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Görres über Göthe

Auszug

Das neueste Morgenblatt enthält von Görres einen bis heute unvollendeten Artikel über Göthe’s Briefwechsel mit einem Kinde. Wir wissen noch nicht, was er über Bettina von Arnim sagen wird, über ihre Liebe zu Göthe, und ihre Verheirathung mit der romantischen Schule, vorzüglich aber über die Leiden Achims von Arnim, ihres Gemahles, dieses unglücklichen Elfensohnes, der sich den Rest seines Lebens über mit rationeller Landwirthschaft plagte. Wir wissen noch nicht, wie wir Bettinen sehen werden, ob als geflügelte Libelle der Poesie, oder als gelehrte Dame mit dem nachlässigen Air einer Schriftstellerin, eine kleine runde Person, gehüllt in einen Shawl, der, wie immer von geistreichen, die Toilette nicht achtenden Frauen geschieht, über die Schultern und die beiden Arme fest angezogen wird, so daß die ganze Breite des Körpers zum Vorschein kömmt; endlich ob euch die grüne Brille nicht überraschen wird, mit welcher diese poetische Sylphide ihr Auge zu bewaffnen pflegt. Bis jetzt sprach Görres nur von Göthe: und wie sich erwarten ließ, mit demselben Arabeskengeschnörkel, das Görres’ Styl charakterisirt, mit seiner ganzen prophetischen Salbung, mit seinem massiven und doch pointirten Witze. Architektonisch bauen sich die Perioden auf, wie Rundbögen ziehen sich die Phrasen hin- und herüber, kleine gothische Spitzsäulen auf ihnen, und allerhand ciselirtes Blätterwerk drum herum, mystische Knaufe, geheimnißvolle Steinrosen. Und doch scheint die ganze Weise mehr Erinnerung zu sein. Görres setzt einen Trumpf darauf, zu zeigen, daß er noch immer in seiner alten Maurischen Manier befangen ist und in der Kutte des Priesters, die er im Grunde doch auf dem Leibe trägt, doch immer noch nicht vergessen hat, wie er sprach, als Jakobiner von Coblenz, als Heidelberger Mithrasdiener und als der geflügelte Rheinische Merkurius. Görres macht es, wie Heine. Beide fangen an, jeder sich selbst nachzuahmen.