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Der B. F. Voigt’sche Verlag in Weimar

Auszug

Eine Geschichte des deutschen Buchhandels fehlt uns noch. Sie könnte ein interessanter Beitrag sowol zu unserer Literatur- als zur Cultur- und politischen Geschichte werden. Aufopferung, Charakter und Gesinnung würden in einer solchen Darstellung der Schicksale ausgezeichneter Verleger ebenso ihre Stelle finden wie das bare Gegentheil derselben. Zum Glück liefert wenigstens nicht mehr das Kapitel des Nachdrucks Beispiele der Gesinnungslosigkeit, des Neides und der hämischen Schadenfreude.

Eine charakteristische Eigenschaft des deutschen Buchhandels ist die Specialität. Einzelne Buchhandlungen haben Generationen hindurch immer nur eine und dieselbe Gattung von Schriften verlegt. So die obengenannte Handlung. Als noch der Begründer derselben, Bernhard Friedrich Voigt, aus dem Herzen Thüringens, dem schönen Ilmenau, seine Verlagsartikel in die deutschen Lande auf jedem Wege, mit dem Postwagen und mit der Karre des Hausirers, schickte, hatte sich der anschlags- und erfindungsreiche Kopf die Bedürfnisse des gewerbtreibenden Volks als sein literarisches Merkziel gestellt und den jetzt bis auf 255 Bände gediehenen "Schauplatz der Künste und Handwerke" begründet. Von einfachen, auf grauem Papier gedruckten Handbüchern stieg die Vervollkommnung nach innen und nach außen. Die Fortschritte der Wissenschaften durften nicht unberücksichtigt bleiben und manches dieser Handbücher hat sich weit über die Sphäre der nächsten praktischen Brauchbarkeit bis zu wissenschaftlicher Bedeutung erhoben, z. B. im Berg- und Hüttenfach. Die Handbücher der Färberei, des Lackirens, des Ziegelbrennens, der Schlosserkunst, der Sattlerei, des Brunnenbohrens, der Kunsttischlerei erlebten fünfte, sechste Auflagen. Selbstverständlich mußte sich die Richtung dieser großartigen Encyklopädie mit der Zeit vorzugsweise dem Maschinenwesen zuwenden, dem denn auch eine reiche Anzahl von Bänden gewidmet ist.