Menu

Der Weihnachtabend

Auszug

Adventszeit hieß die ganze höchst merkwürdige Periode. Die „Currendejungen“ sangen des Abends auf den Straßen und sammelten in blechernen Büchsen; Nüsse und Aepfel wurden an Markttagen in Vorräthen eingekauft, aber noch nicht gezeigt, sie rasselten und dufteten nur; die ganze Erde war ein großes flüsterndes und tuschelndes Geheimniß.

Am Weihnachtabend bricht dann noch ein mal die Eisdecke des Jahres. Auf einige Stunden sinken noch ein mal alle gefrorenen Eispaläste der Seele, in deren bunten Lichtbrechungen sich der Jüngling schon gefällt. Das unsterbliche Anrecht auf Glück, das wir tief und unauslöschlich und durch keine Philosophie hinwegzureden in unserer Brust tragen, meldet sich noch ein mal wieder in diesem Weiheaugenblick – und dann mit so unwiderstehlicher Macht, daß manchem Jüngling die Weihnachtzeit oft nichts beschert als Thränen, ein Geschenk freilich, das auch seinen Werth hat und geradezu vom Himmel kommt.