Menu

Nur Schiller und Goethe?

Auszug

Gewiß eine merkwürdige Erscheinung, daß eine Nation zwei Dichter hat, die so ganz entgegengesetzten Naturen, der beschaulichen sowol wie der thatkräftigen, als voller Ausdruck ihres Seins und Empfindens dienen können.

Wenn man in Weimar das Doppelstandbild sieht, das Rietschel’s Kunst geschaffen, glaubt man anfangs an eine organische Einheit beider Gegensätze. Das (beiläufig: unruhige, weder Schillern noch Goethen ganz zu dem ihnen gerade auf weimarischem Boden gebührenden Recht der eigenen und getrennten Individualität kommenlassende Bildwerk) will gleichsam sagen: Hier ist Anfang und Ende der deutschen Literatur! Hier ist ein Ganzes, bestehend aus zwei gleichen, ebenbürtigen Theilen! Hier ist eine in sich abgeschlossene große und einheitliche Epoche!