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Eine Quarantäne im Irrenhause, von F. G. Kühne

Auszug

Welch ein sonderbarer Zugwind weht von Berlin herüber? Die zerrissene Philosophie der Rahel, Bettinen’s poetische Unmittelbarkeit, der Stieglitz tragisches Ende, Mundt’s mänadenhaftes Renegatenthum, Alexis’ düstre Verwirrung in seinem jüngsten Buche, und nun dies neue wehmüthige Chaos, in welches uns Kühne blicken läßt - wie charakteristisch ist dies Alles für ein Terrain, auf welchem man sich so fest glaubte, wo man vorn und hinten sich in seiner geträumten Vollendung anschauen ließ und alles Auswärtige mit so viel vornehmer Verachtung von sich wies! Also genügte Göthe und Hegel, genügte die Sonntag und Blücher doch nicht? Der Pietismus, der Beamtengeist, die Militärherrschaft, die Liedertafeln, die Humanitätsgesellschaften, die Schachklubbs, die Kunstausstellung, - waren diese Grundsäulen des Berliner Lebens doch zu schwach, um das große Gebäude der Zeit mit seinen unsichtbaren Granitideen zu tragen? Dies ist eine Thatsache, welche zu den auffallendsten Erscheinungen in unserm jüngsten öffentlichen Leben gehört.