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Ein neuer Roman von Wilibald Alexis

Auszug

In der Tendenz dieses Romans liegt seine Kraft. Die Wirkung dieser Kraft aber würde auch über die preußischen Marken hinausgehen, wenn der Dichter sich zu einer allgemeindeutschen und welthistorischen Höhe hätte aufschwingen wollen. Wir sagen nicht gerade - obgleich in Herzenssachen wohl das non ultra posse gilt - aufschwingen können. W. Alexis, in seinem specifisch preußischen Nationalgefühl, zog aus Gründen des Herzens die Einseitigkeit des ausschließlichen Schmerzes über den Untergang der Schöpfungen Friedrichs II vor. Der objectivere Leser wird über diesen Punkt mit dem Dichter rechten. Er wird ihm abstreiten daß das über Preußen hereingebrochne große Unglück lediglich in dem Zusammensturz der Hinterlassenschaft von Sanssouci zu suchen war. Er wird geltendmachen daß man so empfindsam in die Klagen über die Nichtbehauptung der Positionen des siebenjährigen Kriegs nicht miteinstimmen kann. Er wird das tragische Leid dieses Romans nur als ein relatives können gelten lassen, und den Wunsch nicht unterdrücken der Dichter hätte uns die damalige unglückliche Zeit auch in ihren productiven, glückverheißenden Factoren geschildert, Napoleon anders geschildert als durch die Vermittelung der preußischen Anschauung, Deutschland anders als nach den Reminiscenzen an die alte heilige römische Reichszeit. Selbst die Bedeutung Oesterreichs in den Wirren und Drangsalen jener Tage ist nicht scharf genug als derjenige Vordergrund hingestellt gegen den sich die Lage Preußens in ihrer ganzen Eigenthümlichkeit abheben konnte. Die bekannte Litteratur der „Fakkeln,“ „Feuerbrände,“ „Lichtstrahlen,“ „rothen Bücher,“ „Löscheimer“ und wie sich die dem Tage von Jena nachströmende Fluth der Nun-Alles-Besserwissens-Broschüren nannte, ist doch nur eine trübe Quelle, aus der man mit Vorsicht schöpfen muß. Was die Totalität seiner Anschauungen anlangt, scheint es, als wenn der Dichter dieser Quelle zuviel zugesprochen hätte. Oder es müßte denn seyn daß im Verlauf des Romans die Modificationen noch kommen werden, nach denen man sich in dem zuweilen erdrückenden Jammer der aufgeführten Personen um die untergegangene Herrlichkeit des alten Königs mit dem Krückstock bis jetzt vergebens umsieht.