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[Redaktionelle Anmerkung zu Hieronymus Lorm: "Charles Dickens"]

Auszug

So sehr wir mit dem Herrn Verfasser über die Belohnungen einverstanden sind, welche der das Leben verschönernden Phantasie der Dichter gebühren, so müssen wir doch in Betracht des Romans „Bleakhouse“ von Dickens hinzufügen, daß sein Werth nicht nach jenem obenerwähnten, enormen Ertrage zu beurtheilen ist. Vielleicht hat man in diesem und dem vorigen Sommer hier und da auf unsern Eisenbahnen Gelegenheit gehabt, Engländern und Engländerinnen zu begegnen, die eins der Hefte, in welchen jener Roman periodisch veröffentlicht wurde , bei sich hatten und darin blätterten. Für einen Schilling kaufte der Engländer nur drei Bogen vom Texte jenes Romans ; der Rest des starken Bandes bestand aus Annoncen . Die Industrie benutzte diesen Roman als öffentlichen Anzeiger und Charles Dickens gab dazu selbst die Idee an. Er verlegte ihn selbst und ließ Lampen, Gummigaloschen, Sattlerwaaren, Shirtinghemden, kurz alles nur irgend an die Oeffentlichkeit Angewiesene in beigebundenen Blättern von den betreffenden Fabrikanten anzeigen. Diese Methode, sich mit einem Romane 120,000 Thlr. zu erwerben, würde man in Deutschland schon annäherungsweise nachahmen können, wenn nur nicht der Autor, der es thäte, vielleicht bereits nach der zweiten Lieferung seines Werks vor Verdruß über den Hohn und Spott, den er dafür ernten würde, für immer verstummt wäre. Der deutsche Dichter soll nun einmal nur so schreiben und wirken, als wenn er vom Dufte der Blumen lebte.