gehörten Chamisso, Friedrich Wilhelm Neumann, David Ferdinand Koreff und Varnhagen von Ense, mit denen er den literarischen Verein "Nordsternbund" stiftete. 1808 gründete Hitzig in Berlin einen Verlag und eine Sortimentsbuchhandlung und richtete 1810 für die neugegründete Berliner Universität ein Lesezimmer ein. In Hitzigs Verlag erschienen u.a. die "Berliner Abendblätter" von Kleist und mehrere Werke seines Freundes de la Motte-Fouqué sowie Friedrich und August Wilhelm Schlegels.

1814 ging er erneut in den Staatsdienst, verkaufte seinen Verlag an Ferdinand Dümmler, wurde 1815 Kriminalrat und 1827 Direktor des Kammergerichts-Inquisitoriats. 1835 ließ er sich pensionieren und wurde 1837 zum Vorsitzenden des literarischen Sachverständigenvereins für Preußen ernannt. 1839 erlitt er einen Schlaganfall, dem 1845 ein zweiter folgte.

Als Schriftsteller ist Hitzig durch die Biographie und Edition der Werke E.T.A. Hoffmanns (1823), Zacharias Werners (1823) und Chamissos (1839/40) bekannt geworden. 1826 gab er ein schätzenswertes bio-bibliographisches Handbuch "Gelehrtes Berlin im Jahre 1826" heraus, 1827 bis 1837 die "Annalen für deutsche und ausländische Criminalrechtspflege", 1840 bis 1844 die "Allgemeine Press-Zeitung. Annalen der Presse, der Literatur und des Buchhandels" und von 1842 bis 1847 gemeinsam mit Willibald Alexis "Der neue Pitaval. Eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit". Große Beachtung fand sein 1838 zuerst im "Gesellschafter" erschienener Beitrag "Über belletristische Schriftstellerei als Lebensberuf. Ein Wort der Warnung für Jung und Alt".

Nicht nur als Biograph, Herausgeber, Publizist, Mitglied des Nordsternbundes und als "Serapionsbruder" Hoffmanns (in Hoffmanns "Serapionsbrüdern" heißt er Ottmar) hat Hitzig Spuren in der Literatur hinterlassen. Bedeutend für das literarische Leben Berlins wurde er durch die Gründung eines literarischen Vereins, der "Mittwochsgesellschaft" 1824, die bis weit in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts neben dem erst einige Jahre später entstandenen "Tunnel über der Spree" eine wichtige Rolle spielte.

Hitzig wohnte bis zu seinem Tod in der Friedrichstraße 242 nah am Halleschen Tor, wo sein Schwiegersohn, der Kunsthistoriker Franz Kugler, Anfang der 50er Jahre einen Salon unterhielt, in dem u. a. Theodor Fontane, Paul Heyse (der eine Tochter Kuglers heiratete) und andere Tunnelmitglieder verkehrten.

Gutzkow und Hitzig #

Über Gutzkow und Hitzig ist bislang nur wenig bekannt. Der "Mittwochsgesellschaft" stand der junge Gutzkow fern; der dort gepflegte Goethe-Kult muss den Anhänger Menzels und Börnes abgestoßen haben. Gutzkow erinnert sich später in seinen Rückblicken, als junger Mann einmal bei Hitzig angeklopft zu haben. Eine Förderung durch Hitzig wäre sicherlich leicht erfolgt. Doch das zur "Mittwochsgesellschaft" zählende literarische und gesellschaftliche Establishment Berlins dürfte dem jungen Republikaner suspekt erschienen sein.

Der Kontakt zu Hitzig wurde erst 1838 hergestellt, als Gutzkow sich im "Telegraph für Deutschland" eingehend mit dessen Beitrag "Über belletristische Schriftstellerei als Lebensberuf" auseinandersetzte (vgl. Gutzkows Artikel "Hitzig über die Existenz der Schriftsteller"; Rasch 3.38.07.13). Hitzigs Interesse für Fragen des Verlagsrechts und des geistigen Eigentums, für den Grenzbereich Buchhandel, Literatur und Rechtswesen teilte Gutzkow. Die seit 1840 erscheinende und von Hitzig redigierte "Allgemeine Press-Zeitung" verfolgte er genau und wies auf die Zeitschrift bzw. auf einzelne Beiträge mehrfach im "Telegraph für Deutschland" hin.

Zu einem Treffen mit Hitzig ist es sicher bei einem Berlinbesuch Gutzkows im Frühjahr 1840 gekommen. Er schreibt am 1. Mai 1840 an Ludwig Wihl: Bei Hitzig hab' ich eine Carte abgegeben u bin von ihm dringend eingeladen ihn nochmal zu besuchen: (er ist halb blind u kann nicht ausgehen) andre Woche werd' ich noch einmal hingehen (in: "Zuviel Krieg ist gefährlich". Aus dem Briefwechsel zwischen Karl Gutzkow und Ludwig Wihl 1838-40. Hg. von Wolfgang Rasch. In: Gustav Frank/Detlev Kopp (Hgg.): Gutzkow lesen! Bielefeld 2001, S. 158).

Bibliographie#

Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen. 2. ganz neu bearb. Aufl. Bd 9. Dresden 1910, S. 431-435.

Nikolaus Dorsch: Julius Eduard Hitzig. Literarisches Patriarchat und bürgerliche Karriere. Frankfurt/M. usw. 1994, S. 318-322. (In diesem Band (S. 293-316) findet sich auch ein Verzeichnis der von Hitzig 1808-15 verlegten Bücher.)

Werke / Ausgaben (Auswahl) #

Briefe #

Nachlass #

Märkisches Museum, Berlin.

Forschungsliteratur (Auswahl) #

Roland Berbig: Mittwochsgesellschaft. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825-1933. Hg. von Wulf Wülfing, Karin Bruns, Rolf Parr, Stuttgart, Weimar 1998, S. 326-332 (Repertorien zur Deutschen Literaturgeschichte, Bd 18). Nikolaus Dorsch: Julius Eduard Hitzig. Literarisches Patriarchat und bürgerliche Karriere. Frankfurt/M. usw. 1994 (Marburger germanistische Studien, Bd 15).

Frieda Nussbaum: Julius Eduard Hitzig als Biograph seiner Freunde. Phil. Diss. Wien 1993.

Zitat- und Belegstellen

Hitzig über die Existenz der Schriftsteller. In: Telegraph für Deutschland. Hamburg. Nr. 111, [13.] Juli 1838, S. 881-888, und Nr. 112, [14.] Juli 1838, S. 891-894. (Rasch 3.38.07.13)

[Eduard Hitzig und die „Preßzeitung“.] In: Kleine Chronik. In: Telegraph für Deutschland. Hamburg. Nr. 146, [10.] September 1838, S. 1167–1168. (Rasch 3.38.09.10.2)

(Wolfgang Rasch, Berlin)