Die Reichthümer der Phantasie
Auszug
Ein Stück Zucker? Der Zucker ist unschuldig … Aber – der Vogel hat einen garstigen Schnabel – wenn du den Zucker ihm mit der Lippe gegeben hättest – wenn du eine junge Dame wärst und der Vogel bisse in deine Lippe und die Lippe schwölle an, blutete, und die Wunde verschlimmerte sich und ein italienischer Doctor heilte die Wunde absichtlich falsch und die einst schöne Dame würde aus Intrigue häßlich und die Dame trüge – eine Maske und sie hieße die Gräfin mit der räthselhaften Maske und mein Roman hieße die Gräfin mit der räthselhaften Maske und dieser Roman gäbe fünfzig Feuilletons und die „Presse“ zahlte – à Feuilleton – à Spalte – à Zeile – wie viel?
Aber dann in den Gasthöfen wieder, besonders in den Gasthöfen kleinerer Städte oder einsamer Stationen – da ist zuvörderst gleich das Bett. Es riecht so sonderbar – nach Moder? – Sollte vielleicht – lag vielleicht vor einigen Stunden hier noch – eine Leiche? In der That – wenn die Thüren nicht schlössen oder wenn eine Versenkung plötzlich das Bett um Mitternacht einen Stock tiefer trüge oder wenn aus der Decke ein Stampf-Hammer oder ein beschwertes Bret wie in polnischen Räuberwirthshäusern im besten Schlaf auf die Gäste niederfiele und die Köpfe der Reisenden zusammendrückte?