Edward Lytton Bulwer (1835)
Auszug
Die Consumtion der romanartigen Schriften ist bei uns noch immer so groß, daß unsere Landesprodukte nicht ausreichen, und nicht eher Behaglichkeit in unser Romanlesen einkehrt, als bis irgend ein fruchtbarer Ausländer die Theilnahme des Publikums ausschließend in Anspruch nimmt, bis einer Mode wird; denn viele Leute lesen nur dann gern, wenn sie wissen, daß es andere auch thun, daß sie darüber sprechen können. Sie mögen nichts Neues suchen, aber sie mögen der Mode, dem bestbefolgten Gesetze, in allen Dingen gehorchen.
Zur französischen Revolutionszeit entwickelte sich eben in Deutschland rührig und geschäftig die erste klassische Epoche unsrer eignen Literatur, Don Carlos und Wilhelm Meister bewegten uns, als die Franzosen einander hinrichteten und die Horen waren unsre Journale, die Xenien unsre Guillotine. Dabei haben sich unsere Köpfe sicherlich besser befunden; die französischen Schriften Diderot’s, Voltaires, Rousseau’s waren keineswegs allgemeine Lektüre, man darf kaum von Rousseau’s Emil sagen, daß er populär war. Unser Publikum verstand auch damals noch zu wenig Französisch und die Gouvernanten waren noch Prärogative des Adels, erst Napoleon hat die Sprache verbreitet, und das Uebersetzen datirt von ihm zuerst Bülletins, dann Memoiren.