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Am Lethestrom. Erinnerungen

Auszug

Die Kindesseele! Das Urgeheimniß im Menschen! Das Paradiesesheiligthum des keimenden geistigen Anfangs! Das war in den fünfziger Jahren fast eine Literaturparole geworden. Alles schrieb Jugenderinnerungen. War doch ein Mann aufgestanden, der geradezu erklärt hatte, die Gottheit ruhe im still bei seinem Spiele träumenden Kinde. Das „Buch der Kindheit“ von Bogumil Goltz führte vom rauschenden Gewühle des Tages, von den erbitterten Kämpfen der Parteien und Meinungen in eine uns umgebende, unmittelbar uns umrankende Märchenwelt zurück. Das Paradies sollte nach ihm in uns selbst liegen, wenn wir nur lauschen wollten auf diese wunderbaren Klänge, die aus der Jugendzeit zu uns herübertönten, sie nur sehen wollten, diese blitzenden Edelsteine einer geistigen Schatzkammer Aladdin’s in uns selbst. Sogar Rückert sollte in seinem Preise der Jugend noch nicht alle Siegel gelöst haben, die auf dem Evangelium der reinen Kindesseele ruhten.

Diesen Prediger der Kindesseele, Bogumil Goltz, hat kürzlich Robert Hamerling in Lindau’s „Gegenwart“ als einen Vertreter des „Pessimismus im Stadium der Tobsucht“ geschildert. Und seine Schilderung ist - wahr, vollkommen zutreffend; nur fehlen noch einige nähere Bezeichnungen, einige tieferliegende Erklärungen.